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Veitshöchheim: Vor gut 50 Jahren: Umzug des Rathauses in den Kavaliersbau in Veitshöchheim

Veitshöchheim

Vor gut 50 Jahren: Umzug des Rathauses in den Kavaliersbau in Veitshöchheim

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    Eine der letzten Maßnahmen am so genannten Kavaliersbau in Veitshöchheim  war im März 2020 der Anbau einer Rampe am Zugang zum Mittelbau, um barrieregerecht die Kinderarztpraxis im Erdgeschoss erreichen zu können.
    Eine der letzten Maßnahmen am so genannten Kavaliersbau in Veitshöchheim  war im März 2020 der Anbau einer Rampe am Zugang zum Mittelbau, um barrieregerecht die Kinderarztpraxis im Erdgeschoss erreichen zu können. Foto: Dieter Gürz

    Vor mehr als 200 Jahren noch prägte höfisches Leben den Kavaliersbau in Veitshöchheim. Von 1902 bis 1968 unterrichtete hier die Bayerische Landesanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau den Nachwuchs der Winzer, Obstbauer und Gärtner. Das in seiner ursprünglichen Form von Fürstbischof Anselm Franz von Ingelheim von 1747 bis 1749 nach den Plänen von Balthasar Neumann als Kavaliersbau geschaffene Gebäude wurde 1972 nach umfassender Außenrestauration und vollständigem Innenausbau Sitz der Gemeindeverwaltung und weiterer wichtiger Objekte des Gemeindelebens.

    So konnte Veitshöchheim in seinem 925. Jubiläumsjahr zugleich "50 Jahre Rathaus im Kavaliersbau" feiern. Wie aus dem Zeitungsarchiv der Main-Post und den Sitzungsbüchern der Gemeinde zu entnehmen ist, ging damals eine für Veitshöchheim epochale Umgestaltung des Ortsmittelpunktes über die Bühne. Der Umzug der Verwaltung aus den beengten Verhältnissen der früheren Knabenschule in das neue Rathaus erfolgte bereits am 21. April 1972. Über die durch das Heeresmusikkorps 12 umrahmte Festversammlung zur Einweihung am 7. Oktober 1972 titelte die Main-Post: "Veitshöchheim rief - und tausend kamen" - "Die denkmalpflegerischen Vorstellungen voll erfüllt". Gewürdigt wurde vor allem der überragende Beitrag der Gemeinde für die Erhaltung dieses Baudenkmals.

    Der Umbau zum Rathaus dauerte zwei Jahre

    Für den damaligen Bürgermeister Erwin Vornberger waren es jedoch langjährige und zähe Verhandlungen, bis der Deal mit der Staatlichen Schlösserverwaltung als Eigentümerin unter Dach und Fach und vom Gemeinderat abgesegnet war. Im Erbbaurecht überließ der Freistaat Bayern der Gemeinde ab 1. Oktober 1969 auf die Dauer von 75 Jahren mit Recht auf Verlängerung die Baulichkeiten rund um den heutigen Rathausinnenhof (Nordtrakt, Mittelbau und Südflügel). 

    Der Kavaliersbau im Oktober 1972 kurz vor der Einweihung des neuen Rathauses. Deutlich ist die Veränderung im Erdgeschoss mit nun separaten Eingängen für Rathaus, Bücherei und Raiffeisenbank erkennbar.
    Der Kavaliersbau im Oktober 1972 kurz vor der Einweihung des neuen Rathauses. Deutlich ist die Veränderung im Erdgeschoss mit nun separaten Eingängen für Rathaus, Bücherei und Raiffeisenbank erkennbar. Foto: Röder

    Durch den teils sehr schlechten Zustand des Gebäudes dauerte der vom Landbauamt Würzburg geplante Umbau des Nordtraktes des Kavalierbaus zum Rathaus zwei Jahre. 1,5 Millionen D-Mark musste die Gemeinde dafür aufwenden. Ein neuer Massivtreppenaufgang aus Naturstein, der in der Gebäudemitte auch das voll ausbaufähige Dachgeschoss mit über 300 Quadratmetern erschloss, führte in den ersten Stock, der auf einer Fläche von 800 Qudratmetern ausschließlich der Gemeindeverwaltung einschließlich Sitzungssaal und Trausaal vorbehalten war.

    Grundstein für das "Haus der Begegnung" wurde 1974 gelegt

    Ohne Abtragung des Dachstuhls wurden neue Zwischenwände und Decken eingezogen und separate Eingänge für Rathaus, Bücherei und Raiffeisenbank konzipiert. Die historische Fensterordnung wurde von Schaufensterflächen für die Apotheke unterbrochen. Mit der Gemeindebücherei mit Phonothek im Ostflügel wurde auf 155 Quadratmetern ein völlig neues Informations- und Kulturzentrum geschaffen. In den 342 Quadratmeter großen Westteil des Erdgeschosses zog bereits im Oktober 1971 mit 35 Mitarbeitern die neuformierte Raiffeisenbank Würzburg und Umgebung mit Sitz in Veitshöchheim. Den östlichen Mittelbau mit einer Nutzfläche von 600 Quadratmetern richtete die Gemeinde für Wohnungen und eine Arztpraxis her.

    1973 nahmen das Projekt des katholischen Kirchenzentrums um die 1692 erbaute Vituskirche und die Sanierungsarbeiten am Südflügel Gestalt an. Weihbischof Alfons Kempf legte im März 1974 den Grundstein für das "Haus der Begegnung" (HdB) als neues katholisches Pfarrzentrum, für das zuvor ein Teil des Südflügel-Wirtschaftsgebäudes weichen musste. Das stehengebliebene Südflügelgebäude wurde im Oktober 1974 nach erfolgtem Umbau durch die Gemeinde als Hotel und Gaststätte "Ratskeller" mit 100 Sitzplätzen, 15 Betten und einer Wohnung seiner neuen Bestimmung übergeben. Ab 1975 hielt Pfarrer Ludwig Schneider die Gottesdienste im neuen Sakralraum des HdB ab, das auch als Begegnungsstätte für die unterschiedlichsten Veranstaltungen bald sehr begehrt war.

    Gemeinde beabsichtigt, das Haus der Begegnung zu erwerben

    Nur 24 Jahre später nach Umzug der Gemeindeverwaltung in das umgebaute Kavaliersgebäude verzeichnete die Gemeinde im Januar 1996 erneut einen Quantensprung. Wo im Erdgeschoss vormals eine Apotheke und die Gemeindebücherei war, tagte erstmals im neuen Sitzungssaal der Hauptausschuss und öffnete das neue Bürgerbüro seine Pforten. In absehbarerer Zeit ist eine Sanierung im Bereich des Rathauses geplant, wozu eine barrierefreie Erschließung, verbesserter  Brandschutz und die Sanierung des Daches zählen.

    Nur von kurzer Dauer war die Nutzung des Sakralraumes des 1975 fertiggestellten Pfarrzentrums "Haus der Begegnung". Es trauerten viele alte Veitshöchheimer ihrer alten Kirche nach, insbesondere vermissten sie den vollen Klang der großen Orgel bei großen Festgottesdiensten. Mit Abschluss der Innenrenovierung 1991 wurde die barocke Vituskirche nun unter Pfarrer Herbert Neeser wieder als Gotteshaus für die Gemeinde genutzt, der aufgelassene Sakralraum im HdB unter anderem für die Aftershowparty nach der Fernsehsitzung "Fastnacht in Franken. Es ist kein Geheimnis, dass die Gemeinde aktuell in Verhandlungen mit der Pfarrei steht, das HdB zu erwerben und es als Bürgerhaus zu verwenden.

    "Neues Schmuckstück in ehrwürdiger Umgebung - Kindergarten St. Bilhildis ein Lohn für Arbeit und Einsatz", so berichtete die Mainpost am 7. Juli 1973 über die Einweihung der Kita. 2013 wurde die Kita durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt.
    "Neues Schmuckstück in ehrwürdiger Umgebung - Kindergarten St. Bilhildis ein Lohn für Arbeit und Einsatz", so berichtete die Mainpost am 7. Juli 1973 über die Einweihung der Kita. 2013 wurde die Kita durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt. Foto: Archiv Sahlender

    40 Jahre nach Einweihung des Bilhildiskindergartens wurde nach Abbruch der alten Kita an gleicher Stelle im September 2013 ein 2,18 Millionen Euro teurer Kindergarten-Neubau mit 50 Kindergarten- und 24 Krippenplätzen bezogen, der den Haushalt der Gemeinde mit 690.000 Euro und die katholische Kirche mit 550.000 Euro belastete.

    Der Ratskeller wurde 2011 aufwändig umgestaltet. Nach Auszug der Bank wandelte die Gemeinde 1997 die Pachtfläche in zwei Arztpraxen um.

    Die Mainpost berichtete in ihrer Ausgabe vom 23. Oktober 1971: "Hofgarten bald wieder im Schutz seiner Mauer - Neue Linienführung im Bereich der ehemaligen Gärtnerei - Parkplatz für 70 Wagen - Stichstraße zum Rathaus".
    Die Mainpost berichtete in ihrer Ausgabe vom 23. Oktober 1971: "Hofgarten bald wieder im Schutz seiner Mauer - Neue Linienführung im Bereich der ehemaligen Gärtnerei - Parkplatz für 70 Wagen - Stichstraße zum Rathaus". Foto: Archiv Kraus
    Der neue Sitzungssaal mit dem großen hufeisenförmigen Tisch war zur Eröffnungssitzung des neuen Gemeinderates am 4. Juli 1972 rechtzeitig fertig (vereidigt wurden unter anderem Rudolf Hepf, Rainer Kinzkofer und Vera Struchholz). Die Stuhlreihen für die Zuhörer boten 50 Personen Platz. 1996 wurde der Sitzungssaal in das Erdgeschoss in die ehemalige Gemeindebücherei verlegt.
    Der neue Sitzungssaal mit dem großen hufeisenförmigen Tisch war zur Eröffnungssitzung des neuen Gemeinderates am 4. Juli 1972 rechtzeitig fertig (vereidigt wurden unter anderem Rudolf Hepf, Rainer Kinzkofer und Vera Struchholz). Die Stuhlreihen für die Zuhörer boten 50 Personen Platz. 1996 wurde der Sitzungssaal in das Erdgeschoss in die ehemalige Gemeindebücherei verlegt. Foto: Archiv Hans Kraus
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