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Würzburg: Vor Lockdown Nummer zwei: Wie ist die Stimmung in Würzburg?

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Vor Lockdown Nummer zwei: Wie ist die Stimmung in Würzburg?

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    Ab Montag gilt in ganz Deutschland ein "Lockdown-Light" für viele Bereiche des öffentlichen Lebens. Die Stimmung vieler Geschäftsleute und Unternehmer in Würzburg ist deshalb gedrückt.
    Ab Montag gilt in ganz Deutschland ein "Lockdown-Light" für viele Bereiche des öffentlichen Lebens. Die Stimmung vieler Geschäftsleute und Unternehmer in Würzburg ist deshalb gedrückt. Foto: Ulises Ruiz

    "Ich bin enttäuscht und auch ein bisschen fassungslos", sagt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß. "Ich hatte heute schon Händler und Gastronomen am Telefon, die haben geschluchzt. Das ist kein Witz. Die können die Entscheidung nicht nachvollziehen, weil gerade in der Gastronomie und im Handel die Hygieneregeln befolgt wurden, manchmal sogar besser als sie vorgeschrieben waren", berichtet Weier.

    Vieles sei für ihn auch nicht logisch. "Warum dürfen zum Beispiel Friseure offen bleiben und Kosmetikstudios nicht", fragt Weier. "Und die Schüler sehen sich in der Schule, aber nachmittags dürfen sie nicht mehr Fußball spielen. Wo ist die Trennlinie und warum ist die da."

    Es sei richtig, den Leuten zu sagen, dass sie sich weniger treffen sollen. "Aber die Innenstadt funktioniert nur im Zusammenspiel zwischen Handel und Gastronomie", weiß Weier. "Wenn das eine wegbricht, fehlen dem anderen auch die Kunden. Zudem hatten wir seitdem die Corona-Ampel dunkelrot ist einen Frequenzrückgang um etwa 30 Prozent in der Innenstadt. Die Leute kommen ja schon freiwillig weniger", weiß der WümS-Geschäftsführer.

    "Die Leute kommen ja schon freiwillig weniger."

    Wolfgang Weier, Geschäftsführer "Würzburg macht Spaß"

    "Wie meine Stimmung ist? Das wollen Sie jetzt nicht wissen", sagt Riccardo Menini, Chef der Trattoria Augusto in der Herzogenstraße. Ich habe in meinem Lokal innen zehn Plexiglaswände eingezogen, ebenso im Außenbereich. In der Küche habe ich eine neue Lüftungsanlage installieren lassen, die die Raumluft mindestens sechsmal in der Stunde tauscht und im Gastraum habe ich eine Luftraumdekontaminationsanlage auf UV-Basis installieren lassen", zählt er auf.

    Zudem habe ihm der Hausherr erlaubt, den Hinterhof zu benutzen. "Den habe ich komplett überdacht und eingehaust, neuen Strom legen lassen, damit ich Infrarotheizer einbauen konnte." Auf rund 10 000 Euro veranschlagt er seine Investitionen in einen kulinarischen Herbst. "Und jetzt ist zu", sagt er.

    Corona bedingte Gastro-Schließung: "Grundsätzlich ist man nicht erfreut"

    Etwas gelassener sieht Christof Lage vom vor zwei Wochen eröffneten Wirtshaus am Dom am Paradeplatz die Schließung ab kommendem Montag. "Grundsätzlich ist man nicht erfreut", sagt er. "Aber wir haben uns damit abgefunden." Es sei auf jeden Fall schade. "Es ist super angelaufen, die Küchenmannschaft hat sich jetzt gerade so richtig gut eingespielt und jetzt müssen wir alles wieder runter fahren", bedauert er.

    "Wir wollten an diesem Freitagabend eröffnen", sagt Georg Göbel, einer der Eigentümer des Hotels Stadt Mainz in der Semmelstraße. Seit Februar war das Hotel umgebaut und saniert worden, hatte neue Zimmer, eine neue Küche und eine neue Lüftungsanlage bekommen. "Ich werde heute abend mit dem Pächter besprechen wie das jetzt weiter geht. Lebensmittel sind schon gekauft und das dauert ein bisschen, bis er auf Außer-Haus-Verkauf umstellen kann. Zudem ist die Stadt Mainz ja nicht gerade für ihren Straßenverkauf bekannt." Auch hätten Hotelgäste die bereits gebuchten Zimmer wieder storniert, weiß Georg Göbel. "Aber damit müssen wir jetzt leben", sagt er.

    Massage-Studio: „Die Kunden treffen bei mir nie aufeinander"

    Neben der Gastronomie müssen auch Kosmetikstudios, Massagepraxen und Tattoostudios ab Montag schließen. "Ich kann es nicht verstehen", sagt Katharina Klundt, die ein Massagestudio in der Kaiserstraße betreibt. "Die Kunden treffen bei mir nie aufeinander, deshalb ist das Ansteckungsrisiko auch sehr gering." Schon während des Lockdowns im Frühjahr habe sie viele Kunden verloren, die auch nach der Wiedereröffnung ihrer Praxis nicht mehr in ihr Studio gekommen sind.

    Diese Gefahr sieht Hana Dickel für ihr Tattoostudio nicht. Die meisten ihrer Kunden seien geduldig, sagt die selbstständige Tätowiererin. "Ich arbeite aktuell noch Termine vom Februar ab." Aufgrund des Lockdowns werde ihre Kundschaft allerdings noch länger auf ihre Tätowierungen warten müssen als ohnehin schon. Trotzdem habe sie noch Glück, sagt Dickel: "Ich habe viele Kunden, die mir anbieten ihr Tattoo im Voraus zu zahlen und auch einen sehr kulanten Vermieter." Problematisch wäre es für sie erst dann, wenn der Lockdown länger als die angesetzten vier Wochen andauern sollte.

    Kritik an der beschlossenen Schließung kommt auch aus der Kulturbranche.

    Kritik an der beschlossenen Schließung kommt auch aus der Kulturbranche. Das Theater Chambinzky etwa habe 80 000 Euro investiert, um alle Hygieneauflagen akribisch umzusetzen, schreibt dessen Direktor und künstlerischer Leiter Csaba Béke in einer Pressemitteilung. Die Schließung halte er deshalb für unüberlegt. "Auch das Theater Chambinzky ist durch diesen unüberlegten Schnellschuss existenziell überaus stark gefährdet", teilt Béke mit und fordert schnelle und unbürokratische finanzielle Unterstützung vom Freistaat.

    Auch der Sport- und Freizeitbereich ist betroffen. So teilt die WVV mit, dass das erst im vergangenen Jahr neu eröffnete Nautiland und das Sandermare bereits ab diesem Samstag geschlossen bleiben und auch die Eisbahn am Nigglweg nicht wie geplant schon im November geöffnet werden kann. "Das ist bedauerlich für die Badegäste, die Sauna war ja noch geschlossen,", sagt WVV-Sprecher Jürgen Dornberger. "Wir sind aber zuversichtlich, dass es im Dezember mit dem Badebetrieb weiter geht und auch die Eisbahn dann eröffnet werden kann. Aber die Gesundheit der Badegäste und unserer Mitarbeiter geht derzeit vor", so Dornberger.

    „Am Telefon kann ich niemanden davon überzeugen, sich ehrenamtlich zu engagieren.“

    Boris Collmann, Vorstandsvorsitzender des Sportbunds Versbach

    Eine Herausforderung bedeutet der bevorstehende Lockdown für die Betreiber der Trampolinhalle "SkyandSand", die erst im Dezember vergangenen Jahres eröffnet hat. "Von den letzten zwölf Monaten durften wir nur acht öffnen", sagt Geschäftsführer Peter Cornely. Viel zu wenig Zeit, um ein finanzielles Polster aufzubauen. Ohne Fördergelder werde die Schließung für sein Unternehmen existenzbedrohend, befürchtet Cornely. "In jedem Fall werden wir einige gute Mitarbeiter verlieren."

    Auch der Vereinssport fällt in den kommenden Wochen flach

    Auch der Vereinssport fällt in den kommenden Wochen flach. "Für uns kommt das einer Katastrophe gleich", sagt Boris Collmann, Vorstandsvorsitzender des Sportbunds Versbach. Unter den aktuellen Umständen sei es schwierig das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Vereins aufrecht zu erhalten. "Am Telefon kann ich niemanden davon überzeugen, sich ehrenamtlich zu engagieren", erklärt Collmann.

    Die Pandemie bringt aber auch finanzielle Probleme mit sich. Schon jetzt fehlen die Einnahmen aus verschiedenen Veranstaltungen, die der Verein normalerweise ausrichtet. Hinzukommt, dass der Sportbund nun in den kommenden Wochen seine neu errichtete Sporthalle nicht wie üblich vermieten kann. Geld, das dem Sportbund langfristig fehlt. "Wir können nur hoffen, dass es im Dezember weitergehen kann", sagt Collmann.

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