Manchmal erweisen sich vermeintliche Hindernisse als begünstigende Faktoren. So jedenfalls könnte man die bisherige Geschichte des Würzburger Festivals Neues Lied umreißen, die eine Erfolgsgeschichte ist: Vom 11. bis 14. Dezember findet jetzt bereits die fünfte Ausgabe statt.
Das vermeintliche Hindernis? Es geht um Neue Musik, dazu noch um Kunstlied. Doch wie sich herausstellt, reagiert das Würzburger Publikum mit Neugier und Offenheit, anstatt mit Skepsis. Die Pianistin Esthea Kruger, Gründerin und Leiterin des Festivals, hat dazu eine ganz einfache Erklärung: "Fast niemand hat die Lieder, die auf dem Programm stehen, schon gehört", sagt die Südafrikanerin. "Man braucht kein Vorwissen, um die Musik zu genießen, und das erleichtert den Zugang."
Einführungen, Service im Konzert - und vor allem: Eintritt frei!
Weitere Faktoren: Alle Konzerte finden dank Fördergebern und Sponsoren bei freiem Eintritt statt. Es gibt zu jedem Programm Einführungen, zudem werden die Texte auf eine Leinwand projiziert. In der Oper ist das heutzutage Standard, bei Liederabenden ein bislang eher unüblicher Service.
Esthea Kruger, die in Würzburg studiert hat und nun an der Universität Kapstadt lehrt, will deshalb auch nicht von einem Erfolgsgeheimnis sprechen. "Es gibt kaum Festivals dieser Art in Deutschland. Mein Konzept ist ganz einfach, interessante Programme mit neuen Klangerfahrungen zusammenzustellen und zu zeigen, dass es vieles gibt, das zugänglich ist und Spaß macht."
Publikumsliebling: Das Festival bietet auch ein Wiedersehen mit Silke Evers
Hilfreich ist sicher auch, dass konsequent auf hohem Niveau musiziert wird. So ist etwa die Sopranistin Silke Evers mit dabei - bis vor kurzem beliebtes Ensemblemitglied am Mainfranken Theater, nun Professorin in Weimar und Expertin für Neue Musik.
Dass Neue Musik sogar richtig lustig sein kann, zeigt der erste von vier Abenden am Mittwoch, 11. Dezember, unter dem Titel "Von Cowboys und Cuisine": Die meisten Texte waren nicht für Kunstlieder vorgesehen, zum Beispiel die vier Rezepte aus einem französischen Kochbuch, die Leonard Bernstein unter dem Titel "La Bonne Cuisine" vertont hat.

Die reiche Musik- und vor allem Gesangstradition ihres Heimatlandes will Pianistin Esthea Kruger dann mit dem Konzert "Wamuhle Mzansi" (schönes Südafrika) am 13. Dezember vorstellen: "Es ist unglaublich, was es hier an Talenten gibt." Auf dem Programm stehen Werke, die vor allem in nichteuropäischer Tradition stehen. "Das ist eine ganz andere Klangwelt", sagt die Festival-Leiterin. "Sie zeigt auch die Wurzeln von Sängerinnen wie Pretty Yende, die inzwischen weltweit als Opernstars unterwegs sind."
Festival Neues Lied Würzburg, Konzerte vom 11. bis 14. Dezember bei freiem Eintritt an verschiedenen Orten. Programm unter: festivalneueslied.com/programm