Würzburg will bis 2045 klimaneutral sein. Dazu müssen Gas- und Ölheizungen durch andere Heizquellen ersetzt werden. Wie das funktioniert, zeigte der Ortsverband-Zellerau der Grünen kürzlich bei einem Stadtteilspaziergang in der Zellerau unter dem Motto "So geht Wärmewende".
1. Energetische Sanierung: Zwei Schulen werden gedämmt
Was die Stadt Würzburg mit ihren eigenen Gebäude macht, erläuterte Grünen-Stadtrat Manfred Dürr anhand der energetischen Sanierung der Friedensreich-Hundertwasser-Schule und der gegenüberliegenden Fanny Koenig Grundschule. An der sozialpädagogischen Einrichtung Hundertwasser-Schule wurde das Dach saniert und neu gedämmt. Die Grundschule wird aktuell mit 15 Zentimeter dicken Wärmeplatten ausgestattet. Laut Dürr senkt die Dämmung nicht nur den Heizverbrauch. Sie sei auch ein Schutz vor Überhitzung im Sommer.

Dabei müsse es nicht immer die Großinvestition sein, bei der Fenster getauscht oder Fassaden und Dach gedämmt werden. Auch kostengünstige Maßnahmen könnten Energie sparen. Als Beispiele nennt Dürr das Isolieren der Heizungsrohre oder die Optimierungen der vorhandenen Heizungsanlage beispielsweise durch eine bessere Abstimmung der Heizkörper aufeinander.
2. Wärmepumpen: Keine Angst vor dem Einsatz im Altbau
Plant man neben der energetischen Sanierung auch den Einbau einer Wärmepumpe, so lohnen sich die Maßnahmen doppelt, sagt Dürr. Der Ingenieur für Windkraftanlagen hat sich intensiv in das Thema eingearbeitet.
Denn die Dämmung senkt die Stromkosten - jedes Grad weniger Vorlauftemperatur bei der Heizung, spart laut Dürr etwa drei Prozent Strom. Als Orientierungswerte nennt er, dass der Austausch von Fenstern oder Heizkörpern die Vorlauftemperatur um zehn Grad senkt.

Im Bohlleitenweg und der Neidertstraße gibt es Häuser, die mit Wärmepumpen heizen. Die individuellen Ausgangssituationen sind dabei sehr unterschiedlich: Neben einem kernsanierten, gedämmten Haus mit Photovoltaik und Fußbodenheizung steht ein unsaniertes Haus. Beide heizen mit Wärmepumpen, die der Luft Wärme entziehen.
Geräusche machen die Geräte, die vor dem Haus stehen, kaum. Während Hausbesitzer in der Neidertstraße die alte Gasheizung komplett durch eine Wärmepumpe ersetzt haben, entschied sich der 98-jährige Nachbar für eine hybride Gas-Wärmepumpen-Lösung und nutzt laut Dürr damit bereits zu 65 Prozent erneuerbare Energie. Eine Photovoltaik-Anlage plant der Hausbesitzer noch. Laut Dürr ist eine gute Wärmepumpe auch in einem Altbau wirtschaftlich - vor allem, wenn die Heizkörper erneuert werden.

Auch die Wohnanlage "Alte Mälzerei" in der Frankfurter Straße, die aus einem saniertem Altbau und Neubau besteht, heizt mit Wärmepumpen. Das Besondere hier: statt Warmwasser verlaufen Kaltwasserleitungen in alle Wohnungen. Erst dort wird das Wasser erhitzt.
3. Ausbau von Fernwärme: Würzburgs Wärmeleitplanung ist in Arbeit
Die künftige Wärmeversorgung aller Stadtteile untersuchen Stadtverwaltung und WVV aktuell in einer Wärmeleitplanung. Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres vorliegen.

Fest steht, dass das Fernwärmenetz dabei eine große Rolle spielen wird, vor allem in den Stadtteilen, in denen es schon Fernwärmeleitungen gibt. In der Zellerau werden laut Dürr bislang vor allem große Wohnanlagen oder Einrichtungen wie das Altenheim der AWO in der Jägerstraße versorgt.
Geplant sind Ausbau und Verdichtung des Fernwärmenetzes - auch in der Zellerau. Nicht klar ist allerdings, wie schnell das passiert. "Wer also jetzt über eine neue Heizung nachdenkt, sollte nicht auf den Ausbau der Fernwärme warten", sagt Dürr. Zumal dezentrale Wärmepumpen auch effizienter seien. Die Fernwärme wird aktuell im Heizkraftwerk und im Müllheizkraftwerk erzeugt.
4. Großwärmepumpe: Fernwärme aus der Kläranlage Zellerau
Was gerade von der WVV geprüft wird, ist eine Großwärmepumpe am Klärwerk. Diese soll dem Abwasser Wärme entziehen und damit sowohl Energie zum Betrieb des Klärwerks erzeugen als auch Fernwärme zur Versorgung von Haushalten.

Aus den täglich 40.000 Kubikmeter geklärtes Wasser könnte laut Dürr eine Wärmeleistung von 15 bis 20 Megawatt gewonnen werden - etwa der Hälfte der Wärme, die das Müllheizkraftwerk produziert. Dürr hatte Anfang 2022 einen Antrag einer Machbarkeitsstudie dazu gestellt, die WVV arbeite daran.