Am Morgen nach der Abstimmung wirkt Jessica Hecht noch immer erleichtert: Platz 15 auf der bayerischen Landesliste der Grünen, das ist die Position, die der 52-Jährigen aus Zell (Lkr. Würzburg) die Möglichkeit eröffnet, dass es mit einem Sitz im Bundestag klappen könnte. Noch besser platziert, auf Rang acht, haben die Delegierten beim Parteitag in Hirschaid bei Bamberg den Spitzenkandidaten für Unterfranken, Niklas Wagener aus Aschaffenburg.
Jessica Hecht, die im Wahlkreis Würzburg auch Direktkandidatin ist, setzte sich in der parteiinternen Abstimmung um den 15. Platz knapp gegen zwei Mitbewerberinnen durch. In der Stichwahl gegen die Allgäuerin Andie Wörle lag sie am Ende mit 164:154 Delegiertenstimmen vorn. "Dieses Ergebnis gibt mir Rückenwind für den Wahlkampf", sagt die Kandidatin, die gerne die "erste grüne Bundestagsabgeordnete für Würzburg-Stadt und -Land" werden möchte.
Jessica Hecht positioniert sich gegen Gipsbergwerk
In ihrer Bewerbungsrede setzte sie zum einen auf die Themen Familie und Bildung. Hier brauche es mehr Chancengleichheit, gerade auch für Kinder mit Migrationshintergrund. Zum anderen positionierte sich Hecht klar beim Thema Wasserschutz. In Anspielung auf das geplante Gipsbergwerk im Wasserschutzgebiet bei Würzburg warnte sie davor, "einzuknicken vor den kurzfristigen Gewinninteressen von Unternehmen".
Ob Platz 15 auf der Grünen-Liste am 23. Februar tatsächlich für ein Abgeordnetenmandat reicht, ist offen. Experten interpretieren das neue Wahlrecht so, dass die Parteien pro Sitz circa ein Prozent der Stimmen im Freistaat erreichen müssen. Bei der Bundestagswahl 2021 kamen die Grünen in Bayern auf 14,1 Prozent. Das sorgte nach dem alten Wahlrecht dank vieler Ausgleichsmandate für 19 bayerische Grünen-Abgeordnete.
"Jessica Hecht hat zumindest eine realistische Chance", freute sich Volker Goll, einer der beiden Grünen-Bezirksvorsitzenden. Er sei "stolz" darauf, dass es den Unterfranken in der Partei gelungen sei, "erfolgreich Netzwerke zu knüpfen", um zwei Bewerber unter die Top 15 zu bringen. Dazu beigetragen habe am Ende aber auch die "gute Performance" der beiden Bewerber.

Gerade bei den Abstimmungen für die Listenplätze zwischen zehn und 20 war das Gerangel beim Parteitag in Hirschaid groß, bis zu fünf Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich den Delegierten.
Erwartungsgemäß ohne Gegenkandidat setzte sich derweil Niklas Wagener durch. Er kam auf 80 Prozent der Delegiertenstimmen. Das zweitjüngste Mitglied des Bundestags steht auf Position acht der bayerischen Grünen-Liste. Der 26-Jährige, der im Wahlkreis Aschaffenburg Direktkandidat ist, präsentierte sich als "Stimme des Waldes und eines nachhaltigen, regionalen Holzhandwerks" in der Grünen-Fraktion. Außerdem gab er ein klares Plädoyer für die militärische Unterstützung der Ukraine ab.
Schäfer, Hofreiter und Roth führen die Liste an
Angeführt wird die Grünen-Landesliste für die Bundestagswahl von den beiden oberbayerischen Abgeordneten Jamila Schäfer und Anton Hofreiter. Kultur-Staatsministerin Claudia Roth aus Schwaben, die bei den vergangenen Wahlen auf Platz eins stand, belegt Position drei.
Die übrigen Unterfranken Peter Weis (Direktkandidat in Main-Spessart), Christian Ruser (Bad Kissingen) und Stefan Weidinger (Schweinfurt) belegen die Listenplätze 30, 44 und 56.