"Ich will nicht hier stehen und Vorträge halten. Mir geht es darum zu erfahren, was die Menschen in Würzburg bewegt", so begann die parteilose OB-Kandidatin Claudia Stamm ihre erste Wahlkampf-Veranstaltung unter der Überschrift "Jetzt reden Sie". Im Theater am Neunerplatz sollte es am Sonntagvormittag vor allem um das gehen, was die Zellerauer bewegt. Viele Themen waren das nicht.
Dass der ÖPNV des Stadtteils seit 2023 "abgehängt" sei, war eines davon. So wurde kritisiert, dass die über 50 Jahre alten Duewag-Straßenbahnen, die ausgefallenen Niederflurwagen GT-N seitdem ersetzen, immer noch in die Zellerau fahren würden. "Gehbehinderte Menschen können da nicht einsteigen", kritisierte ein Bürger.
"Wenn es Schienenersatz mit Bussen gibt, dann in der Zellerau", bemängelte ein anderer. OB-Kandidatin Stamm nickte zu den Kritikpunkten. Sie sagte, dass am ÖPNV in Würzburg einiges verbessert werden müsste. Als Beispiel nannte sie eine Taktverdichtung. Allerdings gibt es eigentlich schon einen Fünf-Minuten-Takt bei der Straba. Dieser wurde im September 2023 eingeführt, aber bereits im November wieder ausgesetzt, weil es seit dem Ausfall der GT-N-Reihe nicht genügend Fahrzeuge dafür gibt.
Kritik an der Einbahnstraße am Zeller Berg
Ein anderer Zellerauer thematisierte die Verkehrssituation am Zeller Berg. Dort dürfen Autos und Lkws seit 2020 nur noch stadtauswärts fahren. Dafür gibt es in beiden Richtungen einen Radweg. "Das geht gar nicht. Am Main stauen sich jetzt die Autos", schimpfte der Anwohner.
Stamm stimmte dem Mann zu: "Die Regelung erzeugt Staus und ist dadurch klimaschädlich. Das ist Fakt." Ihr "erster Impuls" sei deshalb, die Straße wieder beidseitig befahrbar machen zu wollen. "Allerdings würde ich vorher, mit allen Betroffenen reden wollen. Denn die Interessenslage ist unterschiedlich." Auch bei der Veranstaltung gab es eine positive Äußerung: "Seitdem dort Einbahnstraße ist, kann ich dort ohne Angst mit dem Rad fahren."

Weitere Punkte, die Stamm aus der Zellerau mitnehmen konnte, kamen nicht zur Sprache. Stattdessen wollte eine Bürgerin mehr von der Kandidatin wissen: "Was wollen Sie für Würzburg? Welche Entwicklung ist Ihnen wichtig?"
Stamm: "Wen trauen Sie zu, diese Pläne erfolgreich umzusetzen?"
Claudia Stamm berichtete, dass ihre Vision für Würzburg auf Bildung, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit aufbaue. Als konkrete wichtige Projekte der Stadt nannte sie die Multifunktionsarena, mehr Investitionen in den Wohnungsbau und mehr Grün in der Innenstadt. "Hier unterscheiden sich die OB-Kandidatinnen und der OB-Kandidat nicht groß", erklärte sie. Die entscheidende Frage sei deshalb: "Wem trauen sie zu, diese Pläne erfolgreich umzusetzen?"

Eine Art "Wahlversprechen" stellte Stamm am Sonntag auch vor. Sie habe jetzt einen Laden in der Augustinerstraße 8 bezogen. Das "Stamm-Lokal" wolle sie im Wahlkampf als Büro und für Veranstaltungen nutzen. Auf Nachfrage der Redaktion erklärt Stamm, dass ihr der Raum momentan mietfrei zur Verfügung gestellt werde. Falls sie OB werden würde, will sie mit einem Teil ihres Gehalts ein Ladenlokal im Zentrum anmieten, "um einen Raum für alle zu schaffen". Dieser soll ein "konsumfreier Ort für Begegnung" sein, der auch von Initiativen oder für ehrenamtliche Hilfsangebote genutzt werden könnte.
Weitere Veranstaltungen, bei denen Stamm mit Bürgern ins Gespräch kommen will: 27. März ab 17.30 Uhr Eröffnung des "Stamm-Lokals" in der Augustinerstraße, 7. April um 19 Uhr im Kunsthaus Michel in der Semmelstraße und 15. April ab 20 Uhr im "Stamm-Lokal". Dorthin kommt am 28. April Radio-Moderator Fritz Egner zu "Hits and Talks".
Veranstaltungstipp: Zur OB-Wahl in Würzburg veranstaltet die Main-Post am Dienstag, 1. April (Beginn: 19 Uhr), eine Wahlarena mit allen Kandidierenden. Die Wahlarena findet im Vogel Convention Center statt, der Eintritt ist frei.