So nah war sie noch nie. Und so weit waren die Planungen auch noch niemals fortgeschritten. Dass Würzburg - nach jahrzehntelangen Versuchen - tatsächlich eine neue Multifunktionsarena bekommen wird, erscheint inzwischen keine Frage des ob mehr zu sein - sondern nur noch eine des wann. Und selbst dies ist offenbar nach Informationen dieser Redaktion inzwischen weitestgehend geklärt. Plan ist: Spatenstich Anfang 2020. Eröffnung frühestens ab Herbst 2021.
Dank eines sogenannten Satzungsbeschlusses des Würzburger Stadtrats über den Bebauungsplan der Halle, die nahe des Hauptbahnhofs, östlich der Grombühlbrücke hinter dem Hotelturm in der Schweinfurter Straße, entstehen soll, dürfen der Bauherr und die Projektgesellschaft nun den Bauantrag einreichen. Wenn der passt, kann die Stadt die Baugenehmigung erteilen. Was laut Experteneinschätzung dann auch schnell erfolgt. Dies darf durchaus als weiterer Meilenstein zur Entstehung der dann angeblich modernsten, weil neuesten Multifunktionsarena dieser Republik durchgehen.
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"Wir arbeiten an dem Bauantrag sehr intensiv und wollen bis Sommer fertig sein, damit wir ihn auch wasserdicht einreichen können", sagt Thomas Oehler, Geschäftsführer der Projektgesellschaft, die im Auftrag der Zukunftsstiftung Würzburg den Bau vorantreibt. Gegründet wurde die gemeinnützige Stiftung von Bernd Freier, Eigentümer des Bekleidungsherstellers und Handelskettenbetreibers s.Oliver mit Sitz in Rottendorf (Lkr. Würzburg) und 7400 Mitarbeitern. Freier ist Kuratoriumsvorsitzender. Sein Stellvertreter ist Michael Reizel, ebenfalls Stifter und Chef der BVUK.-Gruppe, die Menschen gegen Berufsunfähigkeit versichert und betriebliche Altersvorsorge anbietet. Die Stiftung hat - nach Informationen dieser Redaktion - den Gründungsbetrag von elf Millionen Euro bereits weiter aufgestockt.
"Die Stadtverwaltung wird diesen nächsten Planungsschritt in enger Abstimmung mit der Projektgesellschaft begleiten."
Benjamin Schneider, Stadtbaurat von Würzburg
"Es ist zu begrüßen, dass die Projektgesellschaft die nächsten Schritte zur Realisierung angeht und eine zeitnahe Einreichung der Bauantragsunterlagen vorbereitet", sagt Würzburgs neuer Stadtbaurat Benjamin Schneider: "Die Stadtverwaltung wird diesen nächsten Planungsschritt in enger Abstimmung mit der Projektgesellschaft in den nächsten Monaten begleiten." Heißt auf Nichtbürokratendeutsch: Die Stadt unterstützt den Bau - natürlich innerhalb der (europaweit verbindlichen) Förderrichtlinien und geltenden Rechts - ziemlich vorbehaltlos. Schneider bezeichnet die geplante neue Halle als "wichtigen Stadtbaustein".

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt hat sich vom Stadtrat die Genehmigung eingeholt, die Halle, deren Bau etwa 35 Millionen Euro kosten wird, mit zwölf Millionen zu fördern - vor allem durch die Übernahme von Zins und Tilgung nötiger Bankdarlehen. "Wir sind natürlich sehr froh darüber und dankbar dafür, dass die Stadt sich derart an dem Projekt beteiligt", sagt Stefan Rühling, der Vorstandsvorsitzende der Zukunftsstiftung Würzburg. Er war lange Jahre Vorsitzender der Geschäftsführung von Vogel Business Media und bei Bertelsmann. "Es ist ein einzigartiges Modell."
Das offenbar Charmante des Projekts ist das Stiftungsmodell. Sehr holzschnittartig erklärt: Die Stiftung baut die Halle, ermächtigt eine Firma zum Betrieb, etwaige Gewinne gehen zurück an die Stiftung, die sich verpflichtet hat, soziale Projekte zu unterstützen. Das größte Problem solcher Arenen - das zeigt die Vergangenheit andernorts - ist der Umstand, dass allzu oft und vor allem allzu hoch Darlehen während des aktuellen Betriebs bedient werden müssen, was den Betreibergesellschaften häufig die Luft abschnürte. Genau dies soll in Würzburg dank der Stiftung vermieden werden, da während des Betriebs der Halle keine Bau-Darlehen mehr bedient werden müssen.
Der geplante Dreiklang
Die geplante Arena soll bei Sportveranstaltungen gut 6000 Zuschauern Platz bieten, bei Konzerten mit unbestuhltem Innenraum bis zu 8000. Geplant sind summa summarum 90 Veranstaltungen jedes Jahr - eine eher konservative und zurückhaltende Rechnung. In vergleichbaren Arenen wie etwa in Ulm, wo es durch einen Hallenneubau nicht nur im Sport einen enormen Aufschwung gab, rechnen sie mit 150 Veranstaltungen im Jahr. Oehler und Rühling betonen den Multifunktionscharakter der Arena in Würzburg und heben den geplanten Dreiklang hervor: 30 Mal Konzerte, 30 Mal Sport, 30 Mal Firmenveranstaltungen und Kongresse.

Allen, die Bedenken hegen, der Verkehr am chronisch überlasteten Berliner Ring in Würzburg und der Schweinfurter Straße würde wegen einer neuen Halle kollabieren, entgegnen die Hallenmacher mit einem recht simplen Argument: Der Großteil der Veranstaltungen findet abends oder am Wochenende statt, dann steht ausreichend Parkraum im Umfeld zur Verfügung und Überschneidungen mit dem Berufsverkehr werden vermieden. Im Umkreis von 800 Metern zur Arena stünden nach dem Ist-Stand, der Planungen und nach dem (Neu-)Bau von einem Arena-Parkhaus und dem "Quellenbachparkhaus" am Bahnhof bereits mehr als 2500 Stellplätze parat. Zudem soll das Veranstaltungsticket zum Einsatz kommen: Drei Stunden vor und nach einer Veranstaltung können Ticketinhaber damit mit dem ÖPNV die Arena erreichen - gratis.