Wegen eines Warnstreiks im bayerischen Groß- und Einzelhandel wird es an diesem Mittwoch voraussichtlich auch in unterfränkischen Geschäften zu Einschnitten kommen. So müsse die Kundschaft mit Warteschlangen an den Kassen rechnen, sagte der regionale Streikleiter Peter König von der Gewerkschaft Verdi in Würzburg. Außerdem könne es sein, dass in den Läden die Regale vorübergehend nicht aufgefüllt werden.
Verdi hat die Beschäftigten von 170 Handelsunternehmen in Bayern zu einer zentralen Protestkundgebung am Mittwoch von 10.30 bis 12 Uhr in Nürnberg aufgerufen. König zufolge werden dort "2000 bis 3000" Streikende erwartet, rund 450 davon aus Unterfranken. Die Streikquote liege je nach Geschäft zwischen 30 und 80 Prozent der Belegschaft.
Um welche Geschäfte in Unterfranken es geht
In Unterfranken werden nach Königs Angaben diese Läden von der ganztägigen Aktion betroffen sein:
- Buchhandlung Hugendubel in Würzburg und Schweinfurt
- Kaufland-Supermärkte in Schweinfurt und Bad Kissingen sowie Kaufland-Logistikzentrum in Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt)
- Marktkauf in Schweinfurt
- Galeria Kaufhof in Schweinfurt
- Parfümerie Douglas in Würzburg und Aschaffenburg
- Modehaus H&M in Würzburg und Schweinfurt
Verdi hat auch Beschäftigte vieler anderer Handelsunternehmen zum Warnstreik aufgerufen, darunter von Ikea, Amazon, Lidl, Netto, Norma, Rewe, Saturn und Bauhaus. In Unterfranken seien diese Adressen aber nicht von der Demonstration an diesem Mittwoch betroffen, so König. Noch nicht, denn zum Beispiel bei Edeka werde es aller Voraussicht nach in der kommenden Woche auch in der Region zu Streikaktionen kommen.
Was die Gewerkschaft Verdi fordert
Die Gewerkschaft will "nach dem enttäuschenden Auftakt der Tarifverhandlungen im bayerischen Handel" mit dem Warnstreik ihre Forderungen nach mehr Geld für die Belegschaften unterstreichen. So sollen im Groß- und Außenhandel unter anderem 13 Prozent mehr Lohn und Gehalt gezahlt werden.
Für den Einzel- und Versandhandel will Verdi 2,50 Euro mehr pro Arbeitsstunde. Was nach wenig klinge, sei für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine echte Bereicherung. Denn die Mehrheit werde nach Königs Worten "knapp über dem Mindestlohn" bezahlt, der seit Oktober bundesweit bei 12 Euro liegt.
Verdi-Verhandlungsführer: Viel Altersarmut zu befürchten
Die Laufzeit der Tarifverträge soll laut Verdi jeweils zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeberverbände haben nach Gewerkschaftsangaben unter anderem Lohnerhöhungen von bis zu 4 Prozent und Inflationsausgleichsprämien von "weit unter 1000 Euro" angeboten.
"Der überwiegende Teil der Beschäftigten im bayerischen Handel ist akut von Altersarmut bedroht", rechtfertigte Thomas Gürlebeck, Verdi-Verhandlungsführer im bayerischen Großhandel, laut einer Mitteilung die Forderungen. Streikleiter König ergänzte gegenüber dieser Redaktion, dass gerade die Lebensmittelhändler während der Corona-Pandemie "das Geschäft ihres Lebens" gemacht hätten. "Und sie verdienen jetzt immer noch blendend."