"Super, es gibt viel zu entdecken", sagt der eine über die Landesgartenschau. "Schrecklich, nur Beton und Rasen", meint ein anderer. Zwei Einschätzungen aus dem Internet, die eines zeigen: Die Bewertung der Bayerischen Landesgartenschau (LGS) in Würzburg ist Geschmacksache. Über andere Aspekte des fünfmonatigen Großspektakels lässt sich dagegen streiten.
Die moderne Schau auf dem ehemaligen US-Militärgelände hat vielen gefallen. Familien, Dauerkartenbesitzern, die mehrmals kamen und sich an Details auf dem 28 Hektar großen Gelände erfreuten und Menschen, die sich für Geschichte, Stadtentwicklung oder Biologie interessieren.
Wer nicht gut zu Fuß ist, ungern Infotexte liest oder wenig Zeit mitbrachte, konnte mit der nüchternen Atmosphäre der weiten Grünflächen weniger anfangen. Besucher aus der Stadt und dem Umland brachten beim Besuch des ebenen Neubau-Gebietes am Hubland im Kopf die Bilder des Jahres 1990 mit. Damals strömten 2,5 Millionen Besucher in die Landesgartenschau zwischen den Festungsmauern - ein heimeliges, eingewachsenes, abwechslungsreiches Areal nahe der Innenstadt.
Die Bilder von 1990 im Kopf
Doch damals hatten Gartenschauen noch weniger Konkurrenz durch andere Veranstaltungen. Heutzutage zieht keine Bayerische Landesgartenschau mehr solche Massen an. In Bamberg und Bayreuth etwa war man 2012 und 2016 mit jeweils rund einer Million Besucher sehr zufrieden. Zur Landesgartenschau in Deggendorf kamen 2014 mit mehr als 800 000 mehr Gäste als erwartet. Die Würzburger Schau hat das nicht geschafft. Knapp ein Drittel weniger Besucher als die kalkulierte Million sind in den vergangenen fünf Monaten gekommen.
Das bedeutet für die Stadt einige Millionen Euro Miese und eine verpasste Chance. Während 1990 ganz Würzburg stolz auf die tolle Schau war, wird jetzt diskutiert, wer was vermasselt hat und was das für das Image der Stadt bedeutet. Von positiven Effekten für Einzelhandel, Hotels oder Gastronomie war bislang nichts zu hören.
Woran lag es? Waren 18 Euro Eintritt für Erwachsene zuviel? Tatsächlich waren die Tagestickets in Bamberg und Bayreuth mit 15 und 16 Euro etwas günstiger. 2018 entspricht der Würzburger Preis aber dem anderer Landesgartenschauen.
War es zu heiß? Die LGS Lahr in Baden-Württemberg kämpfte ebenfalls mit der Hitze, trotzdem war sie aller Voraussicht nach erfolgreich - sprich: erfüllte die Erwartungen. Dort verlängerte man allerdings in Reaktion auf das heiße Wetter zum Beispiel die abendlichen Einlasszeiten.
Schlechte Mund- und Facebook-Propaganda
Der enttäuschte Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) schiebt den Schwarzen Peter der Bayerischen Landesgartenschaugesellschaft zu. Die Gartenprofis aus München hätten Fehler gemacht. Auch andere Beteiligte erklären, dass diese wenig offen für Anregungen gewesen seien. Man hört aber auch, dass es an Unterstützung der Stadt gefehlt habe.
Ein Betrachter von Außen kann nur bedingt erkennen, was intern schief läuft. Auffällig ist aber der Dominoeffekt: Wenn erst einmal etwas schief läuft, setzt sich das in der Außenwahrnehmung fort. Verstärkt wurde diese Wirkung durch die mittlerweile gängige Art der Kommunikation. Denn dank Internet wusste die Welt wenige Wochen nach der Eröffnung im April, dass die LGS 2018 einen Pannenstart hingelegt hatte. Die Macher reagierten etwas verspätet:mehr Blumen, mehr Infos, eine Besucherbahn.
Doch die anfänglich negative Mund- beziehungsweise Facebook-Propaganda pflanzte sich fort. Dabei wird sowohl in den Sozialen Medien wie auch am Stammtisch weniger differenziert als vielmehr polarisiert. Dass sich ein Besuch nicht lohne, war die häufige Botschaft. Und wer trotzdem hinging, hielt oft gerade nach dem Ausschau, was die breite, schlechte Meinung bestätigte.
Den Machern der LGS gelang es nicht diesen Negativtrend zu stoppen. Das ist schade für alle, die sich dort engagiert haben. Aber auch für die, die vielleicht mit einem Besuch etwas verpasst haben. Ein Trost: Die Gartenschau hinterlässt einen wunderschönen Park. Und der steht künftig allen offen.