Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Warum in Würzburg Wohnungen knapp sind

WÜRZBURG

Warum in Würzburg Wohnungen knapp sind

    • |
    • |
    StadtGespräch zum Thema Wohnen im Alexander-Schröder-Haus.
    StadtGespräch zum Thema Wohnen im Alexander-Schröder-Haus. Foto: Foto: Julia Back

    Wird Wohnen in Würzburg zum Luxus? Im „StadtGespräch“ von Main-Post und Rudolf-Alexander-Schröder-Haus zum Thema Wohnen wurde diese Frage auf dem Podium mit einem Remis beantwortet: „Nein“ sagten Stadtbaureferent Christian Baumgart, Stadtbau-Geschäftsführer Hans Sartoris und Jürgen Kirchner, Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins. „Ja“ meinten dagegen Studierendenvertreter Daniel Janke, Michael Thiergärtner, Leiter der Beratungsstelle für Wohnungslose und Familienvater Dominique Schmitt.

    90 Bewerbungen, aber keinen Mietvertrag

    Entsprechend kontrovers verlief die gut eineinhalbstündige Diskussion. „Wohnungsnot“ bedeutet für jeden etwas anderes: Familie Schmitt empfindet es als Not, dass sie seit Jahren sucht aber kein bezahlbares Haus im Frauenland findet. Schmitt: „Eine Doppelhaus-Hälfte, die vor acht Jahren dort für eine halbe Million Euro zu haben waren, kostet heute das Dreifache.“

    Thiergärtner versteht unter „Wohnungsnot“, dass Menschen in Notlagen „kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben“. Wer einen Schufa-Eintrag, eine schlecht bezahlte Arbeit oder gar keine hat, „bekommt auch nach 90 Bewerbungen keinen Mietvertrag.“

    Von der Not eines Rentners erzählte Roland Vogt, 77 Jahre, der mit seiner Frau zur Diskussion ins Alexander-Schröder-Haus gekommen war. „Wir finden keine Wohnung in der Stadt, die wir von unserer Rente bezahlen können.“

    Die Probleme junger Leute schilderte Studierendenvertreter Janke: „Es gibt Studierende, die ihren zugangsbeschränkten Platz an der Würzburger Uni nicht annehmen konnten, weil sie keine Wohnung gefunden haben.“ Rund 35 000 Menschen studieren in Würzburg. 350 Euro ist laut Janke die Schmerzgrenze für ein Dach über dem Kopf. Er fordert: „Das Studentenwerk muss wieder mehr bauen.“

    Warum gibt es in Würzburg zu wenig bezahlbare Wohnungen?

    So vielfältig wie das Problem, sind auch die Gründe dafür. Günstige Wohnungen fehlen in der Stadt, „weil es in der Stadt in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Geschosswohnungsbau vernachlässigt wurde“, erklärte Stadtbaurat Baumgart. Das könne man der Stadtverwaltung vorwerfen. Neue Baugebiete wurden schwerpunktmäßig für Ein- bis Zweifamilienhäuser ausgewiesen.

    Dazu kommt, dass der Sozialwohnungsbau – wie in ganz Deutschland – auch in Würzburg seit 20 Jahren rückläufig ist. So gab es 2010 noch 4500 Sozialwohnungen in der Stadt. Heute sind es 3800.

    Wohnraum ist heute aber auch anders verteilt als früher. „Während ein Würzburger 1910 im Durchschnitt auf zehn Quadratmetern lebte, liegt der Wohnraumbedarf pro Kopf heute bei 46 Quadratmetern,“ berichtete Baumgart. Das heißt: Ein Einwohner braucht heute fast fünfmal so viel Platz wie vor 100 Jahren.

    Dass es gerade Familien schwer haben, eine größere Wohnung zu finden, liegt laut Stadtbau-Chef Sartoris daran, dass in gut 80 Prozent der Haushalte der Stadt nur eine oder zwei Personen leben. „Entsprechend werden auch viele kleine Wohnungen gebaut.“ Außerdem würde die Vermietung einzelner WG-Zimmer mehr Geld bringen als die an eine Familie. So könne man in der Sanderau beobachten, die sich von einem Stadtviertel für Familien in ein studentisches verwandeln würde.

    Der Mietmarkt unterliegt Schwankungen

    „Bis in die 70er Jahre bauten Privatpersonen noch Mehrfamilienhäuser“, erklärte Kirchner vom Haus- und Grundbesitzerverein. Inzwischen seien Boden- und Baukosten aber so extrem gestiegen, dass es solche Bauherren nicht mehr gibt.

    Kirchner erinnerte daran, dass der Mietmarkt Schwankungen unterliegt: „Vor 15 Jahren zogen die Leute von der Stadt aufs Land und in Würzburg musste man Mieter suchen.“ Der Wohnungsmarkt unterliege den üblichen Marktgesetzen, also reguliere die Nachfrage auf Dauer das Angebot. Diese Meinung teilten freilich nicht alle Diskussionsteilnehmer.

    „Unsere Aufgabe ist es, den Anteil an bezahlbaren Wohnungen stabil zu halten“, sagte Sartorius. So habe die Stadtbau – gegen den allgemeinen Trend – sogar heute mehr Sozialwohnungen als früher. Heute sind es 2000, 2007 waren es 1600.

    „Was tut die Stadt sonst noch?“, wollte Moderator und Leiter der Main-Post-Lokalredaktion Torsten Schleicher wissen. Baumgart nannte zwei Dinge. Zum einen müsse „verdichtet“ werden, was Bebauung von Baulücken und Aufstockung der vorhandenen Bebauung bedeutet. „Das wird schmerzhaft“, erklärte der „Bauminister“ einer Stadt, „die um jeden grünen Fleck kämpft“. Zum anderen müsse die Stadt den sozialen Wohnungsbau ankurbeln.

    „Den Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen kann man im Bebauungsplan festschreiben,“ nannte Baumgart das Instrument, das der Stadt dafür zur Verfügung steht. So wurde am Hubland ein Anteil von 35 Prozent festgelegt. 2500 Wohnungen werden insgesamt im neuen Stadtteil gebaut.

    Sozialwohnungen auf dem Post-Areal?

    Aber auch am Post-Areal am Bahnhof, wo private Investoren 400 Wohnungen planen, müsse die Stadt laut Baumgart „die politische Stärke und das Rückgrat haben“, einen Anteil an Sozialwohnungen im Bebauungsplan festzuschreiben.

    Am Ende der Veranstaltung bat Moderator Schleicher noch um einen Blick in die Zukunft, der erwartungsgemäß unterschiedlich ausfiel. Einig waren sich die Vertreter von Wohnraum Suchenden und die Vertreter derer, die diesen Schaffen allerdings darin: Es sind große Anstrengungen nötig, damit das Wohnen in Würzburg in zehn Jahren kein Luxus wird.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden