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WÜRZBURG: Warum Kinder Spielplätze brauchen

WÜRZBURG

Warum Kinder Spielplätze brauchen

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    Ein Flugzeug zum Klettern erinnert auf dem Landesgartenschaugelände in Würzburg an die ehemalige Nutzung als Flugplatz.
    Ein Flugzeug zum Klettern erinnert auf dem Landesgartenschaugelände in Würzburg an die ehemalige Nutzung als Flugplatz. Foto: Foto: Patty Varasano

    Kinder lieben es draußen zu spielen: rennen, hüpfen, springen, klettern und die Natur entdecken. Studien des Deutschen Kinderhilfswerks belegen, dass sich eine kinderfreundliche Stadtplanung und die Möglichkeit zum selbstbestimmten Spielen auf die Lebensqualität und Entwicklungschancen von Kindern auswirken. Barbara Hutter, Jahrgang 1963, ist Landschaftsarchitektin im Büro hutterreimann in Berlin und hat schon viele Spielplätze geplant und realisiert. Auch die neuen Spielplätze auf dem Gelände der Landesgartenschau in Würzburg sind unter ihrer Federführung entstanden. Wir haben mit ihr über die Bedeutung des Spielens und was einen guten Spielplatz ausmacht gesprochen.

    Warum brauchen Kinder Spielplätze?

    Barbara Hutter: Kinder brauchen Freiräume, in denen sie sich bewegen, ihre Energien positiv einsetzen können, mit anderen Kindern interagieren können und Dinge tun, die ihre Fantasie anregt. Spielplätze sind zuallererst Orte für Kinder, sozusagen ihr Hoheitsgebiet – vor allem deshalb sind sie wichtig. Jeder braucht etwas, dass ihm im übertragenen Sinne gehört, offen steht.

    Abheben und in Schwung kommen: Schaukeln dürfen auf keinem Spielplatz fehlen.
    Abheben und in Schwung kommen: Schaukeln dürfen auf keinem Spielplatz fehlen. Foto: Foto: Patty Varasano

    Gibt es Klassiker, wie Karussell oder Rutsche, die nicht fehlen dürfen?

    Barbara Hutter: Schaukeln dürfen nicht fehlen, würde ich sagen.

    Welche Art von Spielplätzen stehen bei Kindern hoch im Kurs?

    Barbara Hutter: Es gibt ja ganz unterschiedliche Ideen von Spielplätzen. Oft ist auch die Grenze zwischen Spiel und Sport fliesend. Da gibt es Naturspielplätze, die mit viel Holz, Sand, vielleicht Wasser auskommen und bevorzugt naturnah zwischen Bäumen liegen. Es gibt verschiedenste Anlagen für Rollsport – vom Bobbycar über den Roller bis zur Skateranlage – die komplett aus Beton sind. Es gibt Kletteranlagen im Wald oder ganz abstrakt auf Gummibelägen. Ein Spielplatz ist beliebt und funktioniert wunderbar, wenn er eine kreative Gestaltungsidee verfolgt, die einen hohen Spielwert also eine große Vielfalt unterschiedlicher Nutzungen ermöglicht.

    Was ist das wichtigste Kriterium für einen tollen Spielplatz?

    Barbara Hutter: Das Wichtigste ist, dass Spielplätze „in der Nähe sind“, dass die Kinder also alleine hinkommen, dass sie sicher zu erreichen sind und ein sicheres Umfeld haben, also nicht an einer befahrenen Straßen liegen oder Absturz- oder andere Verletzungsgefahren aufweisen. Sie sollten übersichtlich gestaltet und für die Kinder leicht auffindbar sein. Spielplätze sind bezüglich der allgemeinen Sicherheit der Geräte, der Fallhöhen, der Sicherheitsabstände geprüft und werden in unseren Städten regelmäßig von den zuständigen Behörden gewartet und überprüft.

    Nähe und Sicherheit sind wichtig, doch was macht den Spielplatz zu einem richtigen Treffpunkt?

    Barabara Hutter: Wenn er Neugierde bei den Kindern weckt, zur Aneignung anregt, ohne exakt „vorzuschreiben“ wie die einzelnen Bestandteile zu benutzen sind. Zum Beispiel: Ein waagerechter Holzbalken oder ein liegender Baumstamm mit gesägter, waagerechter Oberfläche kann zum Balancieren, Hüpfen, Sitzen, Liegen, Förmchenspielen und vielem mehr anregen, wenn er die Interaktion der Kinder untereinander anregt und Eltern freundlich aufnimmt, denn auch sie sollen sich ja dort wohlfühlen.

    Die meisten Kinder gehen ja nicht alleine auf den Spielplatz. Was wünschen sich die Eltern?

    Barbara Hutter: Das ist genauso unterschiedlich wie bei Kindern, hier hat jeder seinen eigenen Geschmack. Eltern wollen auch nett irgendwo sitzen, auf eigenen Plätzen und sie wollen sich genauso wohlfühlen wie die Kinder.

    Welche Defizite beobachten Sie auf Spielplätzen?

    Barbara Hutter: Lieblosigkeit, wo nur Geräte abgestellt werden, eine Sandkiste, eine Rutsche, ein Wackeltier und die passen dann nicht mal zusammen – dies trifft öfter auf private wohnungsnahe Freiflächen zu, wo lediglich eine baurechtliche Forderung erfüllt wird, sehr selten auf öffentliche Grünanlagen.

    Wie viel Geld sollte eine Stadt für Spielplätze ausgeben?

    Barbara Hutter: Eine Stadt sollte vor allem genügend Geld für die Sicherung der Grundstücke sowie die Pflege und Entwicklung von Grünanlagen bereitstellen. Rasenflächen können gut zum Ballspiel genutzt werden, in Strauchflächen kann man Verstecken spielen, aber sauber müssen sie sein.

    Wann ist es Zeit, einen Spielplatz zu erneuern?

    Landschaftsarchitektin Barbara Hutter iim Bild mit ihrem Mann Stefan Reimann.
    Landschaftsarchitektin Barbara Hutter iim Bild mit ihrem Mann Stefan Reimann. Foto: Foto: Obermeier

    Barbara Hutter: Spielplätze haben natürlich ein Verfallsdatum, irgendwann ist der Materialverschleiß zu groß, ich würde sagen spätestens nach 20 bis 30 Jahren. Da lohnt es sich dann für die Stadt auch mal eine neue Planung zu beauftragen, damit Zeitgemässes entsteht. Wie in allen Bereichen unseres Lebens gibt es ja immer neue Moden, so auch in der Freizeitgestaltung. Neue Anlagen sollten jedenfalls barrierefrei erreichbar sein und inklusive Angebote enthalten, die das selbstverständliche Miteinander fördern.

    Bäume, Büsche und Pflanzen: Was sollte auf Spielplätzen angepflanzt werden?

    Barbara Hutter: Bäume sind wichtig, sie bieten Schatten, sie binden Feinstaub, das grüne Laub beruhigt die Sinne – mich machen Bäume glücklich und warum sollte es nicht anderen auch so gehen. Toll ist es, wenn es schon große Bäume gibt, mit Neupflanzungen muss man etwas mehr Geduld haben, die muss man auch mal vor den Kindern schützen und bei Strauchflächen ist immer auf die Robustheit zu achten, Kinderspiel ist ja durchaus rau. Anders ist das im betreuten Umfeld, in Schulen und Kitas ist der spielerische Umgang mit Obst, Gemüse, Kräutern ganz wichtig.

    Was sind Ihre Lieblingsspielplätze?

    Barbara Hutter: Wir haben Spielplätze gebaut, die „Robinson Crusoe“ heißen, „Zum Jupiter“ oder auch „Alles auf Zucker“ und die diese Themen auch spielerisch interpretieren. Unser letztes Beteiligungsverfahren mit Kita- und Grundschulkindern hatte „Weltraumpiraten“ zum Ergebnis. Das sind für uns als Landschaftsarchitekten Herausforderungen, die sehr viel Spaß machen.

    Was macht die Spielplatz auf dem Gelände der Landesgartenschau in Würzburg besonders?

    Outdoor Kreativbuch
    Outdoor Kreativbuch Foto: Foto: Coppenrath

    Barbara Hutter: Auf der Landesgartenschau in Würzburg gibt es ganz unterschiedliche Spielplätze. Es gibt das sogenannte „Aktivband Eschenallee“, dass die Freizeitnutzungen in den ehemaligen Leighton Barracks interpretiert, mit Streetball, Tischtennis, Soccer, Beach-Volleyball, Trampolins und Picknick-Areas. Es gibt die „Fliegerei“, sowohl als ganz real erkennbares Flugzeug am Elferweg oder als Tower im südlichen Parkteil. Aber auch in ganz unterschiedlichen Geräten, die Rotation, Beschleunigung, Abheben nachempfinden. Und es gibt den großen Spielplatz „Fauna und Flora des Muschelkalkmeeres“. Mit Riffen zum Klettern, mit Wassererlebnissen, mit dem großen Ceratiten zum Klettern, Schaukeln, Rutschen und Hangeln. Er erzählt spielerisch von der erdgeschichtlichen Entstehung des Muschelkalkrückens des Hublandes. Und das Schöne ist, alles ist von allen gut nutzbar. Wir beobachteten Großmütter, die mit ihrem Enkel am Streetballplatz trippeln. In den Schaukeln lümmeln Liebespaare, träumen Jungs, bewegen sich ganze Familien im Gleichklang, drängen Mädchen in abenteuerliche Höhen.

    Buchtipp „Mir ist so langweilig!“ – Dagegen gibt es nun ein prima Rezept oder besser gesagt sogar 101 Ideen und Projekte. Das „Outdoor Kreativbuch – Lust auf draußen“ (Coppenrath Verlag, 16,95 Euro) von Dawn Isaac sorgt für neue Impulse, wenn die Eltern mal wieder vorschlagen, geht doch einfach draußen spielen. Für jede Jahreszeit hat die Autorin ein Outdoor-Beschäftigungsprogramm für Kinder von sechs bis zehn Jahren zusammengestellt: für Geduldige und Ungeduldige, zum Basteln, Bauen, Gestalten und Spielen, allein oder zusammen mit Freunden, im Garten, in der Wildnis oder am Meer. Noch dazu gibt es Ideen, wie Kinder Balkon, Terrasse oder Garten nach ihrem Geschmack gestalten können. Pro Doppelseite wird eine Idee vorgestellt. Mit einer witzigen textlichen Anleitung, Fotos, Zeichnungen und einer Materialliste in einer Box. Allzu exotisch sind die Dinge, die man für die Projekte braucht, nicht. Häufig sind es Alltagsgegenstände, die man sowieso im Haus hat. So wird gezeigt, wie man alte Gummistiefel aufpeppt, ein Unterwassersichtgerät baut, einen Mondscheingarten einrichtet oder mit Matsch kocht. „Eure Eltern werden mich lieben!“, schreibt die Autorin.

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