„Segen bringen, Segen sein“, unter diesem Motto findet zurzeit wieder die „Aktion Dreikönigssingen“ statt. Zum 60. Mal ziehen Kinder in den Tagen rund um Dreikönig am 6. Januar von Tür zu Tür. Sie sammeln Geld für Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa.
In Deutschland werden rund 300 000 Sternsinger unterwegs sein. Allein 8500 sind in der Diözese Würzburg aktiv. Auch Bergtheim zählt zu den 740 Städten und Gemeinden in der Diözese, in der sich Kinder und Jugendliche für die Sternsingeraktion des Kindermissionswerks und des „Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) auf den Weg machen.
32 Sternsinger unterwegs
32 „Sternsinger“ zwischen neun und 16 Jahren haben sich auf Einladung der Pfarrgemeinde St. Bartholomäus einweisen, „einkleiden“ und mit den Gebrauchsgegenständen ausstatten lassen. Das hat die „Leiterrunde“ der Ministranten gemacht. Sie besteht aktuell aus Anne Klebes und Jochen Friederich als erste und zweite Sprecher sowie aus Monja Friederich, Laurin Kauschka, Maria Keller, Emil Klebes, Lotta Königer, Hannah Lichtlein und Lorena Neeser.
Am 6. Januar werden die Bergtheimer Sternsinger von Pfarrer Helmut Rügamer in einem Gottesdienst ausgesendet. Sie sollen „in Gottes Namen“ den Menschen im Dorf Segen für das neue Jahr wünschen. Das machen sie mit einem traditionellen Lied, mit einem gereimten Segenswunsch und mit dem Schriftzug 20+C+M+B+18, den sie an die Haustüren schreiben oder kleben.
Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder
Die drei Buchstaben bedeuten nicht Caspar, Melchior und Baltasar. Das sollen der Legende nach die Namen der „drei Weisen aus dem Morgenland“ gewesen sein. Eine biblische Geschichte erzählt von Sterndeutern, die aus fernen Ländern zur Krippe in Betlehem gekommen waren, um den neugeborenen Jesus zu sehen. Die Sterndeuter hatten ihn als Sohn Gottes erkannt.
C+M+B ist die Abkürzung der lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat“. Das heißt übersetzt „Christus segne dieses Haus“. Dieser Segen soll Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbinden. So wie die Sternsingeraktion, die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Jedes Jahr gibt es ein Beispielland und ein besonderes Thema. In diesem Jahr ist Indien das Beispielland und die Kinderarbeit das Thema.
Kinderarbeit in Indien
In Indien arbeiten viele Kinder von morgens bis abends, jeden Tag in der Woche. Oft sind sie erst fünf Jahre alt. Weil sie zum Lebensunterhalt der Familie beitragen müssen, haben sie keine Zeit für die Schule oder zum Spielen. Sie müssen Müll, Elektroschrott und Metall sortieren, in einem Steinbruch arbeiten, Teppiche knüpfen, Spielzeug zusammenstecken, Modeschmuck herstellen, Zigaretten drehen oder Zeitschriften verkaufen.
„Wir erklären unseren Sternsingern, wofür sie Geld sammeln und welche Projekte das Kindermissionswerk unterstützt“, erklären die 16-jährige Anne und der 15-jährige Jochen in Bergtheim, die ihre Sache sehr ernst nehmen. Es ist Tradition im Dorf, dass sich die Erwachsenen nicht einmischen. Lediglich zwei Mütter kochen das Mittagessen für die Sternsinger und das Pfarrbüro besorgt die nötigen Materialien wie die neuen Klebefolien für die Türen.
Straßenkarten für die Sternsinger
Längst schon hat die neunköpfige Leiterrunde die Sterne, Kleider und Kronen gesichtet sowie die Straßenzüge neu eingeteilt und sie für die einzelnen Gruppen farbig auf Karten markiert. Sie hat mit den Kindern das Lied eingeübt, das vom „Herrn der Welten all“, der „zwischen Ochs und Esel in einer Krippe im Stall liegt“ erzählt. Auch der Segensspruch „Ganz nahe der Stadt Bethlehem, da blieb der Stern der Weisen stehn'“ hat Tradition im Dorf.
Keine Sorge: Allzu fromm geht es bei den Sternsingern nicht zu. Beim Rundgang wird auch viel gelacht und herumgealbert. Dennoch: Das Geld, das von den Dorfbewohnern in die verplombten Büchsen gesteckt wird, kommt vollständig der Aktion zugute. Im vergangenen Jahr kamen in Bergtheim rund 3000 Euro zusammen.
Spaß bei der gemeinsamen Aktion
Schlechte Erfahrungen mit den Hausbewohnern haben die Bergtheimer Sternsinger noch nicht gemacht. Die meisten Menschen würden schon auf sie warten und manchmal gibt es einen Tee zum Aufwärmen. Zugesteckte Süßigkeiten dürfen die Kinder behalten und untereinander aufteilen. „Da kommen allerlei Schokolade, Chips oder Gummibärchen zusammen“, gestehen die Oberministranten.
Die vielen Süßigkeiten allein können es allerdings nicht sein, warum sich Kinder und Jugendliche Jahr für Jahr verkleiden und stundenlang bei Wind und Wetter an den Haustüren klingeln. „Wir machen etwas gemeinsam, das macht Spaß“, erklärt der 14-jährige Laurin. Die gleichaltrige Lorena weiß: „Wir haben die Verantwortung, den Segen ins Dorf zu bringen“.
„Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich den gesammelten Geldbetrag höre“, ergänzt Leiterin Anne. Sie sei dann „immer ein wenig stolz, dass ich dazu beigetragen habe, anderen Kindern auf der Welt zu helfen“. Mehr als eine Milliarde Euro wurden insgesamt seit dem Start der Aktion Dreikönigssingen im Jahr 1959 gesammelt. Über 71 700 Hilfsprojekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastoral, Ernährung, soziale Integration und Nothilfe wurden damit schon unterstützt.
Bundesweite Aussendung in Trier
Der Ortsteil Bergtheim ist mit seinen 2200 Einwohnern relativ klein. Die Bergtheimer Sternsinger waren nicht bei der bundesweiten Aussendung am 29. Dezember 2017 in Trier dabei und auch nicht bei der berührenden diözesanen Aussendung am 4. Januar in Würzburg. Trotz des gelungenen Programms des Referats für Ministrantenarbeit und liturgische Bildung der Diözese und des BDKJ Würzburg.
Dennoch reihen sich die Bergtheimer Kinder und Jugendlichen mit ihren Sternen, bunten Umhängen, Kronen, geweihten Kreiden und Spendendosen ein in die 60. Aktion „Segen bringen, Segen sein“ des Kindermissionswerks und des BDKJ Deutschland. Offensichtlich trägt das Dreikönigssingen einen besonderen Zauber in sich. Es hat kleinste Dörfer erreicht.