Ungefähr 200 Häuser am Stadtrand von Würzburg sind nicht an die Abwasserversorgung angeschlossen. Sie leiten ihr Schmutzwasser in eine Grube auf dem eigenen Grundstück. Laut Stadt sind das rund 120 dauerhaft bewohnte Anwesen, beispielsweise in Unterdürrbach, im Steinbachtal, in Rottenbauerer und Reichenberger Grund oder im Pleichachgrund und hinter der Steinburg. Die restlichen 80 sind Wochenendhäuser.
Die Besitzer haben bislang eine Firma beauftragt, die je nach Größe der Grube ungefähr zwei bis vier Mal pro Jahr zur Entsorgung kam. Doch seit 2018 kommt ein anderer Entsorger. Dieser verlangte anfangs fast das Dreifache, mittlerweile ist die Gebühr leicht gesunken, jedoch noch weit höher als früher. Das sorgt für Ärger.
Grundwasser muss geschützt werden
"Die Stadt Würzburg ist jetzt nach dem Bayerischen Wassergesetz zur Beseitigung der anfallenden Abwässer verpflichtet", teilt Rathaussprecher Georg Wagenbrenner auf Anfrage mit. Diese Vorgabe diene dem Umweltschutz und soll das Grundwasser schützen. Es soll verhindert werden, dass Abwasser illegal entsorgt und einfach von der Grube in den Garten gekippt wird.
Die Stadt habe die Grubenleerung in einer öffentlichen Ausschreibung vergeben und die günstigste Firma bis Dezember 2019 beauftragt. Danach erfolge einen neue Ausschreibung. Es hätte nur ein weiteres Angebot gegeben, das jedoch teurer gewesen wäre.
In einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, informierte die Stadt die Bürger über die neue Gebührenordnung. Statt 18,10 Euro pro Kubikmeter, die sie bisher bei einem Anbieter bezahlen mussten, kostet es jetzt 48,85 Euro. Dazu kamen noch Kosten für die Anfahrt von insgesamt 275 Euro. Auch hier war die frühere Firma 95 Euro billiger.
Kosten nach neuerlicher Ausschreibung gesenkt
Nachdem sich betroffene Anwohner beschwert hatten, wurde die Gebühr nach einer erneuten Ausschreibung reduziert. Aktuell kostet die Anfahrt 220 Euro, pro Kubikmeter Abwasser zahlen die Bewohner 40,79 Euro. Die Anlieferung in der Kläranlage in Würzburg kostet 18,10 Euro pro Kubikmeter. Im Vergleich dazu die Kosten normaler Haushalte: 1,89 Euro pro Kubikmeter.
"Wir haben kein Interesse daran, weil das für uns zu viel wäre."
Carlo Linz, Unternehmer
Die Firma Carlo Linz, die bisher die Abholung bei einigen Anwesen in Stadtgebiet erledigt hat, hat sich nicht an der Ausschreibung beteiligt, teilt der Firmenchef mit. "Wir haben kein Interesse daran, weil das für uns zu viel wäre. Wir setzen mehr auf Kanalreinigung", so Carlo Linz. Außerdem verfüge seine Firma nicht über die nötigen Gerätschaften und Fahrzeuge, um sämtliche Grundstücke zu erreichen.
Warum die Stadt Würzburg sich jetzt so einmischt, versteht Linz nicht. Stattdessen schlägt er eine Nachweis-Lösung, wie sie in andere Städte praktizieren, vor. Bei seinen Kunden, die ihm seit 30 oder 40 Jahren die Treue halten, würde er dann weiterhin die Grube entleeren. Bei der Nachweis-Lösung müssen die Hauseigentümer belegen, dass ihre Grube ordnungsgemäß geleert wurde.
Im Steinbachtal stehen einige Häuser nur 100 Meter vor Ortsgrenze zu Höchberg. Dort sind die Gebühren um ein Vielfaches günstiger. "Die Anwohner organisieren die Leerung selbst und legen uns die Nachweise vor", sagt Stefan Koch vom Bauamt der Gemeinde Höchberg.