Eine graue Backsteinfassade, dunkle Fenster und ein Gerüst an einer Seite des Gebäudes – von außen wirkt das Jugendzentrum Ochsenfurt unauffällig. Mittags ist hier noch nichts los. Erst am Nachmittag, wenn die Schule aus ist und Hausaufgaben erledigt sind, kehrt in das Gebäude in der Uffenheimer Straße Leben ein. Dann verbringen unter der Woche jeden Tag 20 bis 25 Jugendliche und junge Erwachsene ihre Freizeit dort, sagt Ihintza Doyle, Leiterin des Juz. Zumindest in den Wintermonaten. Dann sei immer etwas mehr los als im Sommer.
"Billard, Kicker, Basketball, aber auch Brettspiele", zählt Doyle auf. Das Jugendzentrum sei gut ausgestattet mit allem, was die jungen Besucherinnen und Besucher gerne machen. Generell gehe es immer darum, den Betrieb des Juz nach den Wünschen der Jugendlichen zu gestalten. "Wir wollen, dass sie hier eine gute Zeit haben können in einer sicheren Umgebung", sagt die Leiterin.
Fünfmal die Woche öffnet die Einrichtung, die vom Kreisverband Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) betrieben wird. Montags für jüngere Besucherinnen und Besucher von zehn bis 15 Jahren, Dienstag bis Freitag sind die älteren von 15 bis 26 Jahren dran. Dann können die Jugendlichen in den Räumlichkeiten spielen, sich entspannen oder kreativ austoben und Freunde treffen, wie sie möchten.
Regelmäßige Aktivitäten und Ausflüge
Neben dem offenen Betrieb gebe es jede Woche verschiedene Angebote, oft zu einem festen Thema. Vergangene Woche etwa einen Kochabend und Karaoke, sagt sie. Auf einer Liste können die Jugendlichen ihre eigenen Vorschläge aufschreiben. "Da würden wir uns noch mehr Beteiligung wünschen", sagt Doyle. Schließlich solle das Programm zu den Besucherinnen und Besuchern passen. Allerdings sei es eine Herausforderung, die Jugendlichen dazu zu motivieren, sich selbst aktiv zu beteiligen.
"Hier können Jugendliche nebenbei viele Erfahrungen in der Gruppe machen und soziale Kompetenzen erlernen."
Ihintza Doyle, Leiterin des Jugendzentrums
Die Aktivitäten sind in der Regel kostenlos. "Wir wollen ja, dass möglichst jeder mitmachen kann", sagt die Leiterin. Finanziert wird das Juz durch die Stadt Ochsenfurt, das BRK und Spenden. Plakate und Fotos an den bunt gestrichenen Wänden der Innenräume zeigen Eindrücke von den verschiedenen Aktionen. Auch größere Ausflüge ständen auf dem Programm, sagt Doyle. Für die Frühlings- und Sommermonate sei etwa geplant, mit den Kindern und Jugendlichen Bowlen, Lasertag spielen oder Go-Kart fahren zu gehen.

Was auf den ersten Blick vor allem nach Spaß und Unterhaltung klingt, hat Doyle zufolge aber auch einen ernsten Hintergrund. "Hier können Jugendliche nebenbei viele Erfahrungen in der Gruppe machen und soziale Kompetenzen erlernen, ohne dass sie es überhaupt merken", sagt sie. Das helfe am Ende nicht nur ihnen selbst, sondern auch der Gesellschaft.
Etwa die Hälfte der Jugendlichen hat einen Migrationshintergrund
Gleichzeitig träfen im Juz Jugendliche verschiedener Nationalitäten aufeinander. Integration fände quasi nebenher statt, denn etwa die Hälfte der Besucherinnen und Besucher hätten einen Migrationshintergrund. Auch wer Hilfe brauche, etwa in der Schule oder bei anderen Sorgen und Problemen, bekomme hier Unterstützung, sagt Ihintza Doyle.

Sie ist eine von drei hauptamtlichen Betreuerinnen und Betreuern im Ochsenfurter Jugendzentrum und hat 2019 die Leitung von Tanja Welzenbach übernommen. Seitdem habe sich einiges verändert, sagt sie. "Damals war der Altersdurchschnitt zum Beispiel viel höher", erinnert Doyle sich an ihre Anfangszeit. Vor allem junge Erwachsene hätten damals Zeit im Juz verbracht. "Das wollten wir ändern und das hat auch geklappt", sagt sie. Etwa der Youth Day speziell für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre habe diese Altersgruppe auf die Angebote des Juz aufmerksam gemacht. "Heute ist das bei uns gemischter." Auch Angebote speziell für Mädchen wurden eingerichtet.
Der Umzug ins Obergeschoss steht an
Im Sommer steht im Juz wieder eine Veränderung an. Dann soll die Einrichtung verlegt werden in das Obergeschoss des Hauses. "Ein bisschen schade ist das schon, weil wir hier alles mit den Jugendlichen zusammen eingerichtet haben", meint Doyle. "Aber oben haben wir dafür mehr Platz." Und wie der genutzt werden soll, können die Besucherinnen und Besucher mitentscheiden. Besonders weit oben auf der Wunschliste stehe ein Fitnessraum. Aber auch darüber hinaus wolle das Team die neuen Räume gemeinsam mit den Jugendlichen gestalten. Ganz nach deren Wünschen und Bedürfnissen.