"Es reicht nicht, was wir die letzten 20 Jahre für unseren Wasserhaushalt gemacht haben", davon ist Thomas Keller angesichts des Klimawandels überzeugt. Für den Leiter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach "wurde in unserer Region das Zwei-Grad-Ziel der internationalen Klimapolitik schon gerissen". Geringere Niederschläge würden sich mit höchsten Temperaturen überlagern und zwar "ausgerechnet dann, wenn die Pflanzen wachsen".
Behördenleiter Keller, Wolfgang Patzwahl, Sebastian Frey und Charlotte Pohse waren die Referenten des ersten Abends der dreiteiligen Vortragsreihe „Klima-Land(wirt)schaft in der Praxis“ der Zukunftsinitiative Land(wirt)schaft. Die Initiative aus Umweltverbänden und -gruppen will Grundstücksbesitzer, Kommunen, Kirchen und Landwirte mit Politikern und Behörden zusammenbringen.
Die Landwirtschaft kann die Folgen des Klimawandels abmildern
Die Ziele sind laut Infoprospekt: "Die Landschaft klimafit machen" und die Folgen des Klimawandels abmildern, was nur mit der Landwirtschaft gelingen könne, "weil Boden, Vegetation, Verdunstung und Wasserhaushalt zusammenhängen".
"Wir haben viele Handlungsoptionen und brauchen nur genügend Leute, die sie in Angriff nehmen", sagte Mitveranstalterin Edith Sache vom Verein "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" (AbL). Die Struktur dazu müsse aber von Politik und Behörden geschaffen werden.
570 Kilometer Gräben entwässern die Äcker im Landkreis Ansbach
Wie das funktionieren kann, stellte Thomas Keller, Chef des Wasserwirtschaftsamts Ansbach vor. Er sprach über das Konzept "Grüne Gräben" und den "Klimaresilienten Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim". Diese Idee könnten auch in der Bergtheimer Mulde eine Rolle spielen, wo der Rückgang des Grundwassers, Bürgern und Landwirte Sorgen macht.

Für das Projekt "Grüne Gräben" hat das Wasserwirtschaftsamt Ansbach gemeinsam mit dem Bayerischen Bauernverband ein Konzept entwickelt, vorhandene Entwässerungsgräben zwischen den landwirtschaftlichen Flächen als Wasserspeicher zu nutzen. Im Landkreis Ansbach mit circa 70.000 Hektar Ackerfläche gibt es um die 560 Kilometer Entwässerungsgräben.
Wie "Grüne Gräben" funktionieren
Durch den Einbau von verschließbaren Staubauwerken soll Niederschlagswasser nicht mehr schnell in die Flüsse abgeleitet sondern zeitweise zurückgehalten werden. Dadurch bleibt das Wasser in den Gräben stehen und kann versickern - was sowohl den Feldfrüchten als auch dem Grundwasser Gute käme.
Laut Keller habe man das Pilotprojekt trotz anfänglicher Zweifel von Bund Naturschutz und einzelner Landwirte angegangen. Unter Federführung des Wasserwirtschaftsamt und mit Unterstützung des Bayerischen Umweltministerium seien in Bad Windsheim, Markt Ipsheim und Uffenheim Staubauwerke eingebaut worden. An den drei Standorten sei eine jährliche Abflussmenge von 2800 bis 3900 Kubikmeter Wasser gemessen worden - deutlich mehr, als man erwartet hatte. Mit Sonden wird die Feuchtigkeit in den Randbereichen im Boden gemessen.

Für Behördenleiter Keller haben die "Grünen Gräben" Potential. Er plädierte dafür, diese Rückhalteart zu unterstützen und sie vertrauensvoll in die Hände der Landwirte vor Ort zu legen.
Mit ähnlicher Leidenschaft stellte der Wasserwirtschaftsamtsleiter das Ziel "Klimaresilienter Landkreis" vor. Der extreme Trockensommer 2022 habe in seiner Region 13 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister veranlasst, mit den Ämtern konkrete Lösungsansätze zum Landschaftswasserhaushalt zu erarbeiten.
"Es ist wichtig, die Scheuklappen abzulegen", freut sich Keller über das Miteinander von Praktikern, Wissenschaftlern und Behörden. Die Arbeit der überörtlichen Arbeitsgruppen würden "von den Bürgermeistern in ihren Amtsblättern flankiert".
Chefin des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg-Würzburg hört interessiert zu
Konkret gehe es um diese Themen: Das Aktivieren stillgelegter Teichkläranlagen als Speicherbecken, das Anlegen von Rückhaltebecken neben Gewässern oder entlang von Straßen, Beschattungen durch Gehölze, Hecken, Humusaufbau, Zisternen, richtiges Gießen, sinnvolles Bewässern von Sportplätzen, Photovoltaikanlagen über Fischteichen und Supermarktparkplätzen oder die Entsiegelung von Garageneinfahrten. Diese Ideen sind nicht neu. Neu ist aber das Konzept, dass Behörden und Politik gemeinsam konkrete Konzepte zu deren Umsetzung erarbeiten.
Unter den Zuhörern am ersten Vortragsabend war auch Jane Korck, neue Leiterin des für die Region Würzburg zuständigen Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, die den Ausführungen ihres Kollegen aus Aschaffenburg interessiert und aufgeschlossen folgte.
Die nächsten Vortragsabende in der Unterpleichfelder Mehrzweckhalle zum Thema Boden und Wasser sind am 29. Februar um 18 Uhr mit Karl Auerswald von der TU München und Peter Hirmer vom Bund Naturschutz sowie am 8. März um 19 Uhr mit der Geografin, Agrarwissenschaftlerin und Bodenexpertin Andrea Beste. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.