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Würzburg: Was die jungen Frauen des "Golden Z Club Würzburg Amelia" antreibt: "Wir wollen Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen"

Würzburg

Was die jungen Frauen des "Golden Z Club Würzburg Amelia" antreibt: "Wir wollen Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen"

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    Stella Barreca und ihre Mitstreiterinnen vom Golden Z Club Würzburg Amelia setzen sich für die Rechte von Frauen und Mädchen ein und wollen vor allem junge Leute für dieses Thema sensibilisieren.
    Stella Barreca und ihre Mitstreiterinnen vom Golden Z Club Würzburg Amelia setzen sich für die Rechte von Frauen und Mädchen ein und wollen vor allem junge Leute für dieses Thema sensibilisieren. Foto: Thomas Obermeier

    Jeden Tag erleben Frauen weltweit schwerste Verletzungen ihrer Rechte. Der Zonta Club setzt sich für Gleichberechtigung und gegen Gewalt an Frauen und Mädchen ein. In Würzburg gibt es zwei dieser Clubs, die aus berufstätigen Frauen bestehen. Mitten in der Corona-Pandemie, vor zwei Jahren, haben sich junge Frauen zum Tochterclub "Golden Z Club Würzburg Amelia" zusammengetan. Ihre damalige Präsidentin und Doktorandin an der juristischen Fakultät der Universität Würzburg, Stella Barreca, erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion, was der junge Club anders macht, welche Themen den jungen Frauen besonders am Herzen liegen, und warum Zonta bei manchen zu Unrecht einen elitären Ruf hat.

    Wie viele Mitglieder hat der Golden Z Club Würzburg Amelia?

    Stella Barreca: Wir sind aktuell 14. Das ist schön, weil sich so jede einbringen kann. Es gibt einen Vorstand, Präsidentin und Vizepräsidentin, die großen Sachen entscheiden aber alle gemeinsam.

    Woher kommt der Name des Clubs?

    Barreca: Von Amelia Earhart, die eine Art Pionierin für Zonta ist. Sie war die erste Frau, die alleine mit dem Flugzeug geflogen ist – ihr Flugzeug hatte den Namen "Electra". Deswegen heißt unser Mutterclub "Zonta Club Würzburg Electra". Der Vorname "Amelia" in unserem Clubnamen soll den Bezug zum Mutterclub herstellen; "Golden" als Abstufung zum Z-Club, der für Schülerinnen ist.

    Wer kann bei Ihnen Mitglied werden?

    Barreca: Alle zwischen 18 und 30 Jahren, die sich sozial engagieren und für Frauen und Mädchen einsetzen möchten. Man sollte wirklich Lust haben, sich zu beteiligen und nicht nur in einen Verein gehen, damit es im Lebenslauf steht. Ansonsten ist es egal, ob man gerade erst seinen Schulabschluss gemacht hat, in Ausbildung oder im Berufsleben ist oder studiert. Ab 30 kann man entscheiden, ob man zum Mutterclub wechseln möchte.

    Können auch Männer bei Ihnen mitmachen?

    Barreca: Wenn sich ein Mann bei uns engagieren möchte, darf er auch aufgenommen werden. Faktisch ist Zonta eine reine Frauenvereinigung, grundsätzlich dürfen wir aber niemanden ausschließen, das wäre Diskriminierung.

    Wie sehen die Treffen Ihres Clubs aus?

    Barreca: Einmal im Monat haben wir ein Clubtreffen über Zoom. So können auch Leute teilnehmen, die gerade im Auslandssemester oder weggezogen sind, aber trotzdem dabei sein wollen.

    Beim Zonta Club kann nur Mitglied werden, wer eingeladen wird. Ist das bei Ihnen anders?

    Barreca: Beim Mutterclub muss man von einem Mitglied vorgeschlagen werden und sich und seine Arbeit vorstellen. Bei uns muss man lediglich zweimal bei einem Clubtreffen dabei gewesen sein und kurz schreiben, wer man ist und warum man dabei sein möchte. Wir entscheiden dann in der Gruppe über die Aufnahme. Wir haben uns bewusst entschieden, das Ganze niederschwellig zu halten. Wir freuen uns über jede, die sich für unsere Arbeit interessiert und uns unterstützt.

    Manche halten Zonta Clubs dennoch für elitäre und geschlossene Vereinigungen.

    Barreca: Ich kenne den Vorwurf. Mittlerweile hat Zonta nicht mehr diesen elitären Touch. Es sind ganz normale Frauen, die sich sozial engagieren möchten. Menschen, die sich wirklich einbringen und für die gleichen Ziele stehen.

    Legt der Jugendclub andere Schwerpunkte als der Mutterclub? Was sind Ihre Hauptthemen?

    Barreca: Uns ist es wichtig, Frauen in unserem Alter zu helfen. Das Thema "Wie vereinbare ich später Kind und Karriere?" beschäftigt viele Altersgenossinnen, da gibt es viele Missstände. Wir haben uns entschlossen, Müttern in Ausbildung oder Studium zu helfen.

    Wie sieht Ihre Hilfe konkret aus?

    Barreca: Wir haben zum Beispiel einer Doktorandin geholfen, die aus Afrika kommt und ein behindertes Kind hat, das rund um die Uhr betreut werden muss. Um sie zu entlasten, haben wir unter anderem recherchiert, wie die Eltern einfliegen können, wie es mit einem Aufenthaltstitel aussieht und haben uns um finanzielle Unterstützung bei einer Therapie für ihr Kind gekümmert.

    Woher wissen die Frauen von Zonta?

    Barreca: Von Seiten der Universität gibt es ein Eltern (in spe) Café – da werden wir vorgestellt und dort haben wir auch einen Aushang. Auch auf der Internetseite des Familienservice der Universität Würzburg sind wir vertreten. Seit diesem Jahr haben wir außerdem eine Kooperation mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der das Projekt "Junge Eltern und Berufsausbildung" hat. Das sind (meist alleinerziehende) Frauen, die dort Hilfe suchen, oft mit Migrationshintergrund und einer Sprachbarriere, die alles zusätzlich erschwert. Dort unterstützen wir jetzt auch, zum Beispiel, indem wir Deutsch-Nachhilfestunden für Mütter mitfinanzieren.

    Geht es vor allem um Unterstützung in Form von Geld?

    Barreca: Nein. Es geht nicht darum, Geld zu sammeln, um es irgendwo hinbringen zu können. Mir persönlich ist der Austausch mit den Müttern wichtig. Zu sehen, wo und wie kann man am besten helfen. Und: Es geht auch darum, Frauen in ihrem Tun zu stärken, indem man ihnen zeigt: Du kannst das schaffen und bist nicht allein, wir unterstützen Dich.

    Auch Benefizkonzerte gehören zu den Aktionen des Golden Z Club Würzburg Amelia: Ende März organisierte der junge Club zusammen mit dem Zonta Club Würzburg Electra ein Konzert des 84-köpfigen Ausbildungsmusikheereskorps der Bundeswehr.
    Auch Benefizkonzerte gehören zu den Aktionen des Golden Z Club Würzburg Amelia: Ende März organisierte der junge Club zusammen mit dem Zonta Club Würzburg Electra ein Konzert des 84-köpfigen Ausbildungsmusikheereskorps der Bundeswehr. Foto: Sarah Gabel

    Wie kann eine solche Unterstützung aussehen?

    Barreca: Zum Beispiel darin, einen Antrag richtig auszufüllen. Beziehungsweise überhaupt zu wissen, dass einem Hilfe zusteht. Mit dem Familienservice der Uni zum Beispiel haben wir überlegt, einen Leitfaden für Mütter in Ausbildung und Studium zu erstellen, in dem steht, an welche Stellen sie sich für Hilfen verschiedenster Art wenden können, zum Beispiel für Bafög oder bei der Wohnungssuche.

    Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptthemen von Frauen in unserer Zeit?

    Barreca: Die haben sich in all den Jahren gar nicht so sehr gewandelt, leider. Zum Beispiel im Hinblick auf Vereinbarkeit von Kind und Karriere: Oft wird zwar so getan, als ob das kein Problem wäre. Wenn jemand schwanger ist, ist die Reaktion trotzdem oft: "Das ist jetzt aber doof, dann fällst du ja aus". Oder: Als Frau wird man im Beruf von Männern teilweise nicht für kompetent gehalten. Wie muss ich mich als Frau verhalten, dass ich ernst genommen werde? Wenn man bestimmt und laut auftritt, gilt man als Zicke; sagt man nichts, wird man nicht voll genommen.

    Hat Zonta einen feministischen Ansatz?

    Barreca: Kommt darauf an, was man unter Feminismus versteht. Bei Zonta setzen wir uns für Menschenrechte ein, und Frauenrechte sind Menschenrechte. Wir wollen Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen.

    Wie entstehen die Ideen zu Aktionen?

    Barreca: Unser Mutterclub setzt sich gegen Altersarmut ein – wir setzen in unserem Alter an, damit Frauen gar nicht erst in Altersarmut rutschen. Wir versuchen, auf Instagram, LinkedIn und Facebook auf die Themen aufmerksam zu machen, die uns wichtig sind – wie unter anderem auf Tage wie den Equal-Pay-Day, den Weltfrauentag, den Tag gegen Gewalt an Frauen. Darüber hinaus fragen wir uns: Was interessiert uns, wo möchten wir helfen?

    Dabei kommen auch Aktionen wie ein Flohmarkt oder ein Pubquiz heraus.

    Barreca: Wir versuchen, als junger Club Events zu veranstalten, die junge Leute ansprechen. Letzten Sommer war das ein Flohmarkt im Dornheim, zu dem viele junge Frauen kamen und meinten, cool, was Euer Club macht. Indem man andere auf Frauenthemen aufmerksam macht, trägt man dazu bei, dass sie anders aufwachsen als die Generationen über uns. So haben sie hoffentlich auch als Erwachsene und im Arbeitsleben ein anderes Bewusstsein. Beim Pubquiz ging es vor allem darum, unseren Club kennenzulernen: dass wir junge Frauen sind, die ganz cool sind, Spaß haben und sich für eine gute Sache einsetzen.

    Was ist für Sie das Besondere an Zonta?

    Barreca: Zonta ist nicht nur ein lokaler Club, sondern international. Ich kann mich überall engagieren. Egal, wo ich hingehe, gibt es einen Club mit Frauen, die die gleichen Werte haben wie ich.

    Wer und was steckt hinter Zonta?Der Name Zonta stammt aus der Symbolsprache der Sioux Indianer und bedeutet ehrenhaft handeln, vertrauenswürdig und integer sein. 1984 wurde der Zonta Club Würzburg gegründet, 2004 der Schwesterclub Zonta Würzburg Electra. Dessen Tochterclub Golden Z Würzburg Amelia entstand 2021.Zonta ist ein Zusammenschluss von Frauen für Frauen weltweit, bestehend aus rund 26.000 Frauen in 63 Ländern. Ziel ist ein Leben in Gleichberechtigung und ohne Gewalt an Frauen und Mädchen. Zonta International ist ein weltweites Netzwerk von berufstätigen Frauen in verantwortlichen Positionen, die sich für die Unterstützung und Förderung von Frauen einsetzen. Zonta will weltanschaulich neutral, überparteilich und überkonfessionell sein. Auf internationaler Ebene tritt Zonta als Delegierte mit konsultativem Status bei der UNO auf und ist in verschiedenen Ausschüssen beim Europarat vertreten. Zonta International wurde 1919 in Buffalo, New York, gegründet – als Reaktion auf Serviceclubs, die ausschließlich Männern zugänglich waren. Der erste deutsche Club wurde 1931 in Hamburg gegründet; aktuell gibt es deutschlandweit 136 Clubs mit über 4.000 Mitgliedern.Quelle: zonta-electra.de

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