Er fällt auf – weil er so schön und so ungewöhnlich ist. Auf den ersten Blick wirkt es, als sei er nur zur Zierde aufgehängt worden, eben wegen seines Aussehens. Betrachtet man ihn genauer, stellt man fest, dass er tatsächlich noch funktionstüchtig ist: der prächtige blaue Postkasten, der in der Langgasse an der Rathaus-Seitenwand hängt.
Dass er noch im Einsatz ist, ist schön, beantwortet aber nicht die Frage, warum dieser blaue Briefkasten dort hängt. Die Antwort hat Werner Scheller. Nach 50 Jahren als Post-Mitarbeiter ist er zwar im Ruhestand, doch er sagt von sich: „In meinen Adern fließt gelbes Blut.“ Kein Wunder, dass ihm die Kollegen zu seinem 70. Geburtstag 70 Briefmarken mit seinem Konterfei darauf schenkten.
Der Briefkasten sei um das Jahr 1984 herum angebracht worden, erzählt Werner Scheller, der in seinen letzten Berufsjahren als Präsident für den Geschäftskundenbereich zuständig war. „Der damalige Bundesminister für Post- und Fernmeldewesen, Christian Schwarz-Schilling, hat sich gedacht, dass an historische Stätten auch historische Briefkästen hingehören.“ Deshalb habe der Postminister 50 Nachbildungen eines Briefkastens von 1896 anfertigen lassen. „Das historische Vorbild wurde seinerzeit im Königreich Preußen gefertigt.“
Dass einer dieser 50 Briefkästen nach Würzburg kam, ist Werner Scheller zu verdanken: „Ich war zu dieser Zeit Öffentlichkeitsarbeiter der Würzburger Post und dachte: So einen Briefkasten müssen wir unbedingt haben“, erzählt er. Der damalige Oberbürgermeister Klaus Zeitler sei „auch gleich Feuer und Flamme“ gewesen, gemeinsam habe man einen Brief aufgesetzt, „in dem wir die Alte Mainbrücke, den Marktplatz und das Rathaus verbal zum größten historischen Denkmal Deutschlands machen“, sagt Scheller, dessen Augen auch 30 Jahre später noch vor Begeisterung leuchten, wenn er davon erzählt.
Das Schreiben war von Erfolg gekrönt: Der Antrag wurde positiv beschieden, der fast 100 Kilo schwere Briefkasten mit riesigen Dübeln an der Rathauswand befestigt. Damals wie heute freut sich Werner Scheller, wenn er an dem Postkasten vorübergeht. Und seine Briefe wirft er hier ganz besonders gerne ein.
Würzburger Geheimnisse: Das
Buch ist bei der Main-Post erschienen und für 14,90 Euro in unseren Geschäftsstellen, im Buchhandel und online erhältlich: shop.mainpost.de Premiere im Chambinzky: Die „Würzburger Geheimnisse“als Theaterstück sind erstmals diesen Donnerstag, 4.12., um 20 Uhr im Kuzu-Kellertheater zu sehen. Karten: www.chambinzky.com
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