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Eisingen/Altertheim/Iphofen: Wasserschutz kontra Gipsabbau? Hitzige Debatte zwischen Konzern Knauf, Umweltschützern und Bürgern in Eisingen

Eisingen/Altertheim/Iphofen

Wasserschutz kontra Gipsabbau? Hitzige Debatte zwischen Konzern Knauf, Umweltschützern und Bürgern in Eisingen

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    Wasserschützer und Knauf in hitziger Debatte: In Eisingen (Lkr. Würzburg) diskutierten Bürgerinnen und Bürger auf Einladung der SPD mit Vertretern der Firma Knauf über das geplante Gipsbergwerk in der Altertheimer Mulde.
    Wasserschützer und Knauf in hitziger Debatte: In Eisingen (Lkr. Würzburg) diskutierten Bürgerinnen und Bürger auf Einladung der SPD mit Vertretern der Firma Knauf über das geplante Gipsbergwerk in der Altertheimer Mulde. Foto: Silvia Gralla

    "Es geht um unser Wasser!" - so emotional wie der Titel der Veranstaltung, so emotional war auch die Diskussion zwischen Vertretern der Firma Knauf, Wasser- und Umweltschützern und besorgten Bürgerinnen und Bürgern. Die SPD hatte am Freitag zu einem Infoabend nach Eisingen (Lkr. Würzburg) geladen. Thema: das Gipsbergwerk, das das Unternehmen Knauf aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) in der Altertheimer Mulde im geplanten Trinkwasserschutzgebiet der Würzburger Zeller Quellen errichten will.

    Etwa 80 Interessierte aus Eisingen, Altertheim, Kist, Zell am Main und weiteren Landkreisgemeinden waren gekommen. Er freue sich, dass eine SPD-Veranstaltung so gut besucht sei, scherzte Knaufs Bergbauingenieur Jakob Herrmann eingangs. Doch je länger der Abend, desto angestrengter die Miene des Knauf-Vertreters.

    Nach drei Stunden Diskussion bringt es der Moderator des Abends, der Ochsenfurter SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib, auf den Punkt: "Die Frage ist doch, wie viel Risiko sind wir bereit zu tragen, wenn es um die zentrale Trinkwasserversorgung der Stadt Würzburg geht?" 

    Ingenieure von Knauf: Risiko beherrschbar

    "Wir machen das Risiko beherrschbar", versichern die Knauf-Ingenieure Jakob Herrmann und Jonas Heinzler. Es gebe 19 Erkundungsbohrungen und 17 Grundwassermessstellen rund um Altertheim, eine Tochterfirma des TÜV Nord erstelle aktuell ein Gutachten, dazu kämen neueste Bergbau-Technik sowie die Erfahrung, die Knauf mit Bergwerken mit geologisch ähnlichem Untergrund gesammelt habe. Das Unternehmen hafte für jegliche Schäden - auch für die Zeit nach dem Abbau, wenn der Gips aus der Erde geholt ist.

    Knauf-Ingenieur Jonas Heinzler sagt, Knauf habe Erfahrungen mit Bergwerken mit ähnlichen geologischen Verhältnissen - zum Beispiel in Russland.
    Knauf-Ingenieur Jonas Heinzler sagt, Knauf habe Erfahrungen mit Bergwerken mit ähnlichen geologischen Verhältnissen - zum Beispiel in Russland. Foto: Silvia Gralla
     Knauf-Ingenieur Jakob Herrmann sagt: "Wir machen das Risiko fürs Wasser beherrschbar."
     Knauf-Ingenieur Jakob Herrmann sagt: "Wir machen das Risiko fürs Wasser beherrschbar." Foto: Silvia Gralla

    "Wir brauchen im Zweifel kein Geld, sondern Wasser", kontert Norbert Herrmann vom Bund Naturschutz in Zell am Main. Die Grundwasserneubildung in Unterfranken sei seit 20 Jahren rückläufig. Das Wasser aus den Zeller Quellen, das seit 100 Jahren die Hälfte der Bevölkerung der Stadt Würzburg versorgt, sei ein "Schatz, den es angesichts des Klimawandels zu bewahren gilt", meint Christiane Dehmer.

    "Trinkwasserschutz ist nicht nur für Sie wichtig, sondern auch für uns", entgegnet Marco Pabstmann, technischer Leiter der Knauf-Gruppe für Zentraleuropa. Knauf investiere aktuell mehr als 250 Millionen Euro in die Standorte in der Region. 

    Knauf-Versprechen: Lagerstätte bleibt zur Hälfte stehen, keine Chemikalien

    Der Gips, den Knauf in der Altertheimer Mulde abbauen will, liegt neun Meter unter dem zentralen Grundwasserleiter, aus dem sich Würzburgs Trinkwasser speist. Das Bergwerk werde stabil gebaut, sagt Pabstmann: Die Hälfte der Gips-Lagerstätte soll stehen bleiben, Chemikalien oder Wasser sollen nicht zum Einsatz kommen.

    Marco Pabstmann, Direktor Technik der Knauf-Gruppe für Zentraleuropa, sagt: "Trinkwasser ist nicht nur für Sie wichtig, sondern auch für uns."
    Marco Pabstmann, Direktor Technik der Knauf-Gruppe für Zentraleuropa, sagt: "Trinkwasser ist nicht nur für Sie wichtig, sondern auch für uns." Foto: Silvia Gralla

    Die geplante 700 Meter lange Rampe, über die der Gips an die Erdoberfläche transportiert werden soll, sowie der Wetterschacht müssen die Grundwasserschichten durchqueren. Doch Verpressverfahren würden verhindern, dass Wasser eindringe, sagt Pabstmann. Rampe und Schacht seien nichts weiter als "Nadelstiche in der Fläche". 

    Ein Gutachten solle in Kürze den Nachweis erbringen, dass "Trinkwasserschutz und Bergbau zu 100 Prozent vereinbar" seien, so der Technik-Direktor der Knauf-Gruppe. Die Bodenschicht zwischen Grundwasser und darunter liegendem, geplantem Bergwerk sei wasserundurchlässig. Nur deshalb sei das riesige Vorkommen an wasserlöslichem Gips im Untergrund der Altertheimer Mulde seit mehr als 200 Millionen Jahren erhalten geblieben.

    Beeinträchtigungen in Qualität und Quantität: Was Wasserschützer befürchten

    Es sei aber auch das erste Mal seit 200 Millionen Jahren, dass die Grundwasser- und Bodenschichten mit einer Bergwerksrampe und einem Schacht durchstoßen werden sollen, gibt Volkmar Halbleib zu bedenken.

    Christiane Dehmer vom Bündnis "Wasser am Limit" sagt: "Die Zeller Quellen sind ein Schatz, den es angesichts des Klimawandels zu bewahren gilt."
    Christiane Dehmer vom Bündnis "Wasser am Limit" sagt: "Die Zeller Quellen sind ein Schatz, den es angesichts des Klimawandels zu bewahren gilt." Foto: Silvia Gralla
    Norbert Herrmann vom Bund Naturschutz in Zell am Main sagt: "Wir brauchen im Zweifel kein Geld, sondern Wasser."
    Norbert Herrmann vom Bund Naturschutz in Zell am Main sagt: "Wir brauchen im Zweifel kein Geld, sondern Wasser." Foto: Silvia Gralla

    Die Befürchtungen der Wasserschützer fasst Christiane Dehmer zusammen: Das Bergwerk könnte Grundwasserströme umleiten, so dass weniger Wasser in Zell ankomme. Grundwasser könnte mit Sulfat verunreinigt werden. Erdeinbrüche könnten das Wasser in Quantität und Qualität beeinträchtigen. Eine hundertprozentige Garantie gebe auch kein Gutachten. 

    "Ich nehme mit, dass Sie ernsthafte Anstrengungen unternehmen, aber ich bin nicht überzeugt, dass sie ausreichen", sagt Norbert Herrmann vom Bund Naturschutz. Und er fügt hinzu: "Wir sind nicht gegen Knauf, wir sind für die Sicherung der Trinkwasserversorgung".

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