Wachablösung am Mikrofon beim Residenzlauf: Zum ersten Mal nach zwei Jahrzehnten bekommen die Läufer und Besucher am Sonntag eine neue Stimme zu hören. Der bisherige Streckensprecher Artur Schmidt ist am Wochenende bei den gleichzeitig stattfindenden Deutschen Marathonmeisterschaften in Düsseldorf im Einsatz. Als Nachfolger haben die Organisatoren mit Toni Schmitt einen Würzburger aus Berlin angeheuert.
Deutschlands wandelndes Lauflexikon
Auf dem Webportal „laufsport.de“ wurde Artur Schmidt einmal als „Deutschlands wandelndes Lauflexikon“ bezeichnet – und wer auch nur ein einziges Mal dabei war, wenn der Mann mit der markanten Stimme am Residenzplatz seine Lauf-Geschichten und Anekdoten aus den vergangenen Jahrzehnten ins Mikrofon sprach, der wird dieser Aussage sicherlich nicht widersprechen.
„Würzburg ist mein liebster Lauf“, sagt der inzwischen 72-Jährige – und das will aus dem Munde eines Mannes, der seit seinen Anfängen beim Adventslauf in Herborn Mitte der 1980er- Jahre mehr als tausend Laufveranstaltungen moderiert hat, schon etwas heißen.
Schoppen am Vorabend für die Laufszene
Geschichten und Anekdoten rund um die letzten zwanzig Residenzläufe gäbe es genug, „man kann sie aber nicht alle erzählen“, sagt Schmidt. Nur so viel: „Früher hat sich beim Residenzlauf die Laufszene aus Deutschland und Österreich getroffen. Die meisten kamen aber nicht wegen des Laufs, sondern wegen der Gemütlichkeit.“ Der eine oder andere Schoppen dürfte also getrunken worden sein beim gemütlichen Beisammensein am Vorabend des Residenzlaufs.
Artur Schmidt kam immer auch wegen des Laufs, der für ihn sportlich nach wie vor zu den Top 3 der Zehn-Kilometer-Läufe in Deutschland gehört. Genauer gesagt, er kam wegen aller Läufe: „In Würzburg stimmt einfach das Gesamtpaket, das Ambiente, die Leute, die Atmosphäre, die gesunde Mischung aus regionalen Spitzenläufern und Elite. Und dazu kommt natürlich noch diese unglaubliche Begeisterung bei den Schülerläufen.“
„Haraka, haraka!“
Eine Begeisterung, zu der Schmidt als Institution des Residenzlaufs seinen Teil beigetragen hat – nicht nur, wenn er vor dem Lauf die Wartezeit für die Kids durch ein lockeres Aufwärm- und Hüpftraining verkürzt hat. Und wenn dann – wie auch an diesem Residenzlauf-Sonntag um 16.30 Uhr – die kenianischen und äthiopischen Spitzenathleten auf der Strecke waren, dann war auch Artur Schmidt die Begeisterung für diesen Sport deutlich anzumerken. Seinen kenianischen Anfeuerungsruf „Haraka, haraka!“, der aus den Lautsprechern auf dem Residenzplatz so oft zu hören war, werden viele vermissen.

Der Neue kommt aus Berlin, ist aber ein waschechter Würzburger – so waschecht, dass er in jungen Jahren selbst beim Residenzlauf am Start war. „Wann genau weiß ich nicht mehr. Es muss einer der ersten gewesen sein“, sagt Toni Schmitt. Der Radiojournalist hat seine Karriere mit einem Volontariat im Funkhaus in der Semmelstraße begonnen, bevor es ihn beruflich in die Bundeshauptstadt verschlagen hat.
In Würzburg schließt sich der Kreis
„Ich weiß noch genau, wie ich 1993 mit dem voll gepackten Möbelwagen vom Residenzplatz aus mit Tränen in den Augen losgefahren bin. Insofern schließt sich am Sonntag für mich ein Kreis“, so Schmitt.
Heute ist er als Reporter für den Privatsender „105,5 Spreeradio“ in der Bundeshauptstadt unterwegs, hat nach einjähriger Recherche für eine Reportage über Flüchtlinge und Schleuserkriminalität den Deutschen Radiopreis 2015 gewonnen und unter anderem bei den „25 Kilometern von Berlin“ einiges an Erfahrung als Moderator von Laufveranstaltungen gesammelt.

Am sportlichen Background fehlt es auch nicht: Schmitt ist Marathonläufer und war früher Triathlet beim SV 05 Würzburg und bei der TGW – damals hat er auch dreimal den härtesten Triathlon der Welt, den „Iron Man“ auf Hawaii, durchgestanden.
Hobby und Beruf verbunden
„Irgendwann habe ich Hobby und Beruf verbunden und bei einem Inklusionslauf als Streckensprecher angefangen“, erzählt der 49-Jährige. Zur Residenzlauf-Premiere kam es, als er bei einem Würzburg-Besuch im Hofbräu-Biergarten zufällig Reinhard Peter getroffen hat – der Organisationschef des Residenzlaufs und der Radio-Mann kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei Radio Gong.
Schmitt freut sich auf seinen ersten Residenzlauf, den er zusammen mit WFV-Stadionsprecher Christian Götz moderieren wird. Eines weiß er jetzt schon: „Es wird anders. Natürlich werde ich mich einlesen und vorbereiten, aber Artur hat mir mit seinem großen Wissen natürlich einiges voraus.“
Und wer weiß? Vielleicht stehen Schmidt und Schmitt ja sogar irgendwann noch einmal gemeinsam auf dem Residenzplatz: „Wenn ich gebraucht werde und noch fit bin, würde ich es gerne noch einmal machen“, sagt Artur Schmidt.