Mit klingendem Spiel und feierlichem Zeremoniell geht man bei der Bundeswehr eher sparsam um. Wenn auf dem Gelände der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) die Ehrenformation der 10. Panzerdivision samt Heeresmusikkorps aufmarschiert, dann muss der Grund gewichtig sein. Wie an diesem Freitag, als Generalmajor Ruprecht von Butler als Divisionskommandeur verabschiedet wurde und das Kommando an Generalmajor Jörg See übergab.
Von Butler sprach dabei von "drei Zeitenwenden", die sein Leben prägten. Nach der Wiedervereinigung 1990 und den Anschlägen vom 11. September 2001 erreichte ihn die dritte persönliche Wende im Februar 2022: Russland griff auf breiter Front die Ukraine an. Für den Generalmajor, der ein knappes Jahr zuvor das Kommando über die 10. Panzerdivision der Bundeswehr in Veitshöchheim übernommen hatte, änderte sich fast alles. "Wenn ich später mal zurückblicke, wird es das bestimmende sicherheitspolitische Ereignis sein", sagt der 57-Jährige.
Der Auftrag für den Kommandeur: eine einsatzfähige Panzerdivision
Schon wenige Wochen nach dem russischen Angriff stand der Kommandeur vor einer immensen Aufgabe. Seine Division sollte in kurzer Zeit ein kriegstüchtiger Großverband werden, den die Bundeswehr der Nato zur Verfügung stellt und der sofort losmarschieren kann. "Kaltstartfähig" sein, lautete der Auftrag – und das bis Jahresbeginn 2025, zwei Jahre früher als geplant.
Nur wenige Tage vor seiner Verabschiedung konnte von Butler nun Generalleutnant Harald Gante, Kommandeur des Feldheeres der Bundeswehr, Meldung machen: Die 10. Panzerdivision habe die Struktur der "Division 25" angenommen. Die "IOC-Fähigkeit", also Anfangsbefähigung, sei erreicht.

Wie sehr sich die 10. Panzerdivision vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Ukraine verändert hat, ließ sich am Freitag auf dem Appellplatz auch an der angetretenen Truppe erkennen: Zu den Verbänden der Division gehört seit März 2023 die niederländische 13. Leichte Brigade.

Von Butler, der den einzelnen Verbänden für ihren Beitrag zur "Division 25" dankte, erinnerte auch an die Zumutungen, die die vergangenen drei Jahre mit sich gebracht hatten, unter anderem für den Divisionsstab in Veitshöchheim: "Ich war für Sie kein einfacher Divisionskommandeur."
Lang entwickelte Planungen seien kurzfristig umgeschmissen worden, "weil ich mal wieder eine neue Idee hatte". Auch für die Vorbereitung der Übungen "Schneller Degen" (2023) und "Grand Quadriga" (2024) habe er dem Stab viel abverlangt. "Mein Herz hat immer für die Truppe geschlagen", sagte von Butler. Deshalb sei er viel an den 27 Standorten der Division und eher selten in Veitshöchheim gewesen: "Mein Verständnis war immer, dass man eine Division von vorne führen muss und nicht von hinten schieben kann."
Neuer Kommandeur bringt Erfahrung aus dem Nato-Hauptquartier mit
Heereschef Gante, der zuvor Kommandeur in Veitshöchheim gewesen war, bestätigte von Butler exzellente Führungsqualitäten. "Ab dem 1. Januar wird die 10. Panzerdivision liefern müssen. Die Menschen in Polen und im Baltikum verlassen sich darauf." Dass die Division diesen Auftrag erfüllen könne, sei auch ein Verdienst des scheidenden Kommandeurs. Allerdings würden die Herausforderungen an die Division in den nächsten Jahren nicht weniger, sagte Gante an den neuen Kommandeur Jörg See gerichtet.

See lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bonn. Der 57-jährige Generalmajor war unter anderem Kommandeur der zur Division gehörenden Panzerbrigade 12 in Amberg und zuletzt im internationalen Stab im Nato-Hauptquartier in Brüssel tätig.

Ruprecht von Butler hat seine neue Aufgabe bereits angetreten: Er ist ab sofort Kommandeur des "Joint Warfare Center" der Nato in Norwegen, einer Übungs- und Doktrinplattform des Bündnisses. Bevor es nach Stavanger in die neue Dienstelle ging, drehte der Generalmajor zum Abschied in Veitshöchheim noch eine Ehrenrunde im Spähpanzer Luchs über den Appellplatz. Von der angetretenen Truppe schallte ihm ein dreifaches "Panzer – hurra!" entgegen.