Dunkel, kühl und mächtig erstreckt sich der Gewölbekeller des Bergmeisterhauses mit ihren Holzfässern. Auf dem Weingut von Winzer Wolfram und Bernhard König ist er am Sonntag, 9 September, am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen, denn: „Holz“ ist dieses Jahr das Motto und davon ist auf dem Weingut in Randersacker viel zu sehen.
Der Bau des Bergmeisterhauses, das eine vollständig erhaltene barocke Bausubstanz hat, begann 1717. Im Jahre 1729 prüfte Balthasar Neumann die Rechnung.
Seit 1893 ist das Haus in Besitz der Königs. Andreas König, Urgroßvater von Bernhard König, kaufte es von den Nachfahren des letzten Bergmeisters Philipp Diedrich. Während der Säkularisation (1802/1803) gingen die kirchlichen Güter ins Kurfürstentum Bayern über. Diedrich kaufte damals das Bergmeisterhaus.
Der Bergmeister war der oberste Beamte des Würzburger Domkapitels. Er überwachte die Einbringung des Zehnten, also der zehnprozentigen traditionellen Steuer an die Kirche in Form von Geld oder Naturalien. Er sorgte damals für die Winzer. Dass der Bergmeister eine große Persönlichkeit war, sieht man im Bergmeisterhaus in Randersacker. Hier können Besucher am Sonntag auch die Probierstube mit seiner schönen Stuckdecke und einer Holztüre aus dem Jahr 1721 bewundern.
Für Familie König ist es wichtig, den historischen Zustand der Räume zu erhalten. „Es ist zwar aufwendig für den ursprünglichen Zustand zu sorgen, aber das macht großen Spaß. Wir haben viel Freude an dem alten Haus“, sagt Bernhard König. Im Haus selbst sind die Betriebsräume und Wolfram König, der 81-jährige Vater von Bernhard König, wohnt dort. Allein das Wohnzimmer im ersten Stock habe 40 Quadratmeter, berichtet Bernhard König.
Im rund 250 Quadratmeter großen historischen Gewölbekeller stehen 20 Holzfässer mit einem Fassungsvermögen von 1000 bis 6000 Liter Wein. Bei einem Fass mit 6000 Litern Wein müsste man täglich einen Liter Wein trinken, um das Fass in 13 bis 16 Jahren zu leeren, erklärt der 51 Jahre alte Winzer König. Das älteste Fass ist von 1921, erbaut von der Heidingsfelder Fassfabrik Wellhöfer, die sich später einen Namen beim Treppenbau machte. Der Wein aus Holzfässern schmecke ein wenig anders, so König. Er reife schneller und habe weniger Kohlensäure. Vor allem für den Rotwein seien Holzfässer zwingend notwendig. Es mache großen Spaß mit den Holzfässern zu arbeiten, sagt der Winzer. „Die Reinigung ist aber aufwendiger.“ Während die Stahltanks mit Dampf und Hochdruck gereinigt werden, müsse man durch die vordere Luke in die Holzfässer steigen und innen mit der Bürste schrubben. „Dampf und Druck würde die Fässer undicht machen.“ Beim Schrubben wird dann auch der Weinstein, der kristallen funkelt, abgeklopft. Dieser setzt sich an den Wänden der Holzfässer ab.
Ein weiteres und nicht minder eindrucksvolles historisches Exponat auf dem Weingut ist die alte Dockenkelter aus dem Jahr 1779. 164 Jahre lang wurde die Presse zum Keltern im Bergmeisterhaus benutzt – bis 1960 war die Kelter auf dem Weingut regelmäßig in Betrieb. Seit dem wird sie alle zwei Jahre benutzt, um zu sehen, wie es früher so zuging. „Vielen edlen Tropfen bereitete dieses historische Arbeitsgerät schon den Weg und erlebte dabei alle Höhen und Tiefen des fränkischen Weinbaus“, sagt König. Die Kelter hat eine Besonderheit: Das Biet, also der Trog, ist aus Randersackerer Muschelkalk. „Die meisten Biets waren aus Holz, aber diese hier ist besonders“, sagt König. Die Holzspindel der Kelter wurde 1893 von Urgroßvater Andreas König durch eine Metallspindel ersetzt. Das ermöglichte eine einfachere Bedienung der Kelter. „Jetzt geht das Pressen so leicht, das sogar Kinder keltern können“, erklärt Bernhard König, der in der vierten Generation das Weingut bewirtschaftet.
Auf dem Weingut der Königs ist die Geschichte allgegenwärtig – nicht nur der Gewölbekeller oder die Dockenkelter zeugen von der historischen Vergangenheit: Die Möbel in der Probierstube sind aus der „Goldenen Gans“ in Würzburg. Die Königs waren Fischer und Gastwirte in Würzburg. Katharina – „die blonde Kadrin von der Goldenen Gans“ – war die Mutter von Andreas König. Sie stammt ursprünglich aus Randersacker. „Als sich mein Urgroßvater selbstständig machen wollte, sagte sie zu ihm: ,Geh nach Randersacker, das ist das Paradies'“, erzählt Bernhard König. So kam Urgroßvater Andreas nach Randersacker und sah das alte Bergmeisterhaus. „Es war wohl damals etwas verwahrlost. Er klopfte an und eine alte Dame machte ihm auf. Als mein Urgroßvater fragte, ob das Haus zu verkaufen sei, sagte die Frau spontan ja“, berichtet der Winzer. Die alte Dame hatte die Novene gebetet, eine Gebetsform in der katholischen Kirche, bei der Gebete an neun aufeinanderfolgenden Tagen verrichtet werden, um von Gott besondere Gnadengaben zu erbitten. Andreas König kam am neunten Tag – für die alte Dame ein Zeichen. So konnte die Frau durch den Verkauf ihre Schulden zahlen und sich eine neue Bleibe kaufen.
Die Geschichte, die Holzfässer und auch die Dockenkelter wird weiter gepflegt werden: Die fünfte Generation der Winzerfamilie König steht mit dem 22-jährigen Rafael bereit. Zurzeit besucht er die Technikerschule in Veitshöchheim, doch bald wird er die Geschichte des Hauses und der Dockenkelter weitergeben.
Geöffnet: Am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 9. September, sind das Bergmeisterhaus und das Weingut König in der Herrngasse 29 in Randersacker von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Vorgesehen sind stündliche Führungen durch den Gewölbekeller. Außerdem ist die Dockenkelter ausgestellt und man kann die Probierstube begehen. Weitere Infos: www.weingut.koenig.de oder www.tag-des-offenen-denkmals.de.