"Wir helfen Kriminalitätsopfern" ist das Motto des Vereins Weißer Ring, der 1976 von Eduard Zimmermann als "Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e.V." gegründet wurde, damals noch mit wenigen Mitgliedern, heute mit rund 48.000. Damals war es für die Polizei und die ermittelnden Behörden nur wichtig, die Täter einer Straftat zu ermitteln, Opfer wurden lediglich als Zeugen gesehen. In der Strafprozessordnung waren Opfer praktisch nicht existent. Doch meist ist das Schicksal eines Opfers viel größer als man erahnen kann. Die Sichtweise hat sich auch dank des Einsatzes der Mitglieder des Weißen Rings in den vergangenen Jahren positiv verändert, findet Wolfgang Schwarz, Vorsitzender des Weißen Rings Bayern-Nord. Ihm oblag es, den bisherigen Leiter der Außenstelle Würzburg (Stadt und Landkreis), Martin Koch, zu verabschieden. Koch hatte den Vorsitz der Außenstelle im Jahr 2002 von Karl-Heinz Meier übernommen. Der ehemalige Kriminalhauptkommissar war froh, nach seiner Pensionierung eine neue Aufgabe gefunden zu haben. Es fiel ihm damals schwer, den Dienst zu quittieren, ebenso wie jetzt das Ausscheiden als Außenstellenleiter, gab Koch zu.
Wie viel er für den Verein, aber auch für die Gesellschaft insgesamt geleistet hat, wurde bei der Feierstunde im Rathaus Höchberg deutlich. Koch sei das Gesicht des Weißen Rings in Unterfranken gewesen, sagte Wolfgang Schwarz in seiner Würdigung. Die Interessen der Opfer hätten Martin Koch und seine Kollegen und Kolleginnen in der Außenstelle Würzburg effektiv vertreten.
Vor allem die Zeit und menschliche Zuneigung, die man den Opfern entgegenbringt, sind ein ganz wichtiger Faktor in der Opferbetreuung, hatte auch Koch in seinen Dankesworten erwähnt. Ihm sind an diesem Tag sicher viele Begegnungen mit Menschen im Kopf herumgegangen, denen er im Namen des Weißen Rings in den vergangenen Jahren helfen konnte. Das können Großereignisse wie die Messerattacke am Barbarossaplatz oder die Axtattacke im Zug von Ochsenfurt nach Würzburg gewesen sein, aber auch viele "kleinere" Dinge, wie der Ersatz eines Fahrrades für ein bedürftiges Kind. "Sie haben mehr getan, als sie mussten", sagte Landrat Thomas Eberth. "Sie werden heute zu Recht von uns geehrt."
Ähnlich äußerten sich auch die Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (SPD) und Björn Jungbauer (CSU). "Dank Ihnen sind die Opfer in den Fokus gerückt worden", lobte Halbleib die Arbeit von Martin Koch. Er verwies darauf, dass Koch sehr viele Mitglieder für den Verein geworben hat und bereits 2011 Alois Henn in die Vorstandschaft als Stellvertreter geholt hatte. "Ich werde gerne Mitglied im Weißen Ring", machte auch Björn Jungbauer Werbung für den Verein, denn "hier wird wichtige Hilfe geleistet". Er ging auf die aktuelle Situation mit den Enkeltrick-Betrügern ein, zu der auch Polizei-Vizepräsident Holger Baumbach Bezug nahm. Dank des Weißen Rings sei in den vergangenen Jahren auch bei der Polizei die Sicht auf die Opfer stark verbessert worden. Hier gebe es ein gutes Zusammenspiel.
Doch die Arbeit erfolgt meist im Verborgenen, sagte Bürgermeister Alexander Knahn. "Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft, dass es mehr Menschen gibt, die dorthin gehen, wo es wehtut." Und in diesem Zusammenhang dankte er dem Weißen Ring.
Mit Alois Henn hat man einen würdigen Nachfolger für Martin Koch gefunden. Er bekommt Werner Brinker und Jan-Philipp Hußl als Stellvertreter zur Seite, denn die Arbeit soll künftig auf mehr Schultern verteilt werden.

