Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Riedenheim: "Wenn alle sagen, ich mache nichts, dann passiert auch nichts": Wieso es im Riedenheimer Seniorentreff läuft

Riedenheim

"Wenn alle sagen, ich mache nichts, dann passiert auch nichts": Wieso es im Riedenheimer Seniorentreff läuft

    • |
    • |
    Christa Haaf (links) und Katja Roth engagieren sich im Seniorentreff Riedenheim. Hier trifft sich gerade der Seniorenkreis im Café in Röttingen (Lkr. Würzburg).
    Christa Haaf (links) und Katja Roth engagieren sich im Seniorentreff Riedenheim. Hier trifft sich gerade der Seniorenkreis im Café in Röttingen (Lkr. Würzburg). Foto: Thomas Obermeier

    Wenn im Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Röttingen ein Veranstaltungshinweis in der Rubrik der Gemeinde Riedenheim mit "Eure Katja und Christa" unterzeichnet ist, wissen vermutlich alle dort, worum es geht: Christa Haaf und Katja Roth organisieren seit mehr als einem Jahrzehnt gemeinsam ehrenamtlich den regelmäßigen Seniorentreff in Riedenheim. 

    Männer gehen zum Stammtisch, Frauen zum Seniorentreff

    In vielen Fällen ist es ein Seniorinnen-Treff. "Es kommen hauptsächlich Frauen, obwohl unsere Veranstaltungen für alle offen sind. Auf dem Dorf ist es oft immer noch so, dass die Männer lieber zum Stammtisch ins Wirtshaus gehen", berichtet Katja Roth. Sie war zwei Wahlperioden lang Gemeinderätin des 700 Einwohner-Ortes im Landkreis Würzburg und hat sich vor 13 Jahren ehrenamtlich als Seniorenbeauftragte der Gemeinde zur Verfügung gestellt: "Weil sich sonst niemand gemeldet hat."

    Einen ähnlichen Satz sagt ihre Mitstreiterin Christa Haaf, die sich für die katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius bereits seit fast fünf Jahrzehnten um Veranstaltungen für die älteren Menschen im Ort kümmert: "Einer muss halt was machen. Wenn alle sagen, ich mache nichts, dann passiert auch nichts."

    Haaf ist 77 Jahre alt und seit den 1970er Jahren in der Pfarrgemeinde ehrenamtlich engagiert. Damals waren es zwei Andachten im Jahr, in der Fastenzeit und im Advent, die jedes Jahr für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im Pfarrheim organisiert wurden. Das waren die Anfänge des heutigen Seniorentreffs, 20 bis 30 Riedenheimer seien damals bei den Andachten mit Kaffee und Kuchen regelmäßig dabei gewesen, "mehr als heutzutage", sagt Christa Haaf.

    "Wo treffen sich die Leute sonst? Bei der Grabpflege auf dem Friedhof oder beim Gespräch über den Gartenzaun."

    Katja Roth, Seniorenbeauftragte von Riedenheim

    Als Katja Roth zur Seniorenbeauftragten ernannt wurde, nahm sie Kontakt mit Haaf auf, seither organisieren die beiden zusammen einmal pro Monat eine Veranstaltung für Seniorinnen und Senioren.

    Christa Haaf (li.) und Katja Roth engagieren sich ehrenamtlich im Seniorentreff Riedenheim. Jetzt sind die beiden für die Aktion "Zeichen setzen" vorgeschlagen worden. 
    Christa Haaf (li.) und Katja Roth engagieren sich ehrenamtlich im Seniorentreff Riedenheim. Jetzt sind die beiden für die Aktion "Zeichen setzen" vorgeschlagen worden.  Foto: Thomas Obermeier

    "Ich finde es wichtig, dass eine Gemeinde so etwas hat", sagt Roth. Zwar sei in Riedenheim die Dorfgemeinschaft noch intakt, es gebe vor Ort einen Bäcker, einen Metzger, die Gottesdienste am Sonntag fänden weiterhin regelmäßig statt: "Aber wo treffen sich die Leute sonst? Bei der Grabpflege auf dem Friedhof oder beim Gespräch über den Gartenzaun."

    Dorfgemeinschaft intakt: Als im Pfarrheim die Heizung ausfiel, sprang der Sportverein ein 

    Wie intakt die Dorfgemeinschaft ist, beweist eine Geschichte aus dem Dezember 2022: Da hätte die Adventsfeier nach Abschluss aller Vorbereitungen und viel Arbeit am Vortag beinahe ausfallen müssen, weil am Sonntag die Heizung im Pfarrheim nicht lief. Die beiden Organisatorinnen müssen heute noch lachen, wenn sie sich an die Situation erinnern.

    Ein einziger Anruf beim örtlichen Sportverein DJK-SV Riedenheim genügte, und die Veranstaltung samt Tisch-Dekoration und den Veehharfen-Spielerinnen vom "Fränkischen Harfenklang" wurde kurzerhand ins Sportheim verlegt. "Alle haben zusammengeholfen, und dann konnte der Seniorenadvent wie geplant stattfinden", erinnert sich Katja Roth.

    Sie und Christa Haaf seien ein gut eingespieltes Team und verstünden sich ausgezeichnet: "Ich mache es gerne, vor allem seit Katja dabei ist", sagt Haaf. Zu den monatlichen Veranstaltungen, meistens am Dienstagnachmittag im Pfarrheim, gehört der eine oder andere sommerliche Ausflug in die nähere Umgebung, es gibt eine Mai-Andacht in der St. Michaels-Kapelle und regelmäßige Spielenachmittage, bei denen Brettspielklassiker wie "Mensch ärgere dich nicht" oder "Rummikub" immer noch die Renner sind.

    Besonders beliebt bei der älteren Bevölkerung sei das Volksliedersingen gewesen, das in Ermangelung musikalischer Begleitung im Moment leider nicht mehr stattfinden könne: "Da hatten wir tatsächlich auch immer einige Männer dabei", berichtet Roth. Auch bei den Faschingsveranstaltungen mit Bühnenprogramm sind die Herren für gewöhnlich stärker vertreten als sonst beim Seniorentreff.

    Mit wenig Mitteln was Gutes tun: Freude und Ausgleich zur Alltagshektik

    Gründe dafür, sich neben dem Berufsleben ehrenamtlich zu engagieren, gibt es für die beiden Organisatorinnen viele: "Es macht Spaß, man tut mit relativ geringen Mitteln etwas Gutes, und man spürt, dass die Menschen dankbar dafür sind." Gleichzeitig sind die Seniorentreffs für Roth auch ein Ausgleich für den hektischen Alltag. "Ich versuche bewusst, mir diesen einen Tag im Monat zu nehmen."

    Für die Zukunft plant sie zusammen mit Christa Haaf auch Bewegungs- und Sportangebote für Seniorinnen und Senioren ins Veranstaltungsprogramm aufzunehmen. Und vielleicht stehen dann auch wieder, wie manchmal bei anderen Veranstaltungen des Seniorentreffs, acht Rollatoren gleichzeitig vor der Tür: "Das ist richtig schön, weil man daran merkt, dass die Arbeit wertgeschätzt wird."

    Die Aktion "Zeichen setzen!"Die Aktion "Zeichen setzen!" zeichnet seit über 20 Jahren beispielhafte ehrenamtliche soziale Initiativen aus. Eine Jury wählt unter den Bewerbungen aus. Immer im Spätherbst werden dann vier Preise – dotiert mit 500 bis 3000 Euro – verliehen.Initiativen können sich entweder selbst bewerben - oder sie werden von Dritten vorgeschlagen. Jede und jeder kann Personen oder Gruppen nennen, die Wichtiges zum Gemeinwohl beitragen. Eingereicht werden können Projekte und Initiativen aus Unterfranken und dem benachbarten Main-Tauber-Kreis.Bewerbungen sind bis einschließlich 30. September 2024 möglich. Bitte schreiben Sie an:Main-Post, Aktion "Zeichen setzen!", Berner Straße 2, 97084 Würzburg, E-Mail: zeichensetzen@mainpost.deOder: Lernwerk Volkersberg, Volkersberg 1, 97769 Bad Brückenau, E-Mail: zeichensetzen@volkersberg.deInformationen rund um die Aktion, die Bewerbung, die Kriterien sowie erschienene Beiträge finden Sie unter www.mainpost.de/zeichensetzen und www.lernwerk.volkersberg.de.MP

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden