Zwei Pferde stehen auf dem Hof des Reitstalls. Um sie herum an die 20 Kinder. Sie bereiten die Pferde für das Training vor. Sie machen sie sauber und legen Zaumzeug und Voltigiergurt an. Dann werden die Pferde in die Reithalle geführt, die 20 Kinder folgen ihren Lieblingen voller Vorfreude. Seit acht Jahren gehört Voltigieren zum Angebot des Ochsenfurter Reitsportvereins. Vor allem Mädchen sind begeistert von der Sportart, die Turnen und Reiten miteinander verbindet.
Doch bevor die Kinder an ihre heiß geliebten Pferde dürfen, müssen sich sowohl Mensch als auch Tier aufwärmen und dehnen. Zwei der insgesamt vier Voltigiergruppen haben Training und diesmal sind die Jüngeren an der Reihe. Die Mädchen zwischen vier und zehn Jahren bilden einen Kreis und machen Dehnübungen.
Jedes Mädchen macht eine Übung vor. Zur selben Zeit werden auch die Pferde von ihren Besitzerinnen gedehnt, indem sie eines der Vorderbeine anheben und ausstrecken. Danach müssen sie sich zehn Minuten warm laufen - in Schritt, Trab und Galopp. „Das dient der Lockerung der Muskulatur und der Gelenke,“ erklärt Voltigiertrainerin Bärbel Eberhardt.
Während die Pferde an der Longierleine ihre Runden drehen, sind die Mädchen mit ihren Dehnübungen fertig und üben die sogenannte „Mühle“ – eine der grundlegenden Figuren beim Voltigieren – auf dem Holzpferd. „Erst wenn diese Übung sitzt, lassen wir sie an die richtigen Pferde ran. Schließlich sind die Pferde lebendige Turngeräte, da muss man viel Rücksicht nehmen,“ erklärt Bärbel Eberhardt weiter.
Als die Trainerinnen endlich zufrieden sind, darf ein Mädchen nach dem anderen ans Pferd. Die Jüngeren üben das Aufstehen und Wiederhinsetzen auf dem Pferd und das abschließende herunterrutschen über den Pferdepopo. Hinten dran steht immer Trainerin Ramona Faulhaber, um die kleinen Stöpsel aufzufangen.
Die Älteren üben die Mühle auf dem galoppierenden Pferd. Was vorher noch so mühelos geklappt hat, sieht jetzt wesentlich angestrengter aus. Für ein paar von ihnen ist es das erste Mal, dass sie die Mühle im Galopp machen. Bärbel Eberhardt ist zufrieden.
Die Voltigiergruppe des Reitsportvereins Ochsenfurt gibt es seit 2006. Die jetzige Reitschulbesitzerin Annette Mayer wechselte von Rottenbauer nach Ochsenfurt und brachte einige Pferde, Reiter und auch die Voltigiergruppe mit.
Beim Voltigieren gibt es zwei große Bereiche - den Breitensport und den Turniersport. Beim Breitensport gibt es sogenannte Spielegruppentage, bei denen die jungen Reiter in Quiz- und anderen Spielen gegeneinander antreten, aber auch einen kleinen Pflicht- und Kür-Teil auf dem Pferd vorführen müssen. Der Veranstalter bestimmt nach Absprache mit dem Prüfer die Anforderungen, die meist unter einem Motto stehen.
Beim Turniersport ist weniger erlaubt als im Breitensport. Musik und Gestaltung der Pflicht und der Kür sind nach starren Regeln festgelegt. Im Turnierbereich gibt es fünf verschiedene Klassen, in denen die Voltigierer auf - und absteigen können. Die A-,L-, M*-, M**- und S-Gruppe. In welcher sie sich befinden, hängt ganz von ihren Leistungen ab.
Auch der Reitsportverein Ochsenfurt hat eine Leistungsgruppe, die auf Turnieren antritt. 2013 richtete der Verein sogar selbst ein Voltigierturnier aus. 2014 dagegen steht ein Reitturnier auf dem Programm. Beide Turnierarten werden von Jahr zu Jahr immer abwechselnd ausgerichtet.
Nachdem jedes der Mädchen seine „Mühle“ auf dem Pferd gemacht hat, sind jetzt die Partnerübungen an der Reihe. Die beiden Pferde Lajos und Platon laufen immer noch geduldig ihre Runden. „Nicht jedes Pferd ist ein Voltigierpferd. Diese Pferde müssen vom Wesen her sehr ruhig sein, müssen Fehler verzeihen können und dürfen weder schreckhaft noch kitzlig im sensiblen Lendenbereich sein,“ meint Bärbel Eberhardt.
Außerdem müsse ein Pferd kompakt sein; nicht zu kurz, weil es Platz für drei Turner bieten muss. Aber auch nicht zu lang, weil es die Belastung von der Muskulatur her nicht aushalten würde, so Eberhardt. Außer Lajos und Platon, hat die Voltigiergruppe noch zwei weitere Pferde, die geeignet sind: Matze und Kamikaze. Die durften aber für dieses Training einmal im Stall bleiben und gemütlich ihr Fressen futtern.