Die österreichische Band Federspiel ist anders als andere Brassbands. Nicht nur, weil es im Ensemble neben den Blechblasinstrumenten eine Klarinette gibt. Sondern vor allem, weil Federspiel eine vollkommen eigene, eigenständige, eigenartige, einzigartige Musik macht. Das ist nicht der Stilmix aus Klassik, Pop, Jazz, gerne auch ein bisschen Klezmer, der als "Crossover" längst allgegenwärtig ist. Nein, das ist Musik in ihrer natürlichsten Form, die ihre Wurzeln in der frühen, quinten- und quartenreichen alpenländischen Volksmusik hat, und die dennoch ganz und gar in die Gegenwart gehört.
So gesehen war das zweite Konzert der runderneuerten Würzburger Meisterkonzerte unter der Ägide der Hanke Brothers im Großen Saal der Musikhochschule eine Art Lehrstunde. Eine höchst unterhaltsame, anrührende und in Momenten beglückende. Sieben Musiker auf Trompeten in allen Größen, Flügelhörnern, Posaunen, Tuba und eben Klarinette, dazu gezielt und sparsam eingesetzte Elektronik, ein wenig Zither, Kofferharmonium, Große Trommel und immer wieder wunderbar lockerer Gesang - das ist ebenso musikantisch wie virtuos, ebenso präzise wie frei, ebenso komplex wie verblüffend einfach.
Ein Weihnachtsprogramm ganz ohne Weihnachtshits
Das Programm heißt "Von der langsamen Zeit" und ruft eher zur geistigen denn musikalischen Entschleunigung auf. Es ist ein Weihnachtsprogramm ganz ohne Weihnachtshits. Eine Art Weltenmodell im Kleinen: Mal entfesselt das Septett regelrecht die Urkräfte der Natur, mal finden zwei Posaunen zu trauten Terzen zusammen, mal singt eine einsame Stimme von Weihnachten. Von der Sehnsucht nach Trost, nach Nähe, nach Frieden.

Denn: Die verzweifelte Herbergssuche ist heute ebenso Thema wie zur Zeit der Weihnachtsgeschichte. "Man kann sich also schon fragen, ob die Menschheit in 2000 Jahren weitergekommen ist", sagt Trompeter Philip Haas, der den Großteil des Abends mit diesem stillen, hintergründigen Humor moderiert, der vor allem in Alpennähe zuhause zu sein scheint.
Die Band geht nicht, ohne eine große Portion Hoffnung dazulassen
Dass es dennoch keine Alternative zur Hoffnung gibt, zeigt die Musik selbst. Wuchtige Fugen mutieren zu leichtfüßigen Ländlern, die nach wenigen Takten schon wieder in Richtung Minimal Music unterwegs sind, zu strahlende Fanfaren werden und schließlich in tröstlichem Dur ausklingen. Alles ist ständig im Fluss, aber alles kann letztlich in Harmonie münden. Wenn auch nur für einen kurzen Moment.
Um es leicht abgewandelt mit Shakespeare zu sagen: Wenn Musik der Hoffnung Nahrung ist, spielt weiter! Das begeisterte Publikum im gutbesuchten Saal lässt die Musiker nur ungern ziehen. Immerhin: Sie gehen nicht, ohne eine große Portion Hoffnung dazulassen.