Man brauchte nicht all zu früh auf den Beinen und auch nicht ausgeschlafen, gewaschen und gekämmt sein. Nur eines war gefordert: Antenne Bayern musste aus dem Radio klingen. Wie anders wollte man sonst wissen, dass der Sender heute dem siebten von insgesamt acht BMW 318d zu einem neuen Besitzer verhelfen wollte.
Die Moderatoren im Studio riefen eine durch Zufall ermittelte Telefonnummer in einer vorher festgelegten Region an. Angestrebt war jeweils ein Auto pro Regierungsbezirk, plus München). Der Angerufene musste sich - ohne auch nur seinen Namen oder irgend eine andere Silbe vorher zu nennen - mit "Antenne Bayern - wer fahren will muss hören" melden. Schon wäre das Auto sein Eigen gewesen.
Im selben Augenblick hätten Stefan Meixner und Florian Weiß an der Haustür geklingelt, dem Gewinner den Zündschlüssel in die Hand gedrückt - und ihn wahrscheinlich erst einmal kneifen müssen: Es ist wirklich kein Traum! Immerhin kostet der Wagen laut Liste beim Händler rund 30 000 Euro.
Aber, ach, das Leben spielt halt doch nicht immer mit, wie man es sich wünscht.
Kurz vor acht Uhr holte Wolfgang Leikermoser einen Mann in Uettingen aus seinen morgendlichen Träumereien. Dass vor dem Haus das Sat-Mobil und der neue BMW standen, hatte der Uettinger nicht bemerkt. "Ich habe Bayern 1 eingeschaltet, aber Ihr seid ja von Antenne Bayern. . .", konnte er noch herausbringen - ehe ihn beim Anblick des Wagens die Wirklichkeit eingeholt hatte. Er war schlagartig wach. Zu spät.
Zufalls-Nummer zwei. Der Begriff "Rechtsweg ausgeschlossen" hat seit gestern für den Jura-Studenten Thorsten Kemmer in Würzburg eine völlig realistische Bedeutung. Am Telefon hatte er sich mit Namen gemeldet, so wie es sich - eigentlich - gehört. Das hinterher ins Treppenhaus gerufene Losungswort änderte nichts an der Tatsache: Der BMW fährt an ihm vorbei.
Der 28-jährige Student aus Lauda im Main-Tauber-Kreis saß gerade eifrig beim Lernen über seinen Büchern. Einen Führerschein hat er, aber kein Auto. "Wenn ich gewonnen hätte, wären die Bücher drei Wochen lang im Schrank geblieben", bedauerte er sich selbst etwas. Fest steht allerdings, dass er jetzt viel mehr Zeit hat, sich auf sein zweites Staatsexamen im Juni kommenden Jahres vorzubereiten. Man muss halt alles positiv sehen.
Von der ganz schnellen Truppe war eine Hörerin in Ochsenfurt. Sie nannte lediglich - auch beim Nachfragen - nur ihren Familiennamen. So ganz wollte sie dem Moderator, dass Antenne Bayern am Apparat ist, nicht trauen. Sie erwies sich sogar als telefonischer Sofort-Aufleger. Und damit war der BMW wieder zu haben.
In Kitzingen ging das Antenne-Bayern-Team gleich zweimal leer aus. Die erste Wohnung schien wie ausgestorben. Beim zweiten Versuch in der Siedlung schien Leben in der Bude, denn: Erstes Klingeln: besetzt. Zweites Klingeln: besetzt. Drittes Klingeln: besetzt. Kathrin Müller-Hohenstein gab noch eins drauf: aber auch beim vierten Mal: tut, tut, tut, tut, tut sich nichts. . .
"Versuchen wir es an der Haustür", beschloss Stefan Meixner. "Damit wir wenigstens einen Original-Ton für die Live-Sendung rein kriegen." Und der kam auch prompt.
"Unser Telefonapparat streikt seit Tagen", klang es aus der Sprechanlage. Den Gesichtsausdruck der Frau haben wir nicht gesehen. All zu oft klopft beziehungsweise ruft das Glück schließlich nicht an.
So fuhren Antenne-Bayern, der BMW 318d und die Hoffnung, das Auto in Unterfranken verschenken zu dürfen, ganz traurig wieder gen Süden. Unterwegs schlugen noch zwei weitere Versuche fehl, das Auto an den Mann oder die Frau zu bringen. Und damit nicht genug. Irgendwo nach Nürnberg passierte sogar noch ein kleiner Unfall. Allerdings bekam nur das Sat-Mobil ein paar Dellen ab - der BWM kam ohne Kratzer davon.
Irgendwo in Bayern wird demnächst ein flotter Flitzer stehen. Allerdings nicht in Unterfranken - die haben ihre Chance gehabt. Denn wer fahren will, muß hören - aber den richtigen Sender.