Mit einem bewusst provokativen Motto luden Rektor Ulrich Röhling und Jörg Kieser von der Hauptschule Höchberg Eltern und Schüler zu einem Diskussionsabend in die Räume der Firma Floor-Concept ein. „Haben Hauptschüler heutzutage noch eine echte Chance, den Ausbildungsplatz nach Wunsch zu bekommen?“, stand auf der Einladung.
Die rund 100 Teilnehmer – Eltern, Schüler der 8. bis 10. Klassen und Lehrer der Volksschule – erfuhren von Vertretern der ansässigen Unternehmen, was von Auszubildenden erwartet wird und wo Probleme liegen. Berufsberater Rainer Ziegler stellte aus einer Umfrage der Agentur für Arbeit heraus, dass Eltern die wichtigste Hilfe für Hauptschüler sind, die nach der richtigen Berufswahl suchen. Entsprechend appellierte er an die Mütter und Väter, aktiv am Entscheidungsprozess ihrer Kinder teilzunehmen: miteinander reden, sie ins Berufsinformationszentrum begleiten, zu Praktika ermuntern und vor allem Bewerbungsunterlagen kontrollieren.
Eltern kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, die beruflichen Weichen für die Zukunft der Hauptschüler zu stellen. „Eltern müssen die Zügel anziehen“, betonte Josef Grünewald von der gleichnamigen Metzgerei. „Es ist keine Kunst, einen Abschluss mit der Note 2, 5 zu schaffen.“
Viele junge Menschen seien im Alter von 14 bis 16 Jahren schüchtern und in einer schwierigen pubertären Phase. „Ihr habt ein wunderschönes Leben“, sprach Michael Spiegel die Schüler direkt an. „Ihr kommt um eins heim, schaut Vera am Mittag und spielt Playstation.“ Der Vertriebsleiter bei Spiegel Verpackungen weiß, dass es vielen Schülern nicht klar ist, dass sie ihr Leben selbst in der Hand haben.
„Unternehmen lesen zwischen den Zeilen“, meinte Rainer Ziegler. Einer weiteren Umfrage der Agentur für Arbeit zufolge schauen Arbeitgeber am stärksten auf Noten und Zeugnis-Bemerkungen. „Überlegt Euch gut, was in dieser Bemerkung stehen soll“, riet Ute Riegel vom Malerbetrieb Riegel. „So ein Zeugnis hängt Euch ein Leben lang nach.“
Um seinen Wunschberuf zu finden, empfahlen die Referenten eindeutig: Praktika, Praktika, Praktika. Schon nach einer Woche kann ein Unternehmen sehen, ob der Bewerber hier richtig ist oder nicht, meinte Bodo Ziegler, Geschäftsführer von Floor-Concept. Er selbst ist vom Fachkräfte-Mangel betroffen und der Meinung, dem Handwerk gehört die Zukunft.
Persönlich vorbeikommen und nach einem Praktikum fragen, wurde aus Sicht der Anwesenden sehr positiv bewertet. „Zeigt Eigeninitiative“, appellierte Rainer Ziegler an die Schüler. „Wartet nicht, bis die Firmen zu Euch kommen.“
Warum Hauptschüler mittlerweile einen so schlechten Ruf genießen, war die Frage einer Mutter. „Das liegt daran, dass es viele unmotivierte Hauptschüler gibt“, sagte Bodo Ziegler. „Merken wir als Unternehmen hingegen, einer legt sich wirklich ins Zeug, dann bekommt er eine Chance.“ Dann kann auch einem Hauptschüler die Welt offen stehen. Er muss es nur wirklich wollen.