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Würzburg/Nürnberg: Wie der achte Franken-"Tatort" eine sehr überraschende Wende nimmt - und doch stimmig bleibt

Würzburg/Nürnberg

Wie der achte Franken-"Tatort" eine sehr überraschende Wende nimmt - und doch stimmig bleibt

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    Valentina Sauca und Karl Markovics überzeugen als trauernde Eltern des Mordopfers im Franken-"Tatort" mit dem Titel "Warum".
    Valentina Sauca und Karl Markovics überzeugen als trauernde Eltern des Mordopfers im Franken-"Tatort" mit dem Titel "Warum". Foto: Hagen Keller

    Eine gute Stunde lang ist "Warum", der an diesem Sonntag in der ARD ausgestrahlte achte Franken-"Tatort", mehr Charakterstudie als Krimi. Denn für den grausamen Mord an Lukas (Caspar Schuchmann), dem jungen, sympathischen und erfolgreichen IT-Spezialisten einer Nürnberger Speditionsfirma, gibt es lange kein Motiv.

    Im Mittelpunkt des Krimis stehen trauernde Eltern (Valentina Sauca, Karl Markovics), die ihre Lähmung ob des herben Verlusts kaum überwinden können, dann aber mit der ganzen Kraft ihrer Elternliebe den Fall selbst lösen. Sauca und Makovics sorgen für die beeindruckendsten Szenen dieses "Tatorts". Sie sind bei ihren von Liebe motivierten Ermittlungen den Kommissaren stets ein Stück voraus.

    Aber auch den Ermittlern geht dieser Fall ungewöhnlich nah. Hauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) will gar seinen Job hinschmeißen, weil er lange auf die falsche Fährte setzte. Selbst die immer so coole und gelassene Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) verliert die Beherrschung, als die Ermittlungen in eine Sackgasse geraten sind.

    "Warum" ist also nicht nur der Titel dieses "Tatorts" - es ist auch die Regieanweisung für die Schauspielerinnen und Schauspieler. Sie setzen dieses ausweglose "Warum", auf das es keine Antwort zu geben scheint, sehr eindrucksvoll um. Und das nicht auf Kosten der Spannung, denn auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer bleibt die Antwort auf die stets präsente Frage lange offen.

    Dramatische Schlussszenen beim achten Franken-"Tatort"

    Doch dann explodiert der Fall regelrecht: "Jetzt, Du Aas, wirst Du sehen, was Tod ist - nicht irgendwo weit weg in irgendeinem Land, sondern hier", schreit Lukas' Mutter dessen Chef Weinhardt (Götz Otto) an, währen der Vater das Jagdgewehr auf den Unternehmer richtet. Denn ausgerechnet der immer freundliche, aalglatte und etwas spießige Weinhardt war es, der Lukas aus dem Weg räumen ließ, weil der hinter seine kriminellen Machenschaften mit einer bulgarischen Pharmafirma gekommen war.

    Vor allem ärmere Länder wurden mit völlig wirkungslosen Medikamentenfälschungen gegen Krankheiten wie Krebs oder Malaria beliefert. Ein Milliardengeschäft mit dem Tod. Und so wurde die Rolle des Weinhardt sehr passend mit dem als James-Bond-Widersacher bekannt gewordenen Götz Otto besetzt.

    Lange Zeit können die Ermittler (Fabian Hinrichs, Andreas Leopold Schadt und Dagmar Manzel)  kein Licht in den düsteren Fall bringen. Doch dann geht plötzlich alles sehr schnell.
    Lange Zeit können die Ermittler (Fabian Hinrichs, Andreas Leopold Schadt und Dagmar Manzel)  kein Licht in den düsteren Fall bringen. Doch dann geht plötzlich alles sehr schnell. Foto: Hagen Keller

    Schreie, Gekreische, ein Schuss fällt. Natürlich sind Voss und Ringelhahn mit ihren Einsatzkräften in letzter Minute vor Ort, so geht halt Krimi. Aber Schlimmeres verhindern müssen sie eher nicht. Denn der Vater von Lukas wollte nicht töten, sondern dem Auftraggeber für den Mord an seinem Sohn vor allem selbst einmal Todesangst spüren lassen.

    Überzeichnetes Familienidyll wie im Rosamunde-Pilcher-Film

    So findet dieser so tiefgehende und menschelnde Krimi ein zwar nachvollziehbares, aber auch etwas aufgesetztes Ende. Da dringen die schmerzerfüllten Eltern, die ihren Sohn an korrupte Geschäftemacher verloren haben, mit voller Wut und Trauer ins Familienidyll des Unternehmers ein. Und dieses Idyll mit Frau, drei sympathischen Kindern und schicker Villa am Stadtrand hätte jedem Rosamunde-Pilcher-Film zur Ehre gereicht.

    Und dann gibt es doch noch einen Bösewicht. Den spielt Götz Otto, der auch schon Gegenpart von James Bond gewesen ist.
    Und dann gibt es doch noch einen Bösewicht. Den spielt Götz Otto, der auch schon Gegenpart von James Bond gewesen ist. Foto: Hagen Keller

    Als Weinhardt aber - kurz nachdem er um sein Leben fürchten musste - cool lächelnd und voller Arroganz die Visitenkarten seiner Anwälte aus der Tasche zieht, als Voss ihn mit seinen Anschuldigungen konfrontiert, wird es etwas unglaubwürdig. So wie die ganze Geschichte mit der internationalen Korruption dem Film dann doch etwas unvermittelt eine Wende gibt. Allerdings schafft es Regisseur Max Färberböck, diese dramatischen Schlussszenen durch Einblendungen aus der Geschichte des Falls wie ein Puzzle zu einem am Ende dann doch stimmigen Ganzen zusammenzufügen.

    Denn "Warum" bleibt über weite Teile kein normaler Krimi. Dieser Franken-"Tatort" ist ein Melodram über Elternliebe und Verlust. Auch die Freundin des Opfers, Mia (Julie Engelbrecht), ist Bedrohungen ausgesetzt. In größter Trauer und Angst muss sie ihrer kleinen Tochter Normalität vorspielen. Da ist es dann auch eigentlich egal, dass Lukas' Eltern den Fall eigentlich vor den Kommissaren gelöst haben. Diese konnten - jedoch eher nebenbei - einen sechs Monate alten Fall aus der Oberpfalz aufklären, der dem bulgarischen Auftragskiller als Vorbild diente.

    Auf diese Spur brachte Ringelhahn und Voss übrigens ein Tankwart, köstlich und sehr fränkisch gespielt von dem in Würzburg aufgewachsenen Nikolai Will. So wie überhaupt der fränkische Dialekt im "Tatort" aus Franken immer selbstverständlicher und natürlicher wird.

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