Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Wie der Briefkasten "hubbel" angenommen wird – und warum sich Jugendliche am Hubland einen Pumptrack wünschen

Würzburg

Wie der Briefkasten "hubbel" angenommen wird – und warum sich Jugendliche am Hubland einen Pumptrack wünschen

    • |
    • |
    Sie sind die Menschen hinter dem Projekt "hubbel" (von links): Henning Albrecht, Jonathan Hohm, Nils Zottmann, Simon Maier und Franzisca Maas. 
    Sie sind die Menschen hinter dem Projekt "hubbel" (von links): Henning Albrecht, Jonathan Hohm, Nils Zottmann, Simon Maier und Franzisca Maas.  Foto: Silvia Gralla

    Von "Ich grüße das Hubland" in Erstklässlerschrift bis hin zu "Wir wünschen uns einen Pumptrack" gehen die Einsendungen am "hubbel" – dem digital-analogen Briefkasten am Würzburger Hubland. Entstanden ist er im Rahmen einer Doktorarbeit, die sich mit neuen Ansätzen für Bürgerbeteiligung beschäftigt. Die Doktorarbeit stammt von Franzisca Maas, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie der Uni Würzburg. "Wie kann man Technik dazu nutzen, Menschen demokratisch zu beteiligen?", so die Grundidee hinter dem Projekt der Uni Würzburg, in dem gemeinsam mit Bürgern des Hublands der hubbel als Ort zum Sammeln von lokalen Informationen entwickelt wurde.

    Seit dem 16. August 2022 steht der hubbel am Hublandplatz hinter dem Cube. Doch wie wird er vor Ort angenommen? Das wurde in vier wissenschaftlichen Teilstudien überprüft, die bis Oktober stattfanden, und mit Bürgerinnen und Bürger als Co-Forscher geplant und durchgeführt wurden: "Zum einen haben wir mit zehn Hubländern, vom Studierenden bis zur Rentnerin, je drei Interviews im Abstand von drei bis vier Wochen geführt", erklärt Franzisca Maas. Zum anderen habe es Tests mit Passantinnen und Passanten am hubbel gegeben. Sowohl am Briefkasten, als auch auf der Webseite wurden zudem digital Nutzungsdaten aufgezeichnet, "zu allen Tages- und Nachtzeiten, an sieben Tagen die Woche", so Maas. Und: Es gab auch verdeckte Beobachtungen; dabei wurde in einem Protokoll festgehalten, wie der hubbel genutzt wurde.

    Jugendliche wünschen sich am Hubland einen Pumptrack

    Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Innerhalb der drei Monate wurden 260 Postkarten geschrieben, davon 215 per Hand, die anschließend zur digitalen Erfassung in den Briefschlitz geschoben wurden. Über das Display am Briefkasten und die Webseite wurde die hubbel-Seite 2067 Mal aufgerufen; außerdem wurden 101 Interaktionen mit dem Briefkasten beobachtet. "Auch der integrierte Bücherschrank wird gut genutzt", so die Erkenntnisse der Studie.

    Durch den hubbel kam zudem ein Bedürfnis zahlreicher Jugendlicher zur Sprache: Sie wünschen sich einen Pumptrack, das ist eine künstlich angelegte, stark wellige Moutainbike-Strecke. "'Biken und Skaten' war ursprünglich in den hubbel-Themen gar nicht aufgeführt, hat sich aber schnell als Anliegen herauskristallisiert", sagt Maas. So seien täglich an die zehn Postkarten zum Thema "Pumptrack" im Briefkasten gelandet. Über den hubbel habe man den Jugendlichen ein Diskussionsangebot zum Thema gemacht – ganz analog, beim monatlichen Hubland-Treff in der Bücherei.

    "Der hubbel funktioniert super, er ersetzt aber nicht das persönliche Gespräch."

    Franzisca Maas, Doktorandin an der Uni Würzburg

    Tatsächlich seien mehrere Jugendliche zum Treff gekommen, hätten ihr Anliegen vorgetragen und dafür Verständnis geerntet, berichtet Maas. Beim nächsten Hubland-Treff wurde das Thema von den Jugendlichen gemeinsam mit Vertretern der Stadt besprochen und das Für und Wider erläutert – "hier fand tatsächlich politische Bildung statt", freut sich Maas.

    Dadurch, dass der Briefkasten an einem zentralen Platz steht, wo sich auch die Jugendlichen aufhalten, sei der Kontakt mit ihnen erst möglich geworden, "das wäre über eine Webseite nicht passiert". Wichtig sei dann der Wechsel in den Hubland-Treff gewesen. "Dort konnten die Jugendlichen diskutieren, Entscheidungsträger kennenlernen und aktiv am Thema arbeiten", erklärt Maas. Sie hätten dadurch die Erfahrung gemacht, dass sie, ihre Wünsche und Bedürfnisse wirklich gehört würden. Gleichzeitig sei klar geworden, dass die Umsetzung eines Projekts wie das eines Pumptracks viel Zeit benötigt, da viele verschiedene Stellen involviert sind. "Der hubbel funktioniert super, er ersetzt aber nicht das persönliche Gespräch", so das Fazit von Maas.

    Insgesamt werde der hubbel mit mehr Fragen als mit Informationen gefüttert, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung. "Die Menschen bemerken zum Teil noch nicht, dass sie selbst Expertise haben", vermutet Maas.

    Wie kann der hubbel langfristig gesichert werden?

    So erfolgreich der hubbel auch ist: Ende Dezember 2022 lief die Finanzierung des Projekts aus. Die Menschen, die dahinter stecken, machen trotzdem weiter. Die Redaktion, bestehend aus Bürgern und Studierenden, die den hubbel mitentworfen haben oder seitdem zum Team gestoßen sind, trifft sich weiterhin alle zwei Wochen. Sie kümmert sich um die Inhalte des hubbels und überprüft vor Ort, dass alles funktioniert. Eine wissenschaftliche Hilfskraft der Uni unterstützt die Gruppe bei technischen Belangen und Neuerungen.

    Zudem bemüht sich Franzisca Maas um eine erneute finanzielle Förderung. "Es geht darum, den hubbel langfristig auf feste Beine zu stellen", sagt Maas. Eine Idee wäre, ihn in das Aufgabengebiet des künftigen Hubland-Quartiersmanagement aufzunehmen.

    "Wir stehen auch in engem Austausch mit dem Smart City-Projekt, einem gemeinsamen Projekt von Stadt und Landkreis Würzburg", sagt Maas. Das stadt.land.smart-Team hat zwei weitere hubbel gebaut – und möchte damit an zentralen öffentlichen Orten mit dem sogenannten "Heimatforum" präsent sein. So soll auch Menschen, die zum Beispiel keinen Internetzugang haben, Bürgerbeteiligung vor Ort ermöglicht werden.

    Bald wird der analog-digitale Briefkasten auch außerhalb Deutschlands vorgestellt: Vom 10. bis 14. Juli wird Franzisca Maas Teil der großen Fachkonferenz "Designing Interactive Systems" in den USA sein, wo sie einen Vortrag zum hubbel hält. 

    Wer die hubbel-Redaktion unterstützen möchte, kann sich per Mail bei franzisca.maas@uni-wuerzburg.de melden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden