Obwohl es in den letzten Tagen kräftig geschüttet hat, ist der Waldboden im Ochsenfurter Forst 30 Zentimeter unter der Oberfläche brottrocken. Für Revierförster Wolfgang Schölch ein Zeichen für den fortschreitenden Klimawandel. In den letzten beiden Jahren fehlten insgesamt rund 500 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, sagt er. Wie ein behutsamer Umbau der Baumarten aussehen muss, damit der Wald dem wärmeren und trockeneren Klima gewachsen ist, erklärt Schölch den Teilnehmern eines Waldspaziergangs. Jedes Jahr lädt die Stadt Ochsenfurt zu der Führung ein, um das Bewusstsein der Bürger für ihren Wald zu schärfen.

Mit dem Bohrstock nimmt Förster Schölch die Bodenprobe und ist mit dem Ergebnis zufrieden. Unter einer Humusschicht folgt Sand und dann Lehm, der das Wasser im Oberboden hält. Es sind gute Voraussetzungen für die Eiche, die dominierende Baumart im Forst. Für die Buchen, die zweite wichtige Baumart der deutschen Wälder, schaut es schlechter aus. Mit ihren flachen Wurzeln leiden sie stark unter der Trockenheit der letzten Jahre. Viele der Buchen im Ochsenfurter Forst sind von den Folgen gezeichnet. Etliche von ihnen werden absterben.
"Es ist die Krux bei den neuen Baumarten, ob sie wirklich langfristig an den Standort passen."
Wolfgang Schölch, Revierförster
Trotzdem sieht es im Forst noch besser aus, als in anderen Teilen des Landkreises. "Der Forst ist ein guter Standort", sagt Wolfgang Schölch. Das Bodenleben sei extrem aktiv. Man merkt es an der Geschwindigkeit, mit der Mikroorganismen das Laub des Vorjahres in Humus verwandeln. Der Humus steigert die Speicherfähigkeit.
Ist die Fichte bereits verloren?
Für die Eiche seien die Standortbedingungen ideal. Zudem gilt sie als klimatolerant und wird deshalb die dominierende Baumart im Ochsenfurter Forst bleiben. Anders sieht es mit den Fichten aus, die früher vor allem als Bauholzlieferant gepflanzt wurden. Für die insgesamt sehr trockene Region hat Wolfgang Schölch diese Baumart inzwischen aufgegeben. Auch die Kiefer tut sich schwer, wie der Gemeindewald von Sommerhausen zeigt, der von nordischen Kiefern dominiert wird. Doch welcher Baum soll künftig das Material für Dachstühle liefern?

Revierförster Schölch setzt auf die Douglasie, auch wenn er damit nicht mit allen Experten auf einer Linie liegt. Die Douglasie ist an der Westküste der USA heimisch und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals in Deutschland gepflanzt. Fachleute sind sich uneins, ob der Nadelbaum langfristig dem Klimawandel gewachsen ist. "Es ist die Krux bei den neuen Baumarten, ob sie wirklich langfristig an den Standort passen", sagt Wolfgang Schölch. Aber er sieht kaum eine Alternative, um die Zimmerleute auch künftig mit nachhaltig erzeugtem Holz aus heimischen Wäldern versorgen zu können.
"Früher hat man den Feldahorn herausgenommen, heute stellt man fest, dass er dem Klimawandel mit am besten trotzt."
Wolfgang Schölch, Revierförster
Die Baumhasel, die am Balkan und in der Türkei zu Hause ist, ist eine weitere Baumart, in die Wolfgang Schölch hohe Erwartungen setzt. Sie ist trockenes Klima gewöhnt und könnte sich deshalb auch in unseren Breiten etablieren. Erste Pflanzungen waren vor Jahren vorgenommen worden und haben sich gut entwickelt. Daneben sind es seltene heimische Arten wie Elsbeere und Speierling, die der Förster künftig stärker fördern will. Andere Baumarten, wie der Feldahorn, erleben eine Renaissance. "Früher hat man ihn herausgenommen, heute stellt man fest, dass er dem Klimawandel mit am besten trotzt", sagt Wolfgang Schölch. Der Förster steht dabei vor einer Generationenaufgabe. Erst in Jahrzehnten wird sich herausstellen, ob seine Entscheidungen richtig waren.
Der Wald als Brennholzlieferant
Die Eiche, auf die Wolfgang Schölch das Interesse seiner Zuhörer lenkt, trägt zwei rote Punkte, die anzeigen, dass sie im kommenden Winter gefällt werden soll. Der Baum ist ein typischer Vertreter der Mittelwaldwirtschaft, wie sie seit jeher im Ochsenfurter Forst betrieben wurde. Schon in geringer Höhe schlagen die ersten Äste aus. Der Wald war vor allem Brennholzlieferant. Kostbare Stämme, die bis in große Höhe astfreies Holz liefern, sind deshalb die Seltenheit.

Als Mitarbeiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erstellt Revierförster Schölch jedes Jahr im städtischen Auftrag einen Betriebsplan für den Kommunalwald. Dieser sieht heuer einen Einschlag von 800 Festmetern vor. Darunter sind Fichten, die durch die Trockenheit geschädigt sind, aber auch 400 Festmeter Eichen, für die der Holzmarkt im Moment hohe Preise zahlt. Eigentlich könnten sogar 1000 Festmeter entnommen werden, sagt Schölch. Dabei gelte als oberstes Prinzip, dass nur so viel gefällt werden darf, wie nachwächst. Den errechneten Kosten für die Waldbewirtschaftung in Höhe von 58 300 Euro stehen geschätzte Erlöse aus dem Holzverkauf von 41 300 Euro gegenüber. Der Fehlbetrag von 17 000 Euro bleibt bei der Stadt hängen.
Aus Sicht von Bürgermeister Peter Juks sind diese 17 000 Euro gut investiertes Geld. Schließlich komme es beim Stadtwald nicht nur auf den wirtschaftlichen Ertrag an, sagt er. Als Wasserspeicher und Naturraum erfüllt er weitere wichtige Aufgaben. Und als Freizeit- und Erholungsraum für die Bürger ist der Ochsenfurter Forst unbezahlbar.