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VEITSHÖCHHEIM: Wie die Fastnacht das Leben verändert

VEITSHÖCHHEIM

Wie die Fastnacht das Leben verändert

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    Das Lied von der „Berlusconi-Moni“ war so etwas wie der Wendepunkt im Leben von Reinhard Stummreiter. Seitdem hat der Trommler der Altneihauser Feierwehrkapell'n mächtig abgenommen.
    Das Lied von der „Berlusconi-Moni“ war so etwas wie der Wendepunkt im Leben von Reinhard Stummreiter. Seitdem hat der Trommler der Altneihauser Feierwehrkapell'n mächtig abgenommen. Foto: Foto: Christoph Weiss

    Kann „Fastnacht in Franken“ ein Leben verändern? Wer Reinhard Stummreiter diese Frage stellt, erhält als Antwort ein kräftiges „Ja“. Er hat es schließlich selbst erlebt, am eigenen Körper – und das darf gerne wörtlich genommen werden. Stummreiter, genannt „Stummi“, ist der dicke Trommelspieler der Altneihauser Feierwehrkapell'n. Die schrägen Oberpfälzer Blechchaoten bereichern seit 2006 die Frankenfastnacht, und Reinhard Stummreiter ist neben Norbert Neugirg, dem Kommandanten, das Gesicht dieser komischen Kapelle.

    Das Jahr, in dem die Veränderung ihren Ursprung fand, war 2010. Dass das Leben nicht nur lustig ist, weiß Reinhard Stummreiter da schon lange. 1983 war seine Mutter gestorben, vielleicht ist es der Kummer, der das Kind danach immer öfter an den Kühlschrank gehen ließ. In einem Zeitungsinterview hat er sich selbst einmal als „Frustfresser“ bezeichnet. Die Kilos werden zu Stummreiters Jahresringen.

    2010 wiegt der Trommler schließlich 287 Kilogramm, als ihn Neugirg bei der „Fastnacht in Franken“ das Lied von der „Berlusconi-Moni“ singen ließ. Bis dahin war Stummreiter, der sich gerne als „einzigen Nichtmusiker in dem Haufen“ bezeichnet, der Trommler am Rande. Plötzlich stand er mit Kopftuch und einem Solo im Scheinwerferlicht. „Dieser Auftritt hat sein Ego gestärkt“, sagt Neugirg, und Stummreiter selbst sagt: „Mein Leben wurde auf den Kopf gestellt. Ich habe viele Freunde gewonnen, unzählige Kontakte bekommen.“ Aber das Gewicht blieb eine Last. Auftritte fielen dem Musiker zunehmend körperlich schwer, bis ihm Norbert Neugirg sagte, dass er etwas verändern müsse in seinem Leben, sonst dürfe er nicht mehr mitspielen.

    Reinhard Stummreiter ist zunächst tief getroffen. Heute ist er dem Feierwehr-Chef dankbar. Der Trommler entschließt sich 2012 zu einer Operation, der Magen wird verkleinert. Das Gewicht schmilzt, heute wiegt der Oberpfälzer 155 Kilogramm. „Es war schon weniger“, gibt der 43-Jährige am Rande der Proben in Veitshöchheim zu. „Die Operation“, sagt er, „ist eine Hilfe, aber nicht die Lösung.“ Der Trommler hat erkannt, dass er sein Leben umstellen muss: Ernährung, Bewegung, Umfeld, Beruf, „alles muss zusammenspielen“.

    Wer ihn hört, ahnt, dass dieser Weg nicht leicht ist, aber Stummreiter, so scheint es, ist gut darauf unterwegs: Seine Musikerkollegen unterstützen ihn, und Neugirg bewundert, „wie er über sich hinauswächst“. Sein Arbeitgeber hat ihm statt einer Stelle als Fernfahrer, wo der Auftrag morgens oft mit „zwei Donuts, einer Nussschnecke und einem Plunderteilchen vom Bäcker“ begann, wie er einmal sagte, einen kaufmännischen Job im Büro gegeben. Schließlich klappte es auch mit der Liebe, seit zwei Jahren ist Stummreiter mit seiner Evelyn verheiratet. Der BR hat eine Dokumentation über sein Leben produziert, die am Montag gezeigt wird (21 Uhr).

    Der „Fastnacht in Franken“ ist Stummreiter dankbar, denn der Erfolg habe sein Selbstbewusstsein gesteigert und dem sensiblen Trommler einen entscheidenden Impuls gegeben. „Für mich ist Veitshöchheim immer ein Höhepunkt im Jahr“, so der Oberpfälzer vor dem Auftritt am heutigen Freitag in den Mainfrankensälen. Der urige Haufen der Feierwehrkapell'n wird den Franken wieder gehörig den Marsch blasen, und Reinhard Stummreiter wird immer noch richtig dick wirken.

    Aber der Bauch ist jetzt ausgestopft.

    Fastnachtscountdown Wer hat die schrillste, bunteste, schönste, fantasievollste Verkleidung? Seit Jahren bieten sich die bayerischen Politiker ein Schaulaufen auf der Fastnachtsbühne in Veitshöchheim. Im Wahljahr 2017 hat sich das bayerische Kabinett nahezu in kompletter Mannschaftsstärke angesagt: Ministerpräsident Horst Seehofer hat ebenso zugesagt wie Umwelt- und Finanzminister Markus Söder. Aus Reihen der Opposition kommt unter anderem die neue Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Katharina Schulze. Margit Sponheimer, Mainzer Fastnachtsoriginal, hat es bei ihrer Premiere im vergangenen Jahr so gut gefallen, dass sie auch heuer wieder erwartet wird. Bei den Künstlern setzen Verband und BR auf bewährte Kräfte wie „Waltraud & Mariechen“, Michl Müller, Peter Kuhn oder Bauchredner Sebastian Reich. Neu ist unter anderem der 16-jährige Marco Breitenbach aus Schweinfurt. Heike Frankenberger aus Kürnach (Lkr. Würzburg) ist die glückliche Gewinnerin unseres Fastnachtsrätsels. Sie wurde unter den rund 1700 Teilnehmern ausgelost und darf heute Abend mit Begleitung in der Jubiläumssendung live dabei sein. Die Sendung ist der Quotenhit des BR. Zu den Produktionskosten schweigt der öffentlich-rechtliche Sender. Eine Anfrage wollte die Leiterin des Studios Franken, Kathrin Degmair, nicht beantworten. Fernsehtipp: „Fastnacht in Franken“, heute, 19 Uhr, BR-Fernsehen.

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