Ordnung ist das halbe Leben. Das jedenfalls sagt eine alte Volksweisheit. Devina Försch geht noch einen Schritt weiter, denn seit März dieses Jahres ist Ordnung ihr Alltag, ihr Hobby und auch ihr Beruf. Angefangen hatte damals alles im Kinderzimmer, welches sie sich mit ihrem Bruder teilen musste. Schon da war klar: Försch sorgt dafür, dass alles an seinem rechten Platz ist. Und das hat nicht selten auch für geschwisterliche Auseinandersetzungen gesorgt, wie sich die 34-Jährige erinnert.
Heute, rund 25 Jahre später, hat Försch ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und hilft anderen Menschen in ihren eigenen vier Wänden Ordnung zu machen und zu halten. Um ihren Traum zu verwirklichen, hat sie sogar ihren sicheren Job als Regionalleiterin bei Aldi aufgegeben. "Ich habe gelernt, dass Ordnung den Menschen wahnsinnig viel Sicherheit und Struktur geben kann", erklärt die Aufräumexpertin. Und genau dabei will sie Menschen helfen. Denn Ordnung, sagt sie, habe keine feste Definition, sondern sei eine individuelle und sehr persönliche Angelegenheit.
Marie Kondō Methode als Inspiration mit eigenen Akzenten
Und weil hinter jeder Ordnung immer auch ein Konzept steckt, orientiert sich Devina Försch an der Methode von Marie Kondō. Mit Ordnung hat diese ein Millionengeschäft aufgebaut, Bücher veröffentlicht und sogar eine eigene Netflixserie bekommen. Dort gibt sie Tipps gibt, wie man sich von Dingen trennt und Ordnungskonzepte umsetzt. Doch Försch macht mehr, als nur die Methoden von Kondō anleitend weiterzugeben. Sie bringt ihre ganz persönliche Note mit herein. "Ich beschäftige mich viel mit Persönlichkeitsentwicklung und kombiniere die Ordnung im Haus mit der Ordnung im Inneren. Da stehe ich auch mit Ratschlägen zur Seite."

So könne es beispielsweise passieren, dass man nach dem Aufräumprozess mit der Würzburgerin alte Hobbies wiederentdecke, den langersehnten Berufswunsch ergreife oder sich einfach nur wieder wohl in seiner eigenen Wohnung fühle. Auf dem Weg bis dahin begleitet Försch ihre Kundinnen und Kunden durch den Prozess. "Alles beginnt mit dem Aussortieren", erklärt die Expertin.
Entscheidend sei dabei nicht, einzelne Räume zu entrümpeln, sondern nach Kategorien vorzugehen. Insgesamt gibt es fünf davon: "Kleidung, Bücher, Papier, Verschiedenes und Sentimentales." Nacheinander stellt man sich bei jedem Gegenstand der jeweiligen Kategorie die Frage: Macht mich dieses Teil glücklich? Ist die Antwort ja, wird es behalten und bekommt einen festen Platz im Haus. Wenn nicht, wird es aussortiert.
Langfristig Ordnung halten mit verschiedenen Zwischenschritten
Einfach Dinge auszusortieren, die man lange nicht mehr genutzt hat oder die vielfach vorhanden sind, sei nach Förschs Auffassung nach keine gute Lösung. "Dann steht man in ein paar Jahren wieder an derselben Stelle und muss aussortieren", sagt sie. Wichtig sei auch, allem einen festen Platz zu geben. Nicht nur helfe das dabei, auch langfristig Ordnung zu halten, man habe so auch einen besseren Überblick. "Es ist unglaublich, wie viele Menschen doppelt kaufen, weil sie nicht wissen, was sie schon besitzen", sagt Försch. Das gelte für nicht-alltägliche Gegenstände wie Batterien genauso wie für Küchenutensilien wie zum Beispiel Gewürze.

Bei ihren Terminen stellt die Aufräumexpertin auch immer wieder fest, dass nicht wenige Menschen beim Aufräumen den Fokus auf das Falsche setzen. "Viele verrennen sich beim Aufräumen dann in den schönen Dingen und kaufen erstmal viele schöne Döschen und Behältnisse" so Försch. Zwar könne sie verstehen, dass auch die Optik am Ende einen großen Teil zur Ordnung beitrage, es helfe aber nicht, die wichtigen Zwischenschritte zu überspringen. "Wenn man die Schritte vorher nicht macht, bringen auch die schönen Döschen nichts", erklärt sie. Am Ende sollte aber niemand auf dekorative Elemente verzichten, wenn das zum Wohlfühlen beitrage.
Kann man mit Aufräumen überhaupt Geld verdienen?
Ihr Jobwechsel hat auch positive Einflüsse auf ihre Freunde und Familie. "Einige im Bekanntenkreis haben gesagt, wenn ich jetzt komme, müssen sie immer vorher aufräumen", gibt die 34-Jährige lachend zu. Doch das sei gar nicht nötig. "Ich versuche da immer den Druck rauszunehmen", so Försch. Diese Botschaft möchte sie auch ihren Kundinnen und Kunden vermitteln. Sie bilde sich weder eine Meinung noch ein Urteil über die Wohnungen und Häuser, die sie besuche. "Wer bin ich, dass ich mich da einmische, geschweige denn ungefragt etwas sagen würde."

Doch es gebe auch immer wieder Menschen, die ihrem Berufswechsel skeptisch gegenüber stünden und sich fragten, "ob man damit überhaupt Geld verdienen kann". Sie verweise dann immer auf Marie Kondō, die mit ihrer Idee vom Aufräumen reich geworden ist, so Försch. Viel Geld zu verdienen, sei aber gar nicht ihr primäres Ziel. Viel wichtiger sei es der Würzburgerin, Menschen zu helfen, sich wieder in ihrem Zuhause wohlzufühlen.
Devinas Tipps für einen aufgeräumten Kleiderschrank1. Am Anfang steht das Aussortieren: Devina Försch rät, einen großen Wäscheberg anzulegen und einmal durchzugehen, welche Kleidungsstücke man wirklich behalten will. Dabei sollte man sich immer die Frage stellen: Macht mich diese Sache glücklich? Ist die Antwort ja, kommt das Kleidungsstück in den Schrank.2. Kleidung rollen statt falten: Egal ob Hosen, Socken oder Oberteile, gerollte Kleidung sorgt für Ordnung im Kleiderschrank. Nicht nur behält man so einen besseren Überblick, auch hohe schwankende Kleiderstapel gehören damit der Vergangenheit an.3. Kleidung nach Prinzip aufhängen: Alle Kleidungsstücke, die sich nicht rollen lassen, gehören auf einen Kleiderbügel. Diese sollte man nach einem festen Kriterium ordnen. Entweder nach Farben, Stoffen oder den eigenen Vorlieben. Hauptsache, dahinter steckt ein System.4. Der Trick zu mehr Schubladen: Försch sagt, viele Menschen wünschten sich mehr Schubladen in ihrem Kleiderschrank, haben aber wenige. Sie empfiehlt, rechteckige Boxen mit Griff in die Fächer mit Einlegeböden zu legen. Die Boxen kann man dann ganz einfach wie Schubladen herausziehen.Quelle: Devina Försch