Die Festhalle in Güntersleben ist schon für den Blütenball an diesem Samstag geschmückt: Blumen und Kerzen verschönern das Podium, bunte Stoffe und Lampions zieren die Hallendecke. Von dieser anheimelnden Atmosphäre profitieren der CSU-Kreisverband Würzburg-Land und die Kreistagsfraktion am Sonntag bei ihrem Neujahrsempfang mit rund 450 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Zwei bayerische Ministerpräsidenten waren schon zu Gast, erzählt CSU-Ortsvorsitzender Norbert Zorn: Franz-Josef Strauß und Markus Söder. Freilich hätte er jetzt sinngemäß überleiten können, der nächste in Spe sitzt schon in der ersten Reihe. Aber er erspart sich diese naheliegende Anspielung, weil Björn Jungbauer, auf ihn richten sich die Blicke an diesem Nachmittag, erst einmal in den Bayerischen Landtag gewählt werden muss, bevor er an solche Blütenträume überhaupt zu denken wagt.
Wie CSU-Landtagskandidat Björn Jungbauer Künstliche Intelligenz für sich arbeiten lässt
Kandidat Jungbauer sitzt da noch leicht angespannt neben Manfred Ländner. Von ihm hat der Kirchheimer Bürgermeister bereits den Fraktionsvorsitz im Kreistag übernommen. Seinem Zuspruch hat er es wohl auch mit zu verdanken, dass er im Stimmkreis Würzburg-Land am 8. Oktober als Direktkandidat auf dem Wahlzettel stehen wird. Beim Neujahrsempfang der CSU spricht er zum ersten Mal in dieser neuen Rolle vor großem Publikum. Wie gibt er sich? Welche Schwerpunkte wird er setzen? Besteht er die Bewährungsprobe?
Jungbauer, 41 Jahre alt, hat es sich leicht gemacht. Er hat für sich schreiben lassen. Zumindest ein paar Sätze seiner Rede stammen aus der Feder von ChatGPT, einer künstlichen Intelligenz. Es braucht nur ein paar Schlagwörter, um daraus völlig automatisiert einen staatstragenden Text zu machen. Mit Blick auf Corona bringt der Roboter irgendwie "schwere Zeiten, Zusammenhalt und Unterstützung" in Zusammenhang. Es wäre nicht aufgefallen, dass eine Maschine als Autor am Werk war, hätte Jungbauer es nicht gleich aufgeklärt.
Was die Gäste beim CSU-Neujahrsempfang von Björn Jungbauer nicht erwarten dürfen

"Intelligenz bei Neujahrsempfängen der CSU sind Sie ja aus früheren Neujahrsempfängen gewohnt", sagt er frisch und fröhlich, und stellt schon mal klar, eine philosophische Rede sei von ihm heute nicht zu erwarten. Aber auch kein "Wumms", schon gar kein "Doppel-Wumms" und eine "Zeitenwende" werde er auch nicht einläuten.
"Ich habe keine Patentrezepte."
Björn Jungbauer, CSU-Landtagskandidat
Aber, was dann? Um es vorwegzunehmen, der CSU-Landtagskandidat wird auch nicht programmatisch werden. "Das muss er auch nicht", sagt Sebastian Scheder, der Jungbauer noch aus JU-Zeiten kennt. "Jemand der ganz neu ist, kann nicht sagen, wie das Wahlprogramm der Bayerischen Staatsregierung aussieht. Er muss sich erst in das Team einfinden." Und Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder wird später urteilen: "Das ist seriöser, als wenn er die Welt rettet."
Jungbauer gibt zu: "Ich habe keine Patentrezepte." Und lässt offen, ob es nun vernünftig sei, bei einem Mangel an Energie die Atomkraftwerke abzuschalten oder, wie er sich für eine Ortsumgehung in Giebelstadt einsetzen will oder auf seinem Weg in die Zukunft das Klima schützen, die Wirtschaft stärken und Arbeit schaffen möchte.
Was Manfred Ländner über seinen designierten Nachfolger im Bayerischen Landtag sagt
Er weiß, dass es dafür "Ideen statt Ideologien" braucht. Und Vernunft. Und, dass auch die CSU nicht alle Lösungen hat - aber immerhin "bessere als die politischen Mitbewerber" und dabei wird er nicht müde, viele Erfolge bayerischer CSU-Politik aufzuzählen.
CSU-Kreisvorsitzender und Landrat Thomas Eberth lobt sofort: "Inhaltlich, nachdenklich, super!" Gabriele Wolz-Curtaz, CSU-Mitglied aus Estenfeld, ist der "frische Wind" aufgefallen, den Jungbauer mitbringt. Und Eugenia Schömig, 100 Jahre alt, sagt: "Reden kann er." Doch, bekommt er auch ihre Stimme? "Ich kenne ja die Kandidatinnen und Kandidaten anderer Parteien noch nicht", will sie sich nicht festlegen.
Hat Jungbauer also seine Bewährungsprobe bestanden? "Ja", sagt Manfred Ländner. Und fügt hinzu: "Die eigene Programmatik kommt noch im Wahlkampf."