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Würzburg: Wie werde ich Tagesmutter?

Würzburg

Wie werde ich Tagesmutter?

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    Tagesmütter sind für die Kleinsten eine gute Alternative zum Krippenplatz. Doch wie sind sie eigentlich ausgebildet? 
    Tagesmütter sind für die Kleinsten eine gute Alternative zum Krippenplatz. Doch wie sind sie eigentlich ausgebildet?  Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

    Ein Stuhlkreis ist aufgebaut, in der Mitte frische Tulpen in einer Vase, drumherum Gegenstände wie eine Klangschale, verschiedene Kuscheltiere, Karten mit Bildern und Sprüchen darauf. Jeder von den Seminarteilnehmern in der Räumlichkeit am Landratsamt darf sich einen Gegenstand aussuchen, mit dem er sich und seine zukünftige Arbeit verbindet.     

    Die Frauen verschiedenen Alters und der Quotenmann - teilweise aus der Stadt, teilweise aus dem Landkreis Würzburg und dem Landkreis Kitzingen - haben eines gemeinsam: Sie mögen die Beschäftigung mit Kindern und wollen Tagesmutter oder -vater werden. So zum Beispiel die 28-jährige Svenja Forstmeier aus Bergtheim. Sie ist Diätassistentin, möchte sich aber beruflich nochmal verändern. "Ich habe zwar selbst noch keine eigenen Kinder, aber liebe es generell, mich mit ihnen zu beschäftigen", sagt sie. Wie Schuppen sei es ihr in einem Moment von den Augen gefallen, "dass dieser Beruf genau mein Ding ist". Aus den Gegenständen hat sie zwei Karten ausgewählt - eine zum Thema Glück, eine fürs Lächeln. Ihr Credo: "Tue nichts, das dir nicht gut tut."        

    Zwei Anwärterinnen zur Tagesmutter suchen einen Gegenstand aus, mit dem sie ihre zukünftige Arbeit assoziieren. 
    Zwei Anwärterinnen zur Tagesmutter suchen einen Gegenstand aus, mit dem sie ihre zukünftige Arbeit assoziieren.  Foto: Daniel Peter

    Ihre gleichaltrige Mitstreiterin Elena Kozlova, die ursprünglich aus Lettland kommt, hat sich ein rotes Plüschherz herausgesucht. "Ich  möchte Kindern meine Liebe schenken und ihnen Geborgenheit geben", erklärt sie ihre Intention, am Qualifizierungskurs zur Tagesmutterteilzunehmen. Momentan befindet sie sich in der Ausbildung zur Kinderpflegerin. In dem Kurs sieht die Mutter eines zweijährigen Sohnes eine gewinnbringende zusätzliche Qualifikation.     

    Auch die 66-jährige Brigitte Dobler-Ziemann aus Veitshöchheim möchte sich im Ruhestand auf das Abenteuer Tagesmutter einlassen. Als Symbol hat sie sich ein Nilpferd ausgesucht "denn die Hippos sind stark und beschützen ihre Kleinen bis zum Letzten".  Sie würde sich gerne als "Task Force" der Ersatzbetreuung widmen, sozusagen als Springerin im Urlaubs- und Krankheitsfall anderer Tagesmütter.       

    Herausforderungen der Ausbildung 

    Eine der großen Herausforderungen in der Ausbildung sei es, die Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts und  unterschiedlicher Herkunft unter einen Hut zu bekommen, sagt Ursula Baur-Alletsee von der Tagesmüttervermittlung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Sie ist federführend für die Qualifizierungskurse verantwortlich, die aus einer Arbeitsgemeinschaft für Kindertagespflege in Stadt und Landkreis Würzburg hervorgehen. Seit 2007 werden diese Kurse bereits angeboten.

    Für die Anwärterinnen oder im Einzelfall auch Anwärter ist der Qualfizierungskurs mit insgesamt 160 Unterrichtseinheiten Pflicht – genauso wie die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. "Wir bieten Interessierten die Chance, berufliche und persönliche Kompetenzen als Tagespflegeperson zu entwickeln. Auch ist es sicherlich eine interessante Perspektive für junggebliebene Senioren", so Baur-Alletsee.

    Ob man seinen Lebensunterhalt damit komplett sichern kann, hänge von verschiedenen Faktoren ab, vor allem von der Anzahl der zu betreuenden Kinder und der gebuchten Stunden. Zwischen 458 Euro  bei einer Halbtagsbetreuung und 732 Euro bei einer Ganztagsbetreuung pro Kind unter drei Jahren könne der Verdienst sein. Zudem gibt es von den Jugendämtern Zuschüsse zu Renten- und Krankenversicherung. "Da es sich um eine selbstständige Tätigkeit handelt, müssen natürlich Steuern abgeführt werden."    

    Erzieherische Ausbildung nicht verpflichtend 

    Aber: Was sind eigentlich die Grundvoraussetzungen für diesen Beruf? "Tagesmütter und -väter sollten natürlich Menschen sein, die Kindern positiv gegenüber stehen und Spaß an der Beschäftigung mit ihnen haben", sagt die Sozialpädagogin. Auch sollte man psychisch und physisch stabil und belastbar sein, die Bereitschaft haben sich fortzubilden und sich damit auseinandersetzen, dass private Räume auch von den Kindern genutzt werden. Ein Quereinstieg in den Beruf Tagesmutter sei durchaus möglich, eine vorherige sozialpädagogische oder erzieherische Ausbildung nicht verpflichtend. "Natürlich kommt es zugute, wenn Erfahrungen im Betreuungsbereich bereits vorliegen."

    Zuständig für die Qualifizierung: Ursula Baur-Alletsee. 
    Zuständig für die Qualifizierung: Ursula Baur-Alletsee.  Foto: Daniel Peter

    Im Zuge der Bewerbung ist die Abgabe eines erweiterten Führungszeugnisses sowie das Anschauen der Räumlichkeiten, in denen die Tagespflege dann stattfinden soll, Pflicht. "Alle, die hier sind, haben die ersten Kriterien erfüllt." Normalerweise merken die Teilnehmer im Laufe der Zeit selbst, ob die Beschäftigung wirklich zu ihnen passt. Darauf sind wir ausgerichtet", so Alletsee.

    Regeln fürs Seminar

    Heute ist auch Claudia Ebert von der Fachabteilung Kinderbetreuung der Stadt Würzburg dabei und packt mit an. Eine Liste wird an die Tafel geschrieben, was sich die Teilnehmer als Regeln für das Zusammensein im Seminar wünschen: "Nicht auslachen, ehrlich sein, belebende Diskussionen führen, Kritik üben und annehmen sowie offen bleiben", sind einige der genannten Attribute. 

    Wichtig sei es für die Teilnehmer auch, sich Grenzen zu setzen, "das brauchen die Seminarteilnehmer hier, aber auch in ihrer Funktion in der Tagespflege", so Alletsee. Nur wenn man gut für sich selbst sorgen kann, könne man dies auch für Kinder. Es ist das erste Zusammentreffen der Tagesmütter und -väter. Zunächst mal wird es in den nächsten Sitzungen um Aufgaben, Rechte und Pflichten gehen. Im Aufbaukurs liegen die Schwerpunkte dann auf den Themen Entwicklung, Erziehung und Bildung der Tageskinder. 

    Über den Tellerrand schauen

    Für den 55-Jährigen, der im Seminar der einzige Mann ist, ist es wichtig, neues Wissen vermittelt zu bekommen und über den Tellerrand zu schauen. Er arbeite bereits seit vielen Jahren mit Kindern in der Mittagsbetreuung und auch mit Senioren, erzählt er. Auch seine eigenen drei Kinder habe er zu Hause betreut. Als Mann in der Betreuung könnten auch mal andere Dinge angepackt werden. Sein Motto: "Genieße den Tag."

    Leider sei das Modell "Tagesvater" in den Köpfen der Gesellschaft noch nicht angekommen, so Baur-Alletsee. Der 55-Jährige ist der dritte Mann in einer ihrer Qualifizierungskurse – seit 2007. "Die anderen zwei haben dann leider wegen des Gehalts nicht als Tagesvater gearbeitet."    

    Nachfrage ist höher geworden 

    Vielleicht ändere sich das mit einer erhöhten Nachfrage, hofft Baur-Alletsee. "Mittlerweile entscheiden sich viele Eltern wegen der individuellen Betreuung bewusst für die Kindertagespflege, andere wählen diese Alternative aufgrund des fehlenden Krippenplatzes." Für die Expertin ist klar: Man sollte individuell auf das Bedürfnis der Kinder schauen. "Gerade für die Kleinen kann eine Tagesmutter durch die eher familiäre Betreuung genau das Richtige sein." Maximal bis zu fünf Kinder dürfen gleichzeitig betreut werden. 

    Einen Nachteil gibt es aber: Mit einem Krippenplatz ist der Kindergartenplatz im Prinzip gesichert, nicht so bei der Betreuung durch eine Tagesmutter. Natürlich hofft Baur-Alletsee, dass sich auf dieser Ebene etwas tut.  "Wir sind in Gesprächen und bleiben dran." Einen Aufruf möchte sie noch starten, da in dem derzeitigen Qualifizierungskurs noch Plätze frei sind: "Wer sich noch bewerben möchte, soll sich schnellstmöglich bei mir melden."     

    Qualifizierung zur Tagesmutter Die Qualifizierung zur Tagesmutter/Tagesvater bietet die Möglichkeit, sich mit den Themen Erziehung, Entwicklung, Förderung und Bildung der Tageskinder sowie der Kooperation zwischen Eltern und Tagespflegesperson zu beschäftigen. Kontakt: Ursula Baur-Alletsee, Tagesmüttervermittlung der Paritätischen Wohlfahrtspflege, Telefon: 0931 55972 Im Grundkurs (50 Unterrichtseinheiten) wird über Aufgaben, Rechte und Pflichten informiert. Im Aufbaukurs (50 UE und 10 UE Praktikum) liegt der Schwerpunkt auf Entwicklung, Erziehung und Bildung der Tageskinder sowie der Kooperation zwischen Tagespflegeperson und Eltern. Im Aufbaukurs II (40 UE und 10 UE Praktikum) geht es um die Großtagespflege, Themen wie Erziehung und Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Tagespflegepersonen werden vertieft.   Betreuungsplätze für Kleinkinder und auch Hortkinder sind derzeit in vielen Städten und Landkreisen knapp. In der Serie "(K)ein Platz für Kinder" beschäftigt sich die Lokalredaktion für Würzburg Stadt und Land mit dem Thema Kinderbetreuung und beleuchtet die aktuelle Situation.

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