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Würzburg: Wie wird in Würzburg künftig geheizt? Das sagt Martin Heilig über Zeiträume, Wärmequellen und Unterstützung für Bürger

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Wie wird in Würzburg künftig geheizt? Das sagt Martin Heilig über Zeiträume, Wärmequellen und Unterstützung für Bürger

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    Koordiniert die kommunale Wärmeplanung: Bürgermeister Martin Heilig.
    Koordiniert die kommunale Wärmeplanung: Bürgermeister Martin Heilig. Foto: Johannes Kiefer

    Offiziell heißt es Gebäudeenergiegesetz, umgangssprachlich ist meist von Heizungsgesetz die Rede. Egal welchen Begriff man verwendet, eines ist klar: Die Wende weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energien ist kein abstraktes Thema, sondern betrifft auch in Würzburg private Haushalte und Firmen sehr direkt.

    Zunächst jedoch sind die Kommunen in der Pflicht. Eine kommunale Wärmeplanung soll vor Ort klären, welche Wärmequellen an welcher Stelle möglich sind. Die Federführung dabei liegt in Würzburg bei Klimabürgermeister Martin Heilig (Bündnis 90/Die Grünen). Mit ihm sprach die Redaktion über den Stand der Planungen, über Befürchtungen in der Bevölkerung und mögliche Wärmequellen in Würzburg.

    Frage: Wie schätzen Sie die Ausgangssituation der Stadt Würzburg auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung ein?

    Martin Heilig: In Würzburg haben wir das Thema schon frühzeitig angepackt, wir liegen etwa anderthalb Jahre vor vielen anderen Kommunen. Im Moment läuft bereits in enger Zusammenarbeit mit der WVV unsere kommunale Wärmeleitplanung, wir haben dazu einen großen Auftrag an eine dänische Beratungsgesellschaft vergeben. Die Wärmeleitplanung wird dann in die kommunale Wärmeplanung überführt werden. Da wird es dann unter anderem darum gehen, wo es Fernwärme oder Nahwärme gibt oder wo man auf Wärmepumpen angewiesen sein wird.

    Die Wärmewende stellt auch die Stadt Würzburg und ihre Bürgerinnen und Bürger vor Herausforderungen: Blick auf das Heizkraftwerk am Alten Hafen.
    Die Wärmewende stellt auch die Stadt Würzburg und ihre Bürgerinnen und Bürger vor Herausforderungen: Blick auf das Heizkraftwerk am Alten Hafen. Foto: Fabian Gebert (Archivbild)

    Können Sie dazu schon Details nennen?

    Heilig: Das nicht, aber ich kann Ihnen den Zeitplan nennen. Wir gehen davon aus, dass wir die Wärmeleitplanung innerhalb von einem Jahr abschließen, das gilt dann in etwa auch für die kommunale Wärmeplanung. Das heißt, dass wir den festgelegten Zeitrahmen bis 2026 nicht benötigen werden. Wir wollen, dass die Menschen schnell Klarheit darüber haben, welche Wärmequelle sich für sie lohnt. 

    Welche Prioritäten setzt die Stadt bei der Wärmeplanung?

    Heilig: Wir haben uns im Stadtrat darauf verständigt, dass unsere Wärmeversorgung bis 2040 klimaneutral ist. Das bedeutet, dass wir eine Fernwärme brauchen, die dekarbonisiert ist. Alles andere muss man nachordnen. Es gibt dazu bereits konkrete Ideen, zum Beispiel eine Großwärmepumpe, die das Abwasser aus der Kläranlage nutzt. Damit ließe sich nach Einschätzung von Expertinnen und Experten die Grundlast der Wärme im Sommer komplett abdecken. Eine weitere Möglichkeit, die wir aufgrund unserer Lage am Main untersuchen, sind Flusswärmepumpen. Bei der Pleichach gibt es außerdem unterirdische Ströme, die nicht genutzt werden, aber konstante Temperaturen haben und sich für Wärmepumpen eignen könnten. Auch lokale Abwässer, zum Beispiel vom Heuchelhof, werden auf ihre Eignung untersucht. Daraus schnüren wir dann ein Paket, damit wir den Bürgerinnen und Bürgern sagen können, wo wir Fern- oder Nahwärme anbieten können – oder eben nicht. 

    In Würzburg haben wir auch Stadtteile, die dicht an den ländlichen Raum anschließen. Ist Biogas ein Thema? 

    Heilig: Nach aktuellem Stand spielt Biogas für uns eine untergeordnete Rolle. Im Stadtgebiet haben wir nur die Abfälle als Ressource, da stellt sich die Frage, ob sich das lohnt.

    Schließen Sie bestimmte Wärmequellen für Würzburg aus?

    Heilig: Nein, wir sind bei den Untersuchungen technologieoffen. Ein Beispiel ist die Geothermie: Da hieß es immer, das funktioniert in Unterfranken nicht. Inzwischen gibt es neue Erkenntnisse und neue Technologien. Das gilt übrigens für die gesamte Wärmewende: Der technische Fortschritt ist unglaublich schnell, schon deshalb müssen wir grundsätzlich offen bleiben. Das gilt auch für unsere Planung. Alles, was wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren machen wollen, wird ganz genau definiert, alles andere muss ein Stück weit offen bleiben. 

    Inwieweit spielt bei den geplanten Investitionen die lokale Wirtschaft eine Rolle?

    Heilig: Das ist ein wichtiger Punkt. Finanzinstitute aus der Region werden ebenso eine Rolle spielen wie verschiedene Firmen. Wir nutzen aber auch intensiv die Kooperation mit Forschungseinrichtungen: Universität, Technische Hochschule, Fraunhofer Institut oder CAE (Redaktioneller Hinweis: Center for Applied Energy Research = Zentrum für angewandte Energieforschung). 

    Werden bei der Planung der lokalen Wärmewende auch Bürgerinnen und Bürger einbezogen?

    Heilig: Das wird im Laufe des Verfahrens geschehen, wie auch schon bei der Erarbeitung des lokalen Klimaschutzkonzeptes. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass es um sehr viele technische, betriebs- und volkswirtschaftliche Zusammenhänge geht, bei denen die allgemeine Bürgerbeteiligung nicht so stark in Betracht kommt. Wichtig ist uns in jedem Fall eine gute Kommunikation. Jetzt im Herbst soll es mehrere Informationsveranstaltungen geben, sowohl online als auch vor Ort. Wir wissen ja, dass es viel Verunsicherung gibt. 

    Wie unterstützt die Stadt Bürgerinnen und Bürger, die zu ihrer jeweiligen Heizungssituation Fragen haben?

    Heilig: Über die Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit in meinem Referat beraten wir Bürgerinnen und Bürger bei energetischen Sanierungsmaßnahmen oder stellen den Kontakt zu einer Energieberatung her.

    Verstehen Sie die Ängste, die es in der Bevölkerung mit Blick auf die Veränderungen gibt?

    Heilig: Wir dürfen uns alle nichts vormachen. Die Wärmewende ist eine riesige Transformation. Deshalb kann ich die Ängste auch verstehen. Die Kommunikation der Bundesregierung hat sicher auch nicht dazu beigetragen, dass die Ängste abnehmen. Aber es sind auch viele Unwahrheiten verbreitet worden. Niemand muss über Nacht seine Heizung herausreißen! Es geht um eine langfristige Entwicklung. Und was manche Menschen vergessen: Jedes Jahr überweisen die Würzburgerinnen und Würzburger rund 250 Millionen Euro allein für Energie, für Wärme, zuletzt sehr viel nach Russland oder Saudi-Arabien. Und die Preise für Gas und Öl werden steigen. Die Vorstellung, dass wir mit erneuerbaren Energien aus der Region diese Wertschöpfung in der Region halten können, ist für die mittelfristigen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge ein wichtiger Fakt. Am Ende des Tages könnte nicht nur eine CO₂-neutrale, sondern auch eine reichere Region stehen. Und in der konkreten Wohnsituation ist es sicher auch so, dass man über eine ordentlich geplante Sanierung mittelfristig günstiger fährt. Wichtig ist in jedem Fall eine gute Beratung.

    Was würden Sie im Moment einem Hausbesitzer in Würzburg raten, der über eine neue Heizung nachdenkt? Schon loslegen oder erst mal die Füße still halten?

    Heilig: Es macht Sinn abzuwarten bis wir die Wärmeleitplanung und kommunale Wärmeplanung abgeschlossen haben. Dann bekommt man von uns eine Antwort, was für das jeweilige Quartier infrage kommt.

    Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version einer Interview-Antwort von Martin Heilig hatte es geheißen, die Stadt Würzburg unterstütze die Nutzung einer Energieberatung auch finanziell mit 300 Euro. Die Stadt weist nun darauf hin, dass es diese Förderung inzwischen nicht mehr gibt. Hintergrund ist eine Änderung in den Förderbedingungen des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) zur Mitte des Jahres. Dadurch ist es Antragstellern nicht mehr möglich, noch zusätzliche Förderungen, wie über ein kommunales Programm, in Anspruch zu nehmen. Die Stadt habe die Förderung in diesem Bereich daher einstellen müssen.

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