"Bruckner im Dom" mit den Bambergern, das garantiert dem Mozartfest ausverkauftes Haus, erwartungsfrohe Gesichter und den Bischof in der ersten Reihe. Als Einheizer kein Geringerer als der brillante Frank Peter Zimmermann mit leicht reduzierten Bamberger Symphonikern und dem agilen, engagierten Dirigenten Andrew Manze.
Auf dem Programm stehen zwei Komponisten, die das Göttliche in der Musik in irdische Klänge verwandelten: Ottorino Respighi (1879-1936) und Anton Bruckner (1824-1896)

Respighis Concerto gregoriano für Violine und Orchester, 1921 komponiert, ist inspiriert von gregorianischen Melodien und Kirchentonarten. Im Pianissimo beginnen die Streicher den Auftaktsatz. Modern klingt das. Dynamisch steigern sie die vibrierende Stimmung, um sensibel auf Manzes Kommando wieder zurückzurudern und Zimmermanns Stradivari den Raum geben, ihren eindringlichen Klang zu entfalten. Die Bamberger Streicher, Bläser und Schlagwerker umhüllen ihn, sind hochsensible Begleiter. So trotzen sie fast immer der Akustik im Dom, die in Forte-Passagen droht, die Geige zu übertönen.
Großes Orchester, großes Kino, große Erwartungen, die erfüllt werden
Die Kadenz gestaltet Zimmermann farbig: schroff, zärtlich, ausdrucksstark. Der Mittelsatz ist erzählerisch dicht, entfaltet eindrückliche Klangbilder. Daran knüpft der Finalsatz an, der leidenschaftlich und furios ausklingt. Intensiver Beifall und Bachs h-Moll Partita von Zimmermann als Zugabe.

Und dann kommt Bruckners erste Sinfonie in c-Moll in der Wiener Fassung. Großes Orchester, großes Kino, große Erwartungen, die erfüllt werden. Andrew Manze treibt die Bamberger zu Höchstleistungen an. Da wird Musizieren zum Workout. Man beginnt fast zu schwitzen, beim Anblick der in den virtuosen und kraftvollen Passagen alles gebenden Musikerinnen und Musiker. Die Orchestermitglieder sind ein Team, spielen einen göttlichen Bruckner, offenbaren einen Kosmos an Klängen mit aneinander gereihten Höhepunkten.
Im Scherzo, dem dritten Satz, rocken die Bamberger den Dom. Wild und hitzig geht es zu. Manze agiert wie ein Hexenmeister, der mit dem Zeigefinger alles aus den Streichern herauskitzelt. Dann legt er die Hand aufs Herz, sofort klingt es anmutig, zart, berührend. Schließlich spannt er die Arme wie Flügel auf und nimmt Flöten und Fagotte unter seine Fittiche. Im Trio lockt er die Hornrufe hervor und steuert die markanten Streicher mit exakten Staccato-Achteln. Mehr Körpersprache beim Dirigieren geht nicht. Bis zum letzten brillanten, erlösendem Schlussakkord. Auch das begeisterte Publikum gibt beim langen Schlussapplaus alles.