Die erste Sitzung des neuen Stadtrats am kommenden Montag wird spannend. Nicht nur, wer zum Bürgermeister beziehungsweise zur Bürgermeisterin gewählt wird, ist im Moment noch offen. Es könnte außerdem sogar sein, dass die beiden Posten deutlich mehr Macht bekommen als sie bislang hatten.

Wie berichtet, versuchen die Parteien und Gruppierungen des Stadtrats im Moment hinter den Kulissen wichtige Weichen zu stellen: Es geht um Posten in Aufsichtsräten, zum Beispiel in den Gesellschaften des Stadtkonzerns WVV und vor allem um die beiden Stellvertreter von Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU). Bislang ist bekannt, dass die Fraktionen von Grünen und CSU Anspruch auf den ersten beziehungsweise zweiten Bürgermeister anmelden - und für ihre Kandidaten Mehrheiten im Stadtrat suchen.
Nach Informationen dieser Redaktion werden bei den Grünen Barbara Lehrieder und Martin Heilig diskutiert. In der CSU-Fraktion soll Stadträtin Judith Jörg als Alternative zu Adolf Bauer gehandelt werden.

Die Grünen wollen sich nicht äußern. "Im Moment gibt es noch nichts zu sagen", erklärt Heilig. Auch Fraktionsvorsitzender Matthias Pilz schweigt. Ein bisschen gesprächiger ist CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth. "Unser Favorit ist nach wie vor Adolf Bauer", wiederholt Roth, was er schon vergangene Woche gesagt hatte.
Aber er räumt auch ein, dass "es inzwischen mehr Stimmen gibt, die meinen, es ist Zeit für einen Neuanfang". Wenn sich abzeichnen würde, dass Bauer keine Mehrheit im Stadtrat hätte, würde die CSU einen alternativen Vorschlag machen. Der 74 Jahre alte ehemalige bischöfliche Finanzdirektor Bauer ist seit 24 Jahren im Amt. Er selbst war für die Redaktion am Mittwoch nicht zu sprechen.
Die CSU ist laut Roth mit allen Parteien und Gruppierungen des Stadtrats außer der AfD im Gespräch und suche nach einem Vorschlag, der breite Zustimmung findet. "Ich will am Montag keine Abstimmung, bei der die zwei Stimmen der AfD entscheiden," betont Roth.

Knackpunkt der Bürgermeisterwahl sind dieses Mal aber nicht nur die Personen, sondern auch deren künftige Funktionen. Im Gespräch ist die Aufwertung der bislang ehrenamtlichen Bürgermeister zu hauptamtlichen. Zweite und dritte Bürgermeister wären dann weiter als Stellvertreter des Oberbürgermeisters mit Repräsentationsaufgaben und Sitzungsleitungen beschäftigt – und würden zusätzlich eigene Referate wie Umwelt, Sport oder Schule leiten.
Mit dieser zusätzlichen Macht wären hauptamtliche Bürgermeister ein noch stärkeres Bindeglied zwischen Politik und Verwaltung. "Laut Gemeindeordnung entscheidet der Stadtrat, ob er ehrenamtliche oder hauptberufliche Bürgermeister haben will", erklärt Rathaussprecher Christian Weiß. Ganz neu ist die Idee in Würzburg nicht. Am Anfang seiner politischen Karriere war Alt-OB Jürgen Weber als hauptamtlicher Bürgermeister der CSU für Liegenschaften, Wirtschaft und Sport zuständig gewesen.
Nach Informationen dieser Redaktion gefällt diese Umstrukturierung besonders Teilen der Grünen-Fraktion. "Wir diskutieren noch darüber", erklärt für die CSU-Fraktion deren Chef Roth. Dagegen lehnt die SPD die Idee ab. Die vierköpfige Fraktion erklärt in einer Pressemitteilung, dass sich die langjährige Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake nicht mehr zur Wahl stellt. Ihre Zustimmung zu anderen Kandidaten knüpfen die Genossen an zwei Forderungen: Einer der beiden Bürgermeisterposten wird mit einer Frau besetzt und beide bleiben ehrenamtlich.
Linken-Stadtrat Sebastian Roth will keinen hauptamtlichen Bürgermeister
"Mindestens eine Frau", das möchte auch Sebastian Roth. Die dreiköpfige Linken-Fraktion lehne einen hauptberuflichen Bürgermeister ab. "Erstens, weil das für die Stadt teurer wird", sagt Roth. "Und zweitens sollten Referate von Fachkräften geführt werden."
Dagegen kann sich Josef Hofmann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, hauptamtliche Bürgermeister unter Umständen vorstellen. "Wenn dabei die vorhandene Kompetenz das entscheidende Kriterium ist." Außerdem müssten in diesem Fall im nächsten Schritt die Aufgaben der fünf Referate im Rathaus neu verteilt und eventuell Referenten eingespart werden.