Aus vielen Impfzentren außerhalb Würzburgs ist zu hören, dass der Corona-Impfstoff von AstraZeneca gar nicht beliebt ist. Seine weniger gute Wirksamkeit und die Nebenwirkungen sind für manche Grund genug, das Vakzin abzulehnen.
Wie ist die Akzeptanz in den beiden Würzburger Impfzentren? Wird der Impfstoff jetzt zum Ladenhüter? Und wie geht es weiter mit den Impfungen in Stadt und Landkreis Würzburg? Dr. Christoph Zander, der medizinische Leiter der Impfzentren, und Michael Dröse, der für die Organisation verantwortlich ist, haben gute Nachrichten.

Frage: Wieviel Dosen AstraZeneca-Impfstoff haben Sie denn schon auf Halde?
Dr. Christoph Zander: Wir haben keine Halde an AstraZeneca-Impfstoffen. Bisher haben wir 2700 Dosen bekommen und davon wurde die Hälfte verimpft. Die andere Hälfte haben wir zurückgehalten, um damit Lieferschwierigkeiten bei anderen Impfstoffen auszugleichen. Diese Woche hatten wir erstmalig - und auf längere Sicht einmalig - auch Dosen des Moderna-Impfstoffes bekommen. Deswegen haben wir weniger AstraZeneca verimpft, weil hier die Haltbarkeits- und Lagerungsproblematik nicht gegeben ist.
Nehmen die Würzburger den AstraZeneca-Impfstoff überhaupt an?
Zander: Wir haben wenige Absagen. Ich würde sagen, die liegen etwa bei fünf Prozent. Leider können wir das nicht genau ermitteln, weil die Impfsoftware des Gesundheitsministeriums nicht tagesaktuell die Absagen auswirft.
Michael Dröse: Wir führen aber Strichlisten an den Impfzentren. Gestern waren es insgesamt 18 von rund 200, die AstraZeneca nicht wollten. Also eine sehr geringe Zahl.
Wie sieht das in der Praxis aus? Die Impflinge fragen vor Ort, welchen Impfstoff sie bekommen und sagen dann "Nein, das will ich nicht!"?
Zander: Das lässt sich schon am ausgedruckten Impfbogen zuhause erkennen. Wenn nämlich das Zeitintervall zur zweiten Impfung nicht drei sondern neun Wochen ist, dann kommen schon Nachfragen, warum das so lange dauert. Wir klären dann auf.
Dröse: Aus vielen Telefonaten bekomme ich auch mit, dass viele den Nachteil von AstraZeneca in der Zweitimpfung sehen, weil diese erst nach neun Wochen erfolgt und nicht wie bei den anderen schon nach drei Wochen. Die Schutzfunktion von AstraZeneca ist nach unserer Kenntnis dafür nach der ersten Impfung höher.
Wie klären Sie die Skeptiker auf?
Zander: Persönlich sehe ich AstraZeneca als einen sehr guten Impfstoff an. Er ist einfach zu lagern. Man muss ihn nur in den Kühlschrank legen und dort kann er sechs Monate liegen. Die Zubereitung ist leicht, wir müssen ihn nicht auflösen. Und bei der Wirksamkeit stellt sich immer mehr heraus, dass er mit den anderen Impfstoffen gleichauf liegt.
Und die vielgescholtenen Nebenwirkungen?
Zander: Dazu muss man wissen, dass es auch bei Moderna- oder Biontech-Impfstoffen Reaktionen gibt. Nur ist es so, dass diese bei AstraZeneca schon bei der ersten Impfung auftreten, bei den beiden mRNA-Vakzinen nach der zweiten Impfung. Dazu kommt, dass jüngere Menschen eher Impfreaktionen zeigen als ältere Menschen. AstraZeneca wird ja bisher vorwiegend bei Jüngeren eingesetzt.

Was ist denn die Konsequenz für diejenigen, die den AstraZeneca-Impfstoff nicht wollen?
Zander: Die bleiben ungeimpft. Das Gesundheitsministerium ist hier ganz deutlich: Derzeit gibt es keine Wahlmöglichkeit für einen Impfstoff.

Sind Sie darüber eigentlich verärgert, dass einige AstraZeneca ablehnen, weil sie einfach nicht ausreichend über den Impfstoff informiert sind?
Zander: Ich bin eigentlich gar nicht so sehr darüber verärgert, dass die Leute nicht informiert sind. Vielmehr ärgert mich, dass die Öffentlichkeit von Meldungen in den Medien beeinflusst wird, die nicht gut recherchiert sind. Als wir in Deutschland angefangen haben, mit AstraZeneca zu impfen, wurde der Impfstoff in England schon drei Monate verimpft. Alle haben es überlebt. Und die Ergebnisse sind sehr gut. Der Impfstoff wirkt hervorragend, es gibt keine schweren Verläufe mehr. Die Diskussion ist ja nur aufgekommen, weil die Ständige Impfkommission aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen der Europäischen Zulassungsbehörde widersprechen musste und bei AstraZeneca eine Altersgrenze eingeführt hat.
Wer bekommt denn gerade den AstraZeneca Impfstoff?
Zander: Wir sind immer noch dabei, die erste Gruppe zu impfen. Nur eben mit dem Altersabschlag. Also beispielsweise die Krankenschwester oder der Pfleger unter 64 Jahre bekommen AstraZeneca.
Wenn jemand AstraZeneca nicht will, bringt das ja auch die Organisation durcheinander, Herr Dröse. Was machen Sie denn dann? Werden dann Kinderärzte oder Hausärzte bevorzugt geimpft?
Dröse: Wir können nicht gezielt ins System eingreifen und festlegen: Heute bekommen wir die Haus-, Zahn- oder Kinderärzte durch. Der Vorteil ist, dass wir AstraZeneca lange lagern können.
Schöpfen Sie denn alle Kapazitäten aus, um AstraZeneca-Vaccine auch zu verimpfen?
Zander: Wir tun alles dafür. Nun haben wir erst seit dieser Woche ein vernünftiges Impfstoffangebot von etwa 5000 Dosen in der Woche. Das wird voraussichtlich auch so bleiben. Im April wird es vermutlich mehr. Wir sind jetzt schon dabei, die Kapazitäten auszubauen. Ich habe überhaupt keine Sorge, dass wir AstraZeneca nicht verimpft bekommen. Das war nur in dieser Woche der Fall, weil Moderna dazwischen kam. Sonst wäre schon mehr davon verimpft worden.
Dröse: Ab 15. März fahren wir auf Volllast, um mit den steigenden Impfstofflieferungen auch die notwendigen Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Allerspätestens in der letzten März-Woche wollen wir mit den Umbau-Maßnahmen in den Impfzentren auf der Talavera und in Giebelstadt fertig sein und haben dann mehr Impflinien zur Verfügung.
Das sind ja beruhigende Nachrichten für all diejenigen, die seit Januar auf einen Impftermin warten.
Zander: Ja, auf jeden Fall.
Wie ist denn gerade der aktuelle Stand der Impfungen?
Zander: Bisher haben wir rund 19 000 Impfungen durchgeführt, wenn die Krankenhäuser dazu genommen werden, sind es ein bisschen mehr. In der ersten Gruppe sind rund 50 000 Personen. Ich schätze, dass wir Mitte, Ende April mit dieser Gruppe durch sind.
Und wie wollen Sie die älteren Menschen erreichen, die zuhause sind und nicht die Möglichkeit haben, ins Impfzentrum zu gehen?
Zander: Mit mobilen Teams. Wir probieren das ab dem 8. März aus und haben bislang durch die Pflegedienste etwa 30 Personen registriert. Die mobilen Teams werden dann zusammen mit den ambulanten Pflegediensten die Impfungen zuhause vornehmen. Wir starten mit einer Versuchsphase, weil die mobilen Impfteams noch bis zum 16. März mit den Zweitimpfungen und teils auch noch Erstimpfungen in Wohneinrichtungen für behinderte Menschen, Werkstätten oder anderen Einrichtungen beschäftigt sind.

Und wie lange müssen die Höchberger und Thüngersheimer noch nach Giebelstadt zum Impfen?
Dröse: Es gibt ganz kuriose Zuordnungen: Die Ochsenfurter fahren auf die Talavera, die Eisinger auch, die Höchberger nach Giebelstadt. Wir sind mit dem Ministerium ständig in Kontakt. Erst am Freitag habe ich noch einmal auf meine Postleitzahlen-Liste hingewiesen, die seit Januar den Programmierern der Terminsoftware vorliegt. Mir wurde zugesichert, dass die Impflinge bald sinnvoller einem ihrem Wohnort näherem Impfzentrum zugewiesen werden.