Seit ihrem Bau in den 80er Jahren war die Reststoffdeponie in Hopferstadt ein politischer Zankapfel erster Güte. Seit die Verbrennungsabfälle aus dem Würzburger Müllheizkraftwerk (MHKW) Anfang der 90er Jahren einen anderen Verwertungsweg gefunden haben, ist Ruhe eingekehrt. Das Genehmigungsverfahren für zwei weitere Verfüllabschnitte liegt seitdem auf Eis. Doch der Zweckverband Abfallwirtschaft möchte den Dornröschenschlaf nun beenden und muss sich auf Gegenwind aus Ochsenfurt gefasst machen.
Im Endausbau sollte die Hopferstadter Deponie einmal 834 000 Kubikmeter fassen. Die ersten beiden Abschnitte mit 354 000 Kubikmetern Deponieraum sind zu rund zwei Dritteln verfüllt. Durch die beiden noch nicht gebauten Verfüllabschnitte kämen noch einmal 480 000 Kubikmeter hinzu. Doch seit mehr als zwei Jahrzehnten landen kaum noch Reststoffe aus dem MHKW in Hopferstadt.
Ofenschlacke als Ersatzbaustoff
Filterstäube werden nach Thüringen und Hessen gebracht, um damit alte Stollen in Kali-Bergwerken zu sichern. Die Ofenschlacke wird zu einem Ersatzbaustoff aufbereitet. Im Durchschnitt der letzten Jahre wurden nur noch wenige Tausend Tonnen nach Hopferstadt gefahren, meist belastetes Abbruchmaterial, für dessen Ablagerung die Deponie der Klasse zwei ebenfalls zugelassen ist.
Deshalb ist auch die Klage, die die Stadt Ochsenfurt und die beiden ortsansässigen Brauereien schon 1984 gegen die Deponie angestrengt haben, beinahe in Vergessenheit geraten. Es ging dabei vorrangig um den Schutz des Grundwassers, der auch die Brunnen der beiden Brauereien speist.
Vergleich abgelehnt
2007 unternahm die Landeswaltschaft den bislang letzten Versuch, das Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) mit einem Vergleich zu beenden. Der Vergleich kam deshalb nicht zustande, weil die Kläger Nachbesserungen forderten, die der Zweckverband Abfallwirtschaft nicht akzeptierte. Seitdem geschah nichts mehr, bis der Zweckverband unter neuer Leitung erneut Anlauf nahm, das Genehmigungsverfahren für die verbleibenden Verfüllabschnitte abzuschließen.
Es geht nicht mehr um Reststoffe, sondern um andere belastete Abfälle, die auf eine Deponie der Klasse zwei gebracht werden müssen. Die rege Bautätigkeit der letzten Jahre und strengere Umweltvorschriften haben dafür gesorgt, dass immer mehr belasteter Abfall anfällt, sagt Alexander Kutscher, der Geschäftsleiter des Zweckverbands.
Entsorgungssicherheit in Gefahr
Ein Gutachten des Landesamts für Umwelt habe ergeben, dass die Restkapazität aller bestehenden bayerischen Deponien nur noch für 20 Jahre reicht, so Kutscher. Langfristig gerate die Entsorgungssicherheit in Gefahr. Auch für die drei Partner im Zweckverband: die Landkreise Würzburg und Kitzingen und die Stadt Würzburg.
„Wir müssen mit einer ungünstigen Entwicklung rechnen“, sagt Alexander Kutscher. Deshalb wolle man das Genehmigungsverfahren wieder in Gang bringen. Den bisherigen Auflagen sei der Zweckverband nachgekommen. Dazu zählt unter anderem die dauerhafte Überwachung des Grundwassers in verschiedenen Tiefen über 15 Beobachtungsbrunnen, die rund um die Deponie angeordnet sind.
Kein Verdacht auf Grundwasserbelastung
Seit das Endlager in die Betrieb ist, habe sich kein Verdachtsmoment ergeben, dass Stoffe ins Grundwasser ausgewaschen werden, sagt der technische Leiter der Deponie, Martin Vogell. Die Sickerwässer aus dem Deponiekörper werden über ein Drainagesystem gesammelt und in der Rauchgasreinigung des MHKW entsorgt.
Inzwischen sei der Zweckverband auch bereit, die zusätzlichen Bedingungen zu akzeptieren, die die Kläger 2007 an ihren Vergleich geknüpft hatten, sagt Geschäftsleiter Alexander Kutscher. Die habe der Verband damals abgelehnt, weil wenige hundert Meter entfernt eine alte Hausmülldeponie der Stadt Ochsenfurt und des Landkreises existiert, für deren Zustand man nicht zur Rechenschaft gezogen werden wollte. Inzwischen sei auch diese Deponie einem Grundwasser-Monitoring unterworfen.
Voraussetzung für Genehmigung erfüllt
Soweit sieht Kutscher alle Voraussetzungen für eine Fortführung des Genehmigungsverfahrens erfüllt. Das machte er auch vor Vertretern der Freie-Wähler-Kreistagsfraktion deutlich, die sich vor wenigen Tagen auf der Deponie umgesehen haben.
Doch Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks reagiert zurückhaltend. Die Aufforderung des VGH zur Stellungnahme habe die Stadt ihrem Anwalt übergeben. Der müsse sich nach so langer Zeit erst völlig neu in den Fall einarbeiten, bevor die Stadt Stellung beziehen kann. „Für die Stadt ist der Schutz des Wassers oberstes Gebot“, so Juks.
Grundsätzlich ungeeignet
Ähnlich reagieren auch die beiden Ochsenfurter Brauereien, wenngleich sich an deren grundsätzlicher Ablehnung der Deponie nichts geändert hat. „Jede Art von Reststoffdeponie im Einzugsbereich unserer Brunnen sehen wir grundsätzlich kritisch“ sagt der Inhaber der Oechsner-Brauerei, Dietrich Oechsner. „Der Standort ist nicht geeignet, dann muss man ihn nicht auch noch vergrößern“, stellt Kauzen-Chef Karl-Heinz Pritzl fest.
Auch Pritzl will sich noch nicht näher äußern, bevor sich sein Anwalt nicht in den Fall eingearbeitet hat. „Wir werden uns wehren“, betont er gleichwohl und hofft darauf, dass inzwischen auch die Behörden den Bau von Deponien kritischer sehen als noch vor 30 Jahren.