In Machtilshausen, einem Ortsteil von Elfershausen (Lkr. Bad Kissingen), auf dem kleinen Weinberg des Bioland-Weingutes Wallrapp aus Theilheim (Lkr. Würzburg), wächst seit 1932 die älteste Scheurebe der Welt. So war in dieser Zeitung zu lesen. Ob das tatsächlich so ist, lässt sich nach derzeitigem Wissensstand weder bestätigen noch ausschließen. „Dazu müsste man die Stöcke ausgraben und nachsehen, ob sie tatsächlich wurzelecht sind oder möglicherweise doch veredelt“, schränkt Josef Engelhart, Rebenfachmann aus der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, auf Nachfrage den von ihm behaupteten Superlativ ein.
Dass die Weinstöcke auf besagtem Weinberg jünger sind als von Engelhart vermutet, das lassen die Erinnerungen des 80-jährigen Herbert Schmelz aus Machtilshausen vermuten. Schmelz bewirtschaftet – mit der Hand wie eh und je – selbst noch einen kleinen Wengert in der Nähe der Scheurebe. Er baut dort Müller-Thurgau und Bacchus aus.
Der Winzer erzählt, dass er selbst die Scheureben gekauft habe, die heute Wallrapp gehören. Am selben Tag, als er die Reben für seinen Weinberg bei der Rebschule Manfred Fröhlich in Escherndorf besorgte. Wie er hatte auch sein Onkel Franz-Karl Zier, einer der Vorbesitzer von Wallrapps Grundstück, damals vom Silvaner Abstand genommen. Nicht auf einen Stamm gesetzt, sondern mit Trieben direkt aus der Bodenwurzel gezogen – wie die Scheurebe, die jetzt dort wächst – war die frühe Rebsorte im raueren Klima der Vorrhön oft erfroren. Also besorgten sich die Machtilshausener Winzer spätere Weinsorten.
In welchem Jahr das war, weiß Schmelz nicht mehr. Bei einem aber ist er sicher: „Wir haben die Weinberge nach der Flurbereinigung neu angelegt.“ Und die war in Machtilshausen Anfang der 1980er-Jahre.
Warum der jetzige Besitzer die Geschichte des Wengerts nicht mehr nachvollziehen kann, erklärt Schmelz auch. „Der Weinberg hat vor ihm mehrmals den Besitzer gewechselt“. An einen erinnert sich Schmelz noch. „Das war ein Vertreter, der wie so viele für unsere Gegend schwärmte und davon träumte, seinen eigenen Wein zu trinken.“
Eine etwas andere Geschichte erzählt die Weinbergsrolle, das amtliche Lagenregister. Seit 1960, also seit 56 Jahren, ist die Scheurebe dort eingetragen, hat Wallrapp nachgelesen. Ob das allerdings der Pflanztermin war oder es sich bei diesem Eintrag nur um eine Bestandsaufnahme bereits bestehender Reben handelt, das bleibt offen.