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Würzburg: Rentenreform: Ist unsere Rente noch sicher, Herr Professor Fehr?

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Rentenreform: Ist unsere Rente noch sicher, Herr Professor Fehr?

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    Länger arbeiten, mehr Beiträge zahlen? Die Rentenreform-Pläne der Ampel-Koalition erläutert Prof. Hans Fehr von der Universität Würzburg. 
    Länger arbeiten, mehr Beiträge zahlen? Die Rentenreform-Pläne der Ampel-Koalition erläutert Prof. Hans Fehr von der Universität Würzburg.  Foto: Thomas Obermeier

    Jetzt folgt das Rentenpaket II: Die Bundesregierung hat am vergangenen Dienstag ihre lange erwarteten Pläne für eine Rentenreform vorgestellt. Die Ampel-Koalition will damit das Rentenniveau stabilisieren und den erwarteten Anstieg der Rentenbeiträge abbremsen. Die Finanzierung soll mit einer Aktienrente auf ein zusätzliches Standbein gestellt werden. Kürzungen bei der Rente schloss Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aus, ebenso eine Anhebung des Renteneintrittsalters.

    Ist das Rentenreformpaket nun der große Wurf? Sechs Fragen an Rentenexperte Prof. Hans Fehr, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwissenschaft an der Uni Würzburg.

    Ist die Rente jetzt wieder sicher, Herr Professor Fehr?

    Prof. Hans Fehr: Die Finanzierung der Rente bleibt weiterhin unklar. Die Bundesregierung strebt ein Rentenniveau von 48 Prozent bis zum Jahr 2040 an. Das Rentenniveau gibt an, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns eine Person als Rente erhält, wenn sie 45 Jahre lang kontinuierlich zum Durchschnittslohn gearbeitet hat. Das Ziel ist es, zu verhindern, dass die Renten im Vergleich zu den Löhnen schwächer steigen. Die Frage ist jedoch, wie diese Finanzierung gewährleistet werden soll. Bereits jetzt fließen jährlich Milliarden Euro an Steuergeldern in die Rentenkasse, um Leistungen wie etwa die Mütterrente zu finanzieren, wogegen nichts zu sagen ist. Die Frage ist, ob das künftig so bleiben wird oder ob man nicht Steuergelder aufwenden muss, um versprochene Versicherungsleistungen zu finanzieren. Für mich ist die Rente nur sicher, wenn die Finanzierung steht.

    Können Einwanderinnen und Einwanderer unser Rentensystem retten?

    Fehr: Es wäre eine beträchtliche Anzahl von Einwanderern erforderlich, um das Rentensystem zu stabilisieren. Das Statistische Bundesamt geht in den Bevölkerungsprognosen von einer jährlichen Nettozuwanderung von 300.000 Personen aus. Aber selbst das würde das Rentenproblem nicht lösen, sondern nur abmildern.

    Ist die Einführung der Aktienrente jetzt der große Coup?

    Fehr: Der Einstieg in den Kapitalmarkt ist geschafft, das bewerte ich als positiv. Allerdings hätte man diesen Schritt schon vor 20 Jahren machen sollen, dann hätte man schon etwas angespart. Die Verschuldung für dieses Vorhaben finde ich nicht gut. Man geht davon aus, dass der Gewinn, den man am Aktienmarkt macht, deutlich höher ist als die Zinsen für die Schulden. Man kann nur hoffen, dass diese Rechnung aufgeht. Es ist ein großes Risiko dabei.    

    Werden die Rentenbeiträge steigen?

    Fehr: Die Rentenkasse steht vor der Herausforderung, sich auf die alternde Bevölkerung und den Eintritt der Babyboomer vorzubereiten. Es sind Maßnahmen erforderlich, um die finanziellen Auswirkungen dieser Entwicklung abzufedern. Bisher wurden die finanziellen Auswirkungen der Alterung durch den Nachhaltigkeitsfaktor zwischen Beitragszahlern und Rentnern aufgeteilt. Diese Regelung wurde nun abgeschafft, ohne dass klar ist, wie die Finanzierung zukünftig erfolgen soll. Es gibt lediglich eine Garantie für das Rentenniveau, nicht für den Beitragssatz. Die Reform schützt die aktuellen Rentner, jedoch nicht die zukünftigen Beitragszahler.

    Müssen wir bald bis 70 arbeiten?

    Fehr: In fast allen nordischen Ländern ist das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung gekoppelt. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass unsere Gesellschaft immer älter wird und dies nicht ignorieren. Wir können die Erhöhung des Renteneintrittsalters noch länger vor uns herschieben. 2045, das verspreche ich Ihnen, wird das Renteneintrittsalter nicht mehr bei 67 Jahren liegen, sondern deutlich höher

    Ist das Rentenpaket ein großer Wurf?

    Fehr: Nein, das ist wirklich kein großer Wurf. Die Regierung wird in Zukunft etwas tun müssen, sonst ist die Rente nicht mehr finanzierbar. Das Problem wird jedes Jahr drängender. Die jetzige Reform ist nur ein ganz kleiner Schritt. Das ganze Problem wird so an die nächste Bundesregierung weitergereicht.   

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