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WÜRZBURG: Wo Autos in zwei Minuten zerschreddert sind

WÜRZBURG

Wo Autos in zwei Minuten zerschreddert sind

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    Plattes Blech: Im gepressten Zustand warten diese Altautos bei Preuer darauf, ordnungsgemäß verschrottet zu werden.PAT CHRIST
    Plattes Blech: Im gepressten Zustand warten diese Altautos bei Preuer darauf, ordnungsgemäß verschrottet zu werden.PAT CHRIST Foto: Foto:

    Als Johann Preuer im Jahr 1938 Schrott zu sammeln und zu sortieren begann, hatte er mit Autos noch kaum zu tun. Die wenigsten Menschen besaßen ein Fahrzeug. Das war 1964, als sein Sohn Günter Preuer den inzwischen mit einer Schrottpresse ausgestatteten Betrieb übernahm, dann schon anders. Immer mehr Familien leisteten sich ein eigenes Auto. Hatte der Wagen ausgedient, machte man nicht viel Federlesens. „Damals wurden alte Autos öfter einfach im Wald abgestellt“, sagt Johann Preuers Enkel Fabian.

    Gleich in zwei Unternehmen ist der junge Recyclingspezialist seit fünf Jahren in der Geschäftsführung tätig: Bei der Firma Preuer und dem Auto-Recycling-Center (ARC), das sein Vater gegründet hatte. Das war vor genau 20 Jahren – und zwar zwei Jahre, bevor die Altauto-Verordnung in Kraft trat. Das ARC leistete in der Region Würzburg damit Pionierarbeit in Sachen Autorecycling. Wofür es 1997, als die Verordnung zur Verwertung alter Autos in Kraft trat, auch einen Umweltpreis gab. Heute ist das ARC das einzige Unternehmen im Stadtgebiet, das Autos recycelt.

    „Täglich werden alte Autos zu uns gebracht“, erzählt Fabian Preuer. Eher selten geschieht dies durch Privatleute. Die versuchen, ihr Altauto dem Autohändler, bei dem sie ein neues Mobil erwerben wollen, für ein paar Euro anzubieten. Oder sie verkaufen es – teils ins Ausland. „Darum sind es meist Autohändler im Umkreis von 50 Kilometern, die alte Autos zu uns bringen“, berichtet der Betriebswirt.

    Kommt ein ausgediente Vehikel, muss es erst einmal trockengelegt werden: „Also Öl, Benzin, Diesel und Kühlflüssigkeit müssen heraus.“ Auch die Batterie wird entnommen. Hierfür sind vier Kfz-Mechaniker verantwortlich. Bis zu 15 Autos können sie pro Tag trockenlegen. Was die Experten für Altautos aus den Fahrzeugen herauslassen, wird von spezialisieren Firmen, mit denen das ARC kooperiert, wiederaufbereitet.

    Ist die Karosserie „trocken“, wird sie quer über das Gelände ans andere Ende zur Firma Preuer transportiert, wo ein Stab von 34 Beschäftigten Schrott und Metall aufbereitet. Herzstück des Unternehmens ist die 1983 installierte, 1250 PS starke Schredderanlage, durch die jedes Auto läuft. Sie auf dem Gelände zu platzieren, war seinerzeit ein Kraftakt: Zwölf Jahre dauerte die Genehmigungsphase. Heute werden alte Autos hier innerhalb von zwei Minuten von einem hammerbestückten Rotor in faustgroße Stücke zerschlagen. Die werden dann, je nach Wertstoff, sortiert.

    Vor allem Eisen fällt reichlich ab. „Das verkaufen wir deutschlandweit an Stahlwerke“, sagt Preuer. Durch den Einsatz von Sekundärrohstoffe wird dem 30-Jährigen zufolge bei der Stahlherstellung die Hälfte an Energie gespart. Auch der Ausstoß von Kohlendioxid halbiert sich: „Schließlich werden endliche Rohstoffe wie Eisenerze geschont.“ Der große Vorteil von Stahl ist dem Spezialisten für Materialaufbereitung zufolge, dass dieser Stoff beliebig oft recycelt werden kann, ohne dass es zu Qualitätseinbußen kommt.

    Auch Kunststoff, etwa aus den Stoßfängern, Sitzen oder Armaturenbrettern, wird aus dem Altauto herausgeholt. Diese Materialfraktion geht an das Würzburger Müllheizkraftwerk. Dort wird sie verbrannt, also thermisch verwertet.

    Schwierig für Recyclingunternehmen ist der Materialmix, der heute im Fahrzeug steckt. Unter anderem verbaut man derzeit hochfeste Stähle und Verbundwerkstoffe. Preuer: „Wie man den Materialmix recycelt, darüber macht man sich in der Produktion wenig Gedanken.“

    Überhaupt denke Otto Normalverbraucher nach seiner Beobachtung oft zu naiv über das Thema „Recycling“. So stimme es zwar, dass heute viel wiederverwertet werden kann. Doch mit welchem Aufwand? Besser wäre es, schon bei der Produktion darüber nachzudenken und quasi ein zweites Leben gleich einzuplanen.

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