Die Dimensionen des Abbruchbaggers, der auf seinen Einsatz am Altbau des Altenheims Haus Franziskus wartet, sind wahrhaft gewaltig. Auf mehreren Schwertransportern war das Gerät nach Ochsenfurt gebracht worden – nachts, wenn auf den Autobahnen wenig los ist. Vier Wochen waren vergangen, um für den Transport vom letzten Einsatzort in Jena alle erforderlichen Genehmigungen zu bekommen, erzählt Florian Ruppert, Juniorchef des in Frickenhausen beheimateten Abbruchunternehmens und verantwortlich für die Baustelle.
Elf Achsen hat der schwerste der Transporter, mit dem Hauptaggregat des Baggers beladen, wiegt er über 100 Tonnen. Jeder der beiden Kettenantriebe für den Bagger ist allein schon 16 Tonnen schwer. Zusammengebaut bringt die Maschine mehr als 140 Tonnen auf die Waage.
Im Hof vor dem Altenheim haben die Spezialisten der Frickenhäuser Firma gerade mal einen Vormittag gebraucht, um die Monstermaschine zusammen zu bauen. Der Radbagger, den sie dabei zur Hilfe nahmen, wirkt neben dem Goliath beinahe niedlich.
Ein großer Autokran mit über 100 Tonnen Hubkraft ist nötig, um die einzelnen Baugruppen wieder zusammenzufügen. Knifflig ist vor allem die Montage des langen Arms, der seit Tagen schon auf dem Gelände lagert. Millimetergenau muss er vom Autokran in Position gebracht werden. Der Stahlbolzen, der am Bagger arretiert ist, ist einige Zentner schwer. Er ist das am härtesten beanspruchte Bauteil. Die ganze Hebelkraft des Arms wirkt auf ihn ein, wenn der Bagger mit seiner Arbeit beginnt.
Bevor es soweit ist, muss im Arbeitsbereich des Baggers noch grober Schotter aufgeschüttet werden. Zu groß wären sonst die Schäden, die der Kettenantrieb auf dem Gelände hinterlässt. Später wird sich der Bagger über den Schutt voranarbeiten. Schwierig wird es im Rückteil das Altbaus. Dort beträgt der Abstand zum Neubau von Haus Franziskus nicht einmal vier Meter.
Das ist auch der Grund, warum das bundesweit tätige Abbruchunternehmen seinen größten Bagger nach Ochsenfurt geschickt hat. Die Mauern des siebenstöckigen Baus müssen mit dem Greifer ganz vorsichtig von oben abgetragen werden. Knapp 30 Meter ist der Bau hoch. Der Arm des Baggers greift bis in eine Höhe von 44 Metern.
Nur wenige Firmen sind solchen Aufgaben gewachsen. 1998 hatte sein Vater den ersten „Longfront“-Bagger – so die Typbezeichnung – dieser Größe in Deutschland gekauft, erzählt Florian Ruppert. Heute gibt es bundesweit drei. Auch die erforderlichen Zulassungen und Prüfungen für den Abbruch und die Entsorgung solch großer Gebäude sind nur einem kleinen Kreis von Spezialisten vorbehalten. Ein kleinerer Bruder des Baggers ist derzeit in der Würzburger Innenstadt mit dem Abbruch der Hypo-Vereinsbank beschäftigt.
Bevor am Donnerstag der Abbruch beginnt, steigt Florian Ruppert noch einmal aufs Dach des ehemaligen Altenheims. Den einzigartigen Ausblick von dort auf die Stadt und das Maintal wird es bald nicht mehr geben. Im Inneren sind bereits alle Einbauten entfernt. Nur das Betonskelett bleibt übrig, das später in der Recyclinganlage zur mineralischem Baustoff zerkleinert wird.
Die Bewohner des neuen Seniorenheims verfolgen das spektakuläre Geschehen derweil mit regem Interesse. „Da ist wieder mal was los“, sagt Horst Koslowski, „da wird's nicht langweilig. Das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben. Fünf Wochen dauert der Abriss des Gebäudes voraussichtlich. Dann steht der zeitraubende Abbruch des Fundaments auf dem Plan. Und gleich im Anschluss soll der Bau einer Appartement-Wohnanlage beginnen.