Die Fernsehmacher waren vom Gebäude in der Koellikerstraße gleich nach der ersten Besichtigung begeistert. Schnell entschied das Team um Regisseur Andreas Senn, wichtige Szenen im zweiten Franken-„Tatort“ am Originalschauplatz zu drehen: im Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universität Würzburg. Eine Location, die mit ihrer Neorenaissance-Architektur optische Akzente setzt, die zudem für Wissenschaftsgeschichte steht, eng verbunden mit dem Namen Albert von Kölliker (1817 - 1905).
Der gebürtige Schweizer, Doktor der Medizin und der Philosophie, wurde 1847 als Professor nach Würzburg berufen. Über 50 Jahre war er Vorstand des Anatomischen Instituts. Als einer der ersten Wissenschaftler habe Kölliker die Funktionsweise von Nervenzellen mit dem Mikroskop untersucht und unter anderem erklären können, wie das menschliche Gedächtnis funktioniert, erklärte der heutige Institutschef Professor Süleyman Ergün anlässlich der Dreharbeiten im Sommer.

„Das sind bahnbrechende Erkenntnisse, die noch heute gültig sind.“ Der Spanier Ramon y Cajal, ein enger Vertrauter Köllikers, der auf dem gleichen Gebiet forschte, wurde dafür 1906 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt. Für Ergün besteht kein Zweifel, dass der Würzburger Professor die Auszeichnung genauso verdient gehabt hätte. Und mit noch einem Nobelpreisträger hatte Kölliker engen Kontakt. Das berühmte Bild, mit dem der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen 1896 die Erfindung seiner X-Strahlen dokumentierte, zeigt die Hand von Köllikers.
Das 1883 eröffnete Institutsgebäude unweit des Juliusspitals, in dem Würzburger Medizinstudenten noch heute lernen, ließ Kölliker ganz auf die wissenschaftlichen Bedürfnisse ausrichten. So sollten die riesigen, hohen Fenster möglichst viel Licht zum Mikroskopieren in die Labors holen. Ob es die „Tatort“-Zuschauer gemerkt haben?