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Rieden: "Würdet ihr keine Antworten wollen?": Geschwister der getöteten Simone Strobel fliegen zur Anhörung nach Sydney

Rieden

"Würdet ihr keine Antworten wollen?": Geschwister der getöteten Simone Strobel fliegen zur Anhörung nach Sydney

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    Eines der letzten Bilder  von Simone Strobel: 19 Jahre nach dem rätselhaften Tod der jungen Erzieherin aus Rieden (Lkr. Würzburg) bei einer Rundreise durch Australien steht in Sydney eine Anhörung vor Gericht an.  
    Eines der letzten Bilder  von Simone Strobel: 19 Jahre nach dem rätselhaften Tod der jungen Erzieherin aus Rieden (Lkr. Würzburg) bei einer Rundreise durch Australien steht in Sydney eine Anhörung vor Gericht an.   Foto: Peter Johansen/Sat1 Bayern

    Christina und Alexander Strobel stehen vor der wohl schwierigsten Reise ihres Lebens: 19 Jahre nach dem rätselhaften Tod ihrer Schwester Simone fliegen die beiden nach Sydney. Die beiden Geschwister aus Unterfranken wollen mitwirken beim letzten Versuch der australischen Behörden, den Fall Simone Strobel doch noch aufzuklären.

    Zum zweiten Mal nach 2007 legen die Ermittler Anfang November in einem Inquest, einer öffentlichen Anhörung, alle Fakten zum ungelösten Kriminalfall der 2005 in Lismore getöteten Touristin aus Rieden (Lkr. Würzburg) vor.

    Das treibt nicht nur die Geschwister von Simone um: Die drei damaligen Reisebegleiter der 25-jährigen Erzieherin haben eine Ladung zur Anhörung bekommen.

    Simones Familie ist wie australische Ermittler überzeugt davon, dass Simones damaliger Freund Tobias und die anderen beiden Mitreisenden über die Nacht des Todes mehr wissen, als sie gesagt haben. Diesmal muss der in Australien lebende Tobias zum Inquest kommen - anders als 2007, als er die Anhörung aus sicherer Entfernung in Südafrika verfolgte.

    Endlich die Wahrheit? Die Familie von Simone Strobel hofft

    Alexander Strobel war 2005 nach Australien geflogen, um die Leiche seiner Schwester nach Rieden zu bringen, wo Simone beerdigt wurde. Nun reist er wieder - mit klarem Ziel: "Wir hoffen, dass Tobias uns statt der Lügen endlich die Wahrheit sagt, was damals mit unserer Schwester passiert ist."

    Der Tod ihrer Tochter, jahrelange Ermittlungen, die im Sand verliefen - die Ungewissheit hat Spuren hinterlassen bei den Eltern Gustl und Gabi Strobel. Vor zwei Jahrzehnten hatten sie zunächst Trost darin gefunden, dass die letzten Tage im Leben ihrer Tochter glücklich und harmonisch gewesen sein sollen, wie ihr damaliger Freund auch in den Vernehmungen versicherte.

    Ein Bild aus glücklichen Tagen? Simone und Tobias auf ihrer Australienreise 2005.
    Ein Bild aus glücklichen Tagen? Simone und Tobias auf ihrer Australienreise 2005. Foto: Northern Star

    Doch die beschlagnahmten Tagebücher und Aussagen eines mitgereisten Freundes im Inquest 2007 zeigten das Gegenteil: Simone und Tobias hatten sich in Australien offenbar heftig gestritten. Tobias hatte darüber die Polizei belogen und offenbar auf seine Mitreisenden eingewirkt, den Streit zu verschweigen. Wenn Simones Familie Näheres über jene Februarnacht 2005 auf dem Zeltplatz in Lismore wissen wollte, wich er aus.

    Neuer Inquest Mitte November: Können mehr Beweise gesammelt werden?

    2023 wurde Tobias in Australien überraschend verhaftet und des Mordes angeklagt. Aber das Gericht entschied, es gebe dafür nicht genügend Beweise. Stattdessen soll jetzt bei dem Inquest von 11. bis 15. November geprüft werden, ob mehr Beweise gesammelt werden können, um Anklage zu erheben.

    Simones Familie hofft weiter, dass endlich alles ans Licht kommt über die Nacht, in der Simone in Lismore mit ihren drei Begleitern nachts von einer Kneipentour zum Campingplatz zurückkehrte – und dann angeblich verschwand. Warum packten die drei am Morgen danach auf dem Campingplatz einfach zusammen und fuhren weg - als rechneten sie gar nicht damit, dass ihre Mitreisende wiederkommt, deren Papiere und Kleider noch im Wagen lagen?

    Erst am Vormittag waren sie zur Polizei gegangen. "Das ist für uns nicht nachvollziehbar", sagt kopfschüttelnd Simones Vater.

    Andere Camper haben von einer Suche nach Simone nichts mitbekommen 

    Alexander Strobel weiß, was spätere Nachforschungen des Würzburger Staatsanwalts Erik Ohlenschlager in Japan und Großbritannien bei anderen Campern des Zeltplatzes ergaben: "Keiner auf dem Zeltplatz hat mitbekommen, dass irgendjemand gesucht hat." Das findet er seltsam: "Wenn meine Freundin verschwunden wäre, würde nach einer halben Stunde die Hälfte der Camper mit suchen. Die andere Hälfte könnte deshalb nicht mehr schlafen. Aber hier?"

    Von den Ermittlern weiß Simones Bruder auch: "Keine der vielen Überwachungskameras hat gefilmt, dass jemand gesucht wurde."

    Rieden im Landkreis Würzburg ist der Geburtsort von Simone Strobel, die 2005 in Australien ermordet wurde. Dort befindet sich auch das Grab der jungen Frau.
    Rieden im Landkreis Würzburg ist der Geburtsort von Simone Strobel, die 2005 in Australien ermordet wurde. Dort befindet sich auch das Grab der jungen Frau. Foto: Thomas Obermeier

    Ob Tobias bei der Anhörung auf diese Fragen antworten wird? Er ist inzwischen mit einer Australierin verheiratet, die beiden haben drei Kinder. Nach der Absage des Prozesses im vergangenen Jahr hatte er den Inquest "eine Chance" genannt. "Er denkt jeden Tag an Simone und wünscht sich, er hätte sie in jener Nacht davon abgehalten, davonzulaufen", versicherte seine Frau in einem Fernseh-Interview. Sie erweckte den Eindruck, als sei ihr Mann in bestem Einvernehmen mit Simones Familie. Die protestierte wütend: Tobias habe vor Jahren den Kontakt abgebrochen.

    Würzburger Anwalt von Tobias verweist auf lückenhafte Ermittlungen

    Der Würzburger Anwalt Peter Auffermann hatte Tobias 2012 in einer anderen Sache verteidigt und kennt den Fall Simone. Die Ermittlungen seien lückenhaft geführt worden, sagt Auffermann. Unklar sei sogar, wie Simone zu Tode kam. Es sei deshalb unseriös, sich so stark auf Simones damaligen Freund zu fokussieren: "Es gibt auch Hinweise in ganz andere Richtungen." Das müsse nun zur Sprache kommen.

    Bei den zwei Mitreisenden, die wieder in Unterfranken leben, ist eher fraglich, ob sie nach Sydney fliegen, um sich dort unbequemen Fragen zu stellen. Wie Tobias reagiert auch seine Schwester nicht auf mehrere Anfragen dieser Redaktion. Und der andere damalige Reisekumpan werde nicht erneut nach Australien fliegen, sagt sein Würzburger Anwalt Reinhart Stumpf: "Er hat im ersten Inquest alles ausgesagt, was er weiß – als einziger von Simone Strobels Mitreisenden."

    Vorladung vom Obersten Gericht: Aussage in Sydney oder per Video?

    Die Reisebegleiter wurden offiziell vom obersten Gericht von New South Wales zur Anhörung vorgeladen, die Regierung des Bundesstaates würde die Reisekosten übernehmen. "Wir sind zuversichtlich, dass sie die Untersuchung unterstützen, um Antworten auf Simones Tod zu finden", sagt Simones Bruder Alexander. Im Zweifelsfall gebe es ja die Möglichkeit, von Unterfranken aus per Video Call auszusagen.

    Von Bekannten hört Simones Familie den Rat: Man solle nach fast 20 Jahren den Fall ruhen lassen. Ihnen stellt Alexander Strobel die Frage: "Wäre Simone Eure Tochter oder Eure Schwester: Würdet ihr keine Antworten wollen?"

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