Christoph K. hat am Freitagabend gegen 19.30 Uhr gerade seine Einkäufe aufs Kassenband des Kupsch-Markts in der Würzburger St.-Benedikt-Straße gelegt, als vor ihm ein Mann auf den Kassenbereich springt und dem jungen Kassierer eine Schusswaffe an den Kopf hält. Die Situation und das, was sich in den folgenden Sekunden ereignet, beschreibt Christoph K. rückblickend als beinahe surreal. Ein kleines Mädchen von vielleicht sechs oder sieben Jahren wird dabei unvermittelt Teil des Geschehens.
Mit einer jungen Frau und einem jungen Mann, beide Anfang bis Mitte 20, steht Christoph K. an der Kasse an. Als der Räuber auf die Kasse springt, weicht der erste Schrecken schnell dem natürlichen Reflex. "Ich hab sofort reagiert, wir sind hinter einem Aufsteller in Deckung gegangen", erzählt K.
In diesem Moment betritt ein kleines Mädchen das Geschäft. Christoph K. schaltet sofort und zieht die Kleine zu sich auf den Boden. "Was will denn der Mann?", fragt sie. "Der will das Geld", gibt ihr Christoph K. zur Antwort.

Nur wenige Sekunden vergehen, bis der Kassierer Entwarnung gibt. "Es ist vorbei", sagt der junge Mann, während er bibbernd und kreidebleich auf seinem Stuhl zusammensinkt. Die beiden Männer sind geflohen. Dass ein zweiter Täter an dem Überfall beteiligt war, erfährt Christoph K. erst später. "Wir haben den überhaupt nicht wahrgenommen", erzählt er.
Wenig später trifft die Polizei am Tatort ein. Das BRK richtet eine Betreuungsstelle ein. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen Schock erlitten. "Am meisten waren die Frauen geschockt, die gar nicht unmittelbar an der Kasse waren und sich nicht vorstellen konnten, dass so etwas in ihrem Laden passieren könnte", erinnert sich Christoph K..

Er selbst braucht keine Betreuung. Schlecht geschlafen habe er in der folgenden Nacht zwar schon, das war aber alles. Angst? Nein, Angst habe er keine empfunden, sagt er und wundert sich selber. "Ich war vor allem vollkommen überrascht von der Situation; um mir Gedanken darüber zu machen, dazu hatte ich gar keine Zeit", sagt er. "Man kennt solche Situationen aus dem Krimi im Fernsehen, wenn man sie plötzlich selbst erlebt, ist es irgendwie unwirklich."
Auch das kleine Mädchen hat gar nicht recht verstanden, was um sie herum vor sich gegangen war. Zum Glück. Später erfährt Christoph K., dass sie nur zwei Häuser weiter wohnt. Ihre Mutter sei gerade dabei gewesen, Lasagne zu kochen, als ihr auffiel, dass Parmesan fehlt. Das Mädchen sei stolz darauf gewesen, alleine einkaufen zu dürfen. Wenig später wird das Mädchen nach Hause gebracht. "Ich möchte mir nicht vorstellen, was der Vater gedacht hat, als er von dem Überfall erfuhr", sagt Christoph K.
Anmerkung: Christoph K. ist der Redaktion bekannt. Auf seinen Wunsch nennen wir nur seinen Vornamen.