Sie gilt als die älteste Pizzeria Deutschlands, die Pizzeria Capri & Blaue Grotte in der Elefantengasse im Würzburger Petererviertel. 1952 haben Nicolino di Camillo und seine spätere Frau Janine Schmitt aus Würzburg sie als "Sabbie di Capri" eröffnet. Ihren jetzigen Namen erhielt sie von der Nachbildung der berühmten Blauen Grotte auf der Insel Capri, die das Paar 1956 im Keller des zweistöckigen Gebäudes einrichtete.
Im kommenden März gäbe es also einen runden Geburtstag zu feiern, die Capri & Blaue Grotte würde 70 Jahre alt. Doch daraus wird vermutlich nichts, befürchtet die Verpächterin Birgit Seuffert. Seit diesem Jahr hat sie eine neue Pächterin, berichtet sie am Telefon. Doch die habe noch vor dem ersten Öffnungstag gleich wieder um einen Auflösungsvertrag gebeten.
"Wenn wir diese Fläche nicht mehr nutzen können, wird es keinen 70. Geburtstag für's Capri mehr geben können."
Birgit Seuffert - Verpächterin
Der Grund: Die Stadt Würzburg hat im Frühjahr auf einem Teil der bisherigen Freisitzfläche der Pizzeria einen Fahrradständer im Boden verschraubt. An der Wand, wo ein Gemälde in lauen Sommernächten den Eindruck eines Blicks auf die Bucht von Capri vermitteln und zum Träumen einladen soll, sollen jetzt Radler ihre Drahtesel abstellen.

Seit 1993 habe sie diese städtische Fläche im Sommer komplett als Außenfläche für die Gastronomie nutzen können, bislang habe es nie Probleme gegeben, sagt Seuffert. Ein Nachbar habe den Fahrradständer fotografiert und ihr das Foto geschickt, so habe sie davon erfahren, erzählt sie. Das Problem: Der Ständer halbiere die Außenplätze, die wegen Corona sowieso schon eingeschränkt seien.
Vor kurzem habe es deswegen einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Stadt gegeben. "Da hieß es, in diesem Jahr könne man den Fahrradständer noch einmal entfernen, dann komme er aber im Herbst wieder hin und bleibe dort dauerhaft", weiß Seuffert. Da lohne es sich für die Pächterin nicht, in eine neue Außenbestuhlung zu investieren, geschweige denn, das Lokal überhaupt zu eröffnen. "Da bekommt man in Corona-Zeiten schon mal einen neuen Pächter, und dann so etwas", sagt Seuffert resigniert.

Was Seuffert wurmt: Der Ständer werde kaum genutzt, sagt sie. Für neun Drahtesel bietet er Platz, mehr als zwei oder drei seien dort noch nie abgestellt gewesen. Gleichzeitig habe sie in der Elefanten- und Bergmeistergasse 45 Räder gezählt, die an Hauswänden abgestellt waren, sagt sie beim Fototermin. Ein Blick um die Ecke in die Bergmeistergasse zeigt, es stimmt: Die neue Abstellmöglichkeit wird nicht angenommen, sie würde auch bei weitem nicht ausreichen.
Stellungnahme des Tiefbauamtes: Man sei dem Stadtratsauftrag nachgekommen
Im Tiefbauamt, zuständig für das Fahrradparken in der Stadt, argumentiert man auf Anfrage, das Lokal sei ja seit zwei Jahren geschlossen und die Fläche deswegen von Anwohnern bereits als Parkplatz genutzt worden. Deswegen sei man dem Stadtratsauftrag nachgekommen, weitere Stellplätze für Fahrräder zu schaffen. Dies sei hier insbesondere notwendig gewesen, nachdem in der Elefantengasse selbst unzählige Räder wahllos an den Hauswänden abgestellt gewesen waren.

In Hinblick auf die Sondersituation der Gastronomie in der Pandemiezeit habe man in diesem Fall angeboten, bei Inbetriebnahme des Lokals den Fahrradständer vorübergehend zu entfernen, so die Antwort aus dem Tiefbauamt. Danach sei jedoch eine Einschränkung der Gastronomiefläche zurück auf die Zeit vor Corona beabsichtigt. Im Detail würde der Ständer noch etwas zur Seite gerückt werden und gegebenenfalls um eine Haltemöglichkeit- dann auf acht Plätze - gekürzt werden.
Seuffert: Vor Corona konnte die Fläche immer komplett genutzt werden
"Zwei Jahre geschlossen?", fragt Seuffert erstaunt. "Geschlossen war nur im letzten Jahr während des Lockdowns", weiß sie. "Und zurück auf die Zeit vor Corona wäre gut, denn da haben wir die die Fläche immer komplett nutzen können", fährt sie fort. Und fragt: "Warum wurde der Ständer nicht, wie an anderen Stellen auch, auf eine bereits als Parkplatz genutzte Fläche montiert? Denn wenn wir diese Fläche nicht mehr nutzen können, wird es keinen 70. Geburtstag für's Capri mehr geben können", kündigt sie an. Und damit auch keine lauschigen Sommernächte mehr mit Blick auf die "Bucht von Capri".