Über 700 Menschen stellten sich am Samstagmittag dem Wahlstand der AfD in der Schönbornstraße in Würzburg entgegen. Sie waren einem Aufruf gefolgt, der in den vergangenen Tagen in verschiedenen sozialen Medien kursierte.
Mit Chorgesängen versuchten die Demonstrantinnen und Demonstranten ab etwa 12 Uhr die Reden verschiedener AfD-Sprecher zu übertönen. Diese fuhren dennoch mit ihren Redebeiträgen fort. Das galt auch für die rund 20 Menschen, die sich laut Polizeiangaben um den Wahlstand versammelt hatten. Neben ihnen war auch der bayerische AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba vor Ort.

Ursprünglich hatte die Würzburger Sängerin und Kabarettistin Birgitt Süß zum "Bella Ciao - Singen gegen Extremismus" aufgerufen. Ein Video von ihr wurde bereits vergangene Woche in den Sozialen Netzwerken millionenfach geliked, nachdem sie das italienische Lied antifaschistischer Partisanen vor einem Afd-Stand in Würzburg angestimmt hatte.
Die ursprünglich für 14 Uhr geplante Versammlung vor der Augustinerkirche hatte sich aber bereits gegen 13 Uhr zu einer Großdemonstration vor dem Wahlstand der AfD entwickelt. "Ich bin ganz hin und weg, Würzburg ihr seid großartig. Danke, dass ihr da wart", verkündete Süß anschließend auf ihrem Instagram-Kanal.
Würzburger Polizei überwachte Demonstrationsgeschehen
Parallel zur Versammlung in der Schönbornstraße fand um 14 Uhr eine angemeldete Demonstration der "My Body, my Choice"-Bewegung am Unteren Markt in Würzburg statt. Die laut Polizeiangaben rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zogen gegen 15 Uhr gemeinsam an dem Demonstrationsgeschehen vor der Augustinerkirche vorbei. Die Unterstützerinnen und Unterstützer des Rechts auf Abtreibung wurden jubelnd von den AfD-Gegnern empfangen und stimmten in die Gesänge mit ein. Ein Teil von ihnen schloss sich der Demonstration an, der Großteil zog weiter in Richtung Hauptbahnhof.

Als gegen 16 Uhr die AfD ihren Wahlstand wie geplant abbaute, war der Jubel auf der Gegenseite groß. Gemeinsam stimmte die inzwischen deutlich gewachsene Zahl an Demonstrantinnen und Demonstranten den Sprechgesang "Ihr könnt nachhause fahren" an. Mit dem Abbau des AfD-Wahlstands löste sich auch die Gegendemonstration auf.

Die Würzburger Polizei war mit mehreren Einsatzkräften vor Ort. Einsatzleiter Steffen Hein beschrieb die Situation als friedlich. "Beide Seiten geben ihre Standpunkte wieder und das ist demokratisch auch in Ordnung so." Es kam im Verlauf der Demonstration zu einer Strafanzeige wegen Beleidigung.
Auf den Straßenbahnlinien kam es ab circa 14 Uhr zu Verzögerungen.