Vor nicht einmal drei Wochen haben städtische Mitarbeiter zwei Regenbogen-Markierungen auf dem Straßenpflaster in der Würzburger Innenstadt aufgebracht, nun sind die farbigen Flächen am Kürschnerhof und in der Hofstraße von Unbekannten übermalt worden. Beide Regenbogen wurden mit hellgrauer Farbe überzogen.
Wie Stadtsprecher Christian Weiß auf Anfrage mitteilte, ereigneten sich die Taten bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag. Demnach sind beide Regenbogen mit einer hellen Lackfarbe überstrichen worden.

Am Dienstagmorgen waren Mitarbeiter der Stadt vor Ort, um die Schäden zu beheben, was aber nicht vollständig gelang. Mit Lösungsmitteln konnten laut Weiß "etwa 75 Prozent" der hellgrauen Farbe entfernt werden. Auch nach der Reinigung liegt deutlich sichtbar ein Grauschleier über den Farbflächen, am Kürschnerhof noch etwas stärker als in der Hofstraße. "Wir versuchen es aber noch einmal", so Weiß.
Regenbogen sollen gesellschaftliche Vielfalt symbolisieren
Die beiden Regenbogen (Materialkosten jeweils 500 Euro) haben Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts vor zweieinhalb Wochen mit einer Spezialfarbe aus Heißplastik auf das Pflaster aufgebracht. Sie sollen die Vielfalt in der Gesellschaft symbolisieren. Hintergrund war im April ein interfraktioneller Antrag im Stadtrat aus den Reihen von Grünen, SPD, Linke und ZfW sowie der parteilosen Stadträtin Christiane Kerner gewesen.
Die Regenbogen sollten darauf hinweisen, dass "auch in Würzburg zahlreiche Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans- und intersexuelle Menschen leben, die sich der LGBTI-Community zugehörig fühlen", hieß es seinerzeit in dem Antrag. LGBTI ist die Abkürzung für die englischen Worte Lesbian, Gay, Bisexual, Transexuell/Transgender und Intersexual (auf deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell) und bezeichnet Menschen, die nicht heterosexuell orientiert sind oder die sich nicht mit dem ihnen bei Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren.
"Ich hatte die Befürchtung, dass so etwas passiert", sagte Grünen-Stadtrat Konstantin Mack, der den Antrag im Stadtrat mit initiiert hatte, am Dienstag im Gespräch mit der Redaktion. "Und ich bin nicht mal extrem überrascht, das ist das Schlimme."

Für Mack fügt sich die Übermalung der Regenbogen in eine Reihe ähnlicher Vorfälle in Würzburg ein. Wie berichtet, waren in den vergangenen Wochen auch das Denkmal für die Opfer des Anschlags von Hanau neben der Straßenbahnhaltestelle Dallenbergbad, das Anti-Rassismus-Graffito in der Zellerau und der Schriftzug "Nazis sind hier nicht willkommen" am Stadtring teils übermalt worden. "Das ist für mich derselbe ideologische Hintergrund", so Mack, der in dieser Hinsicht in Würzburg eine "deutliche Radikalisierung" ausmacht.

Die Aktionen unterschieden sich indes von früheren rechtslastigen Aktivitäten, wie etwa bei den "Wügida"-Aktionen 2015, so Mack. "Früher war das organisiert, jetzt sind das offenbar Leute, die alleine losziehen." Er sei aber überzeugt, dass sich die Würzburger Zivilgesellschaft auch diesen Tendenzen entgegenstellen werde. "Aber es ist natürlich schwieriger, sich gegen solche diffusen Angriffe zu wehren."
Bei der Würzburger Polizei war über den Vorfall auf Nachfrage noch nichts bekannt. Die Stadt Würzburg hat unterdessen Anzeige gegen unbekannt erstattet.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags hatte es geheißen, dass auch die ÖDP den Antrag für die Regenbogen-Markierungen im Stadtrat unterstützt habe. Allerdings hatte die auf der ÖDP-Liste gewählte Stadträtin Christiane Kerner (parteilos) den Antrag ausschließlich in ihrem eigenen Namen und nicht für die ÖDP unterzeichnet. ÖDP-Stadtrat Raimund Binder hatte sich in der Debatte gegen den Antrag ausgesprochen.