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Würzburg: Würzburg: Warum Michael Dröse nicht mehr Chef der Impfzentren ist

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Würzburg: Warum Michael Dröse nicht mehr Chef der Impfzentren ist

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    Michael Dröse, im Landratsamt zuständig für die Kreisentwicklung, war bis vor kurzem einer der beiden Projektleiter der Würzburger Impfzentren.
    Michael Dröse, im Landratsamt zuständig für die Kreisentwicklung, war bis vor kurzem einer der beiden Projektleiter der Würzburger Impfzentren. Foto: Thomas Obermeier

    Im November 2020 wurde Michael Dröse, zuständig für Kreisentwicklung im Würzburger Landratsamt, mit der Aufgabe betraut, gemeinsam mit der Stadt Würzburg den Aufbau der Impfzentren zu managen. Damit geriet er auch in die Schusslinie für den Unmut über Lieferengpässe beim Impfstoff und andere Schwierigkeiten. Im Gespräch blickt Michael Dröse auf ein ereignisreiches Jahr zurück und verrät, warum er seine eigenen Zweifel gegenüber der Impfung sehr schnell über Bord geworfen hat.

    Frage: Sie wirken entspannt, Herr Dröse. Wie geht’s Ihnen so?

    Michael Dröse: Ich kann mich nicht beschweren. Ich bin im Berufsleben wieder da angekommen, wo ich mich vor etwas mehr als einem Jahr befunden habe. Und ich darf auf ein bewegtes Jahr zurückblicken.

    In diesem Jahr haben Sie nicht immer so entspannt gewirkt. Was hat sich verändert? 

    Dröse: Genau am 12. November 2020 wurde ich von meinem Vorgesetzten überrascht mit der Frage – die aber gleich schon mit der Antwort versehen war, ob ich mir vorstellen kann, beim Aufbau der Impfkampagne die Projektleitung zu übernehmen. Für mich war das zunächst ein Schock, aber ich wusste, dass ich Projektarbeit kann, und deshalb habe ich mich auf diese Herausforderung eingelassen, die mich tatsächlich an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit gebracht hat.

    Die Infrastruktur stand ja sehr schnell, und dann war zu wenig Impfstoff da. Hat Sie das manchmal frustriert?

    Dröse: Die Frustrationsgrenze war tatsächlich schnell erreicht, nachdem wir bis zum 15. Dezember gemeinsam mit der Stadt Würzburg den Aufbau der Impfzentren erledigt hatten und vorbereitet waren, schon über die Feiertage zu impfen. Am 27. Dezember haben wir dann die unglaubliche Menge von 100 Impfdosen zugewiesen bekommen. Da war die Frustration bei allen Beteiligten relativ groß, weil alle motiviert waren und uns zugleich viel Unmut aus der Bevölkerung entgegenkam, mit dem wir auch umgehen mussten.

    Ist dieser Unmut auch bei Ihnen direkt angekommen? 

    Dröse: Ja, sehr sogar. Wir hatten ja anfangs keine eigene Hotline. Es kamen Anrufe, Faxe und eine riesige Flut von Emails. Tatsächlich auch von Menschen, die Angst davor hatten, sich dieses Virus einzufangen und nicht rechtzeitig geimpft zu werden. Das hat mich auch persönlich umgetrieben.

    "Natürlich war man zwischendurch auch mal böse auf die ganzen Rahmenbedingungen, die man nicht beeinflussen kann."

    Michael Dröse, ehemaliger Projektleiter der Impfzentren

    Fühlten Sie sich da manchmal allein gelassen, wenn man Sie für Dinge verantwortlich gemacht hat, für die Sie gar nicht verantwortlich waren?

    Dröse: Weniger eigentlich. Ich war sehr, sehr motiviert, auch durch die tollen Menschen, die ich kennengelernt habe. Natürlich war man zwischendurch auch mal böse auf die ganzen Rahmenbedingungen, die Dinge, die man nicht beeinflussen kann, wöchentlich neue Vorgaben oder die Lieferschwierigkeiten beim Impfstoff. Aber dann hat mich eine nette Dame aus dem Landkreis angerufen, die sich herzlich bedankt hat, dass sie ihre Impfung bekommen hat, oder im Impfzentrum hat mir jemand im Vorbeigehen ein Dankeschön zugerufen. Da zieht man seine Motivation draus.

    Irgendwann gab es dann Impfstoff im Überfluss und plötzlich sind die Impfbereiten ausgeblieben. Was haben Sie da gedacht? 

    Dröse: Wir haben ja einige Wochen miterleben dürfen, in denen auch die Impfzentren sehr stark ausgelastet waren. Dann kam dieser unglaubliche Einbruch. Man darf aber nicht vergessen, dass wir zu dieser Zeit unsere Pflege- und Behinderteneinrichtungen und viele Hochbetagte schon geimpft hatten. Diese Kundschaft, auf die es besonders angekommen ist, war also schon versorgt. Außerdem kamen die Haus- und Betriebsärzte hinzu, die sehr viel geleistet haben. 

    Die Impfquoten in Stadt und Landkreis Würzburg zählen zu den höchsten in Bayern. Sind sie da ein bisschen stolz drauf?

    Dröse: Ja, auf jeden Fall macht es uns stolz, dass wir die Aufgabe, soweit es die Rahmenbedingungen zuließen, sehr gut erfüllt haben. Ich glaube sogar, wir hätten noch mehr erreichen können, wenn wir - mit stets ausreichenden Impfstofflieferungen - das hätten umsetzen können, was wir uns am Anfang gewünscht haben. Zum Beispiel mehr Menschen mit Impfangeboten vor Ort abzuholen. 

    "Ich habe wirklich großen Respekt vor diesem Virus bekommen und auch Angst gehabt, dass jemand in der Familie erkrankt."

    Michael Dröse, ehemaliger Projektleiter der Impfzentren

    Wurden Sie in der Zeit irgendwann mal von Impfgegnern persönlich angesprochen oder gar angefeindet?  

    Dröse: Nein, ich wurde nie persönlich angefeindet. Der eine oder andere Leser-Kommentar in der Main-Post war vielleicht persönlich zu nehmen, aber eine Grenze wurde nie überschritten. Ich denke, dass auch Impfgegner oder Impfzweifler zwischen Entscheidern und den Menschen, die Vorgaben umsetzen müssen, unterscheiden können.

    Was würden Sie jemandem sagen, der zu Ihnen kommt und sagt, er will sich partout nicht impfen lassen?

    Dröse: Ich war tatsächlich am Anfang auch etwas hin und her gerissen. Ich habe meine Bedenken jedoch sehr schnell über Bord geworfen, als ich Kontakte zu den Kliniken und zu unseren ärztlichen Koordinatoren hatte, die immer wieder von schweren Krankheitsverläufen berichtet haben. Da habe ich wirklich großen Respekt vor diesem Virus bekommen und auch Angst gehabt, dass jemand in der Familie erkrankt. Denjenigen, die unsicher waren, habe ich gesagt: Geht ins Impfzentrum. Stellt dem Arzt genau eure Fragen und entscheidet dann. Ich habe kein Verständnis dafür, dass immer noch nicht belegbare oder sogar absolut falsche Behauptung über die Impfung kursieren und mache mir schon Gedanken darüber, wie sich manche Menschen informieren und solchen falschen Behauptungen aufsitzen.

    War es ein Fehler, die Impfzentren Ende September zu schließen?

    Dröse: Zum diesem Zeitpunkt hatten wir gar keinen Ermessensspielraum. Die Vorgabe war, die Kapazitäten um 75 Prozent zu reduzieren. Mit den beiden Impfzentren Giebelstadt und Talavera in Größe und Ausstattung war das nicht möglich. Deshalb mussten wir uns komplett neue Gedanken machen. Ein Fehler war die Schließung zu diesem Zeitpunkt sicher nicht, weil wir uns ganz klar als nachrangiges Angebot verstehen sollten, nach den niedergelassenen Ärzten. Das hat sich auf dem Papier auch ganz gut angefühlt, aber die ersten Wochen haben schon gezeigt, wir brauchen feste Einrichtungen neben dem Hausarzt-Angebot.

    Kam die Entscheidung, die Zentren erneut aufzubauen, zu spät, nachdem ja anhand der Impfzahlen aus dem ersten Halbjahr abzusehen war, wann der große Run auf die Auffrischimpfung einsetzt?

    Dröse: Man hätte sicherlich erkennen können, wann die dritte Impfung fällig wäre. Aber da ging es ja auch rauf und runter und hin und her mit den Empfehlungen der Stiko und der Einschätzung von Politikern und Experten. Das hat uns auch früher nicht geholfen, etwa die unterschiedlichen Aussagen zu bestimmten Impfstoffen.

    Sie haben die Aufgabe abgegeben, bevor die Impfzentren wieder hochgefahren wurden. Hatten sie die Nase voll?

    Dröse: Nein, aber natürlich habe ich auch andere Aufgaben hier im Landratsamt. Ich hab das Impfen ja on top übernommen, und inzwischen findet auch das normale Leben wieder statt. Wir wollen unsere Kulturnetzwerke ausbauen, eine zusätzliche Leader-Region aufbauen und viele andere Dinge, die wir uns schon vorgemerkt hatten. Durch eine personelle Verstärkung im Gesundheitsamt hat sich der Landrat einen sanften Übergang gewünscht, und das haben wir auch vollzogen, so dass ich ab Mitte Oktober die Aufgabe langsam an die Kollegin Nina Opfermann abgeben konnte. Ich stehe natürlich in der zweiten Reihe jederzeit zur Verfügung.

    Was nehmen Sie persönlich mit aus dieser Zeit?

    Dröse: Ich bin mit dieser Aufgabe, glaube ich, auch persönlich gewachsen. Ich habe neue Netzwerke geknüpft, ich hab ganz andere Einblicke gewonnen. Ich hab Menschen kennengelernt, die große Angst verspürt haben, aber eben auch große Dankbarkeit. Das waren Begegnungen, die mich sehr bewegt haben. Am meisten hat mich am Ende doch beeindruckt, dass wir es immer geschafft haben – die Hilfsorganisationen, die Ärzte, die Kolleginnen und Kollegen hier im Haus und bei der Stadt – uns auf die Aufgabe zu konzentrieren und an einem Strang zu ziehen.

    Was hätten sie denn rückblickend anders gemacht?

    Dröse: Ganz ehrlich, es gab rückblickend gar keine Zeit, darüber nachzudenken, was man hätte anders machen können. Die Zeit war einfach nicht gegeben, sich hinzusetzen, einen Plan zu machen, eine Strategie auszuarbeiten. Man hat fast von der Hand in den Mund agiert. Am Freitagabend kam eine Vorschrift, und die galt es bis Montag früh umzusetzen.

    Zur PersonMichael Dröse (53) leitet seit 2015 im Landratsamt den Fachbereich Kreisentwicklung. Zuvor war der vierfache Familienvater 18 Jahre lang Geschäftsleiter des Zweckverbands Sing- und Musikschule Würzburg.Zu Dröses Aufgabengebieten gehören unter anderem die Bereiche Wirtschaftsförderung, Regionalmanagement, Öko-Modellregion, Kulturpflege sowie Tourismus. Dabei widmet sich der Fachbereich unter anderem der Unterstützung und Vernetzung der fünf kommunalen Allianzen im Landkreis und der Vertiefung der Kooperation mit der Stadt Würzburg.Zusammen mit Thomas Kühner von der Stadt Würzburg war Michael Dröse bis vor kurzem Projektleiter für die staatliche Impfkampagne in Stadt und Landkreis. Quelle: meg

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